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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Galgenstrick!«
    Er hielt ihn fest, und die beiden Diener banden ihm kunstgerecht die Hände. Der Jüngling war im ersten Augenblick verblüfft, dann aber drehte er sich zu mir herum.
    »Was soll das sein, Emir?«
    »Du wirst mit uns gehen.«
    »Ich bin kein Gefangener, ich bleibe hier!«
    Da drängte sich ein altes Weib herbei.
    »Allah kerihm, Emir! Was willst du mit meinem Sohne thun?«
    »Er wird uns begleiten.«
    »Er? Der Stern meines Alters, der Ruhm seiner Gespielen, der Stolz seines Stammes? Was hat er gethan, daß du ihn bindest wie einen Mörder, den die Blutrache ereilt?«
    »Schnell, Sir! Bindet ihn an das Pferd und dann vorwärts!«
    Sofort gab ich das Zeichen zum Aufbruch und ritt davon. Ich hatte erst Mitleid mit dem so schwer bestraften Stamme gehabt, jetzt aber widerte mich jedes Gesicht desselben an, und als wir das Lager und das Wehegeheul hinter uns hatten, war es mir, als ob ich aus einer Räuberhöhle entronnen sei.
    Halef hatte sich mit seinen drei Kamelen an die Spitze des Zuges gestellt. Ich ritt zu ihm heran.
    »Liegen sie bequem?«
    »Wie auf dem Diwan des Padischah, Sihdi.«
    »Haben sie gegessen?«
    »Nein, Milch getrunken.«
    »Um so besser. Können sie reden?«
    »Sie haben nur einzelne Worte gesprochen, aber in einer Sprache, welche ich nicht verstehe, Effendi.«
    »Es wird Kurdisch sein.«
    »Kurdisch?«
    »Ja. Ich halte sie für Teufelsanbeter.«
    »Teufelsanbeter? Allah il Allah! Herr, behüte uns vor dem dreimal gesteinigten Teufel! Wie kann man den Teufel anbeten, Sihdi!«
    »Sie beten ihn nicht an, obgleich man sie so nennt. Sie sind sehr brave, sehr fleißige und ehrliche Leute, halb Christen und halb Muselmänner.«
    »Darum haben sie auch eine Sprache, die kein Moslem verstehen kann. Kannst du sie sprechen?«
    »Nein.«
    Er fuhr beinahe erschrocken auf.
    »Nicht? Sihdi, das ist nicht wahr, du kannst alles!«
    »Ich verstehe diese Sprache nicht, sage ich dir.«
    »Gar nicht?«
    »Hm! Ich kann eine Sprache, welche verwandt mit der ihrigen ist; vielleicht, daß ich da einige Worte finde mich ihnen verständlich zu machen.«
    »Siehst du, daß ich recht hatte, Sihdi!«
    »Nur Gott weiß alles; das Wissen der Menschen aber ist Stückwerk. Weiß ich doch nicht einmal, wie Hanneh, das Licht deiner Augen, mit ihrem Halef zufrieden ist!«
    »Zufrieden, Sihdi? Bei ihr kommt erst Allah, dann Mohammed, dann der Teufel, den du ihr an der Kette geschenkt hast, und dann kommt aber gleich Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah.«
    »Also nach dem Teufel kommst du!«
    »Nicht nach dem Scheïtan, sondern nach deinem Geschenk, Sihdi!«
    »So sei ihr dankbar und gehorche ihr!«
    Nach dieser Vermahnung ließ ich den kleinen Mann allein.
    Es versteht sich ganz von selbst, daß unsere Rückreise wegen der Tiere viel langsamer von statten ging, als die Hinreise. Bei Sonnenuntergang erreichten wir eine Stelle, welche noch unterhalb Dschebbar lag und sich, da sie mit Blumen und üppigem Grün überdeckt war, sehr gut zum Nachtlager eignete. Die Hauptaufgabe war jetzt, sowohl die Herden als auch die Abu Hammed zu überwachen; ich traf also die nötigen Maßregeln. Ich hatte mich am späten Abend bereits zum Schlafe eingehüllt, als Sir Lindsay noch einmal herbeikam.
    »Entsetzlich! Fürchterlich, Sir!«
    »Was?«
    »Hm! Unbegreiflich!«
    »Was denn? Ist Euer Gefangener verschwunden?«
    »Der? No! Liegt fest angebunden!«
    »Nun, was ist denn so entsetzlich und unbegreiflich?«
    »Hauptsache vergessen!«
    »Nun? Redet nur!«
    »Trüffeln!«
    Jetzt mußte ich hellauf lachen.
    »O, das ist allerdings entsetzlich, Sir, zumal ich im Lager der Abu Hammed ganze Säcke voll davon stehen sah.«
    »Wo nun Trüffeln her?«
    »Wir werden morgen Trüffeln haben, verlaßt Euch darauf!«
    »Schön! Gute Nacht, Sir!«
    Ich schlief ein, ohne mit den drei Kranken gesprochen zu haben. Am andern Morgen stand ich schon früh bei ihnen. Die Körbe waren so gestellt, daß ihre Insassen einander sehen konnten. Ihr Aussehen war ein wenig besser geworden, und sie hatten sich bereits so erholt, daß ihnen das Sprechen keine Beschwerden mehr machte.
    Wie ich bald bemerkte, sprachen alle drei sehr gut arabisch, obgleich sie gestern in halbbewußtlosem Zustande nur Worte ihrer Muttersprache hervorgebracht hatten. Als ich mich ihnen nahete, erhob sich der eine und sah mich freudig forschend an.
    »Du bist es!« rief er, ehe ich grüßen konnte. »Du bist es! Ich erkenne dich wieder!«
    »Wer bin ich,

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