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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mysteriösen Trank überwunden und uns die Pfeifen neu gestopft hatten, begaben wir uns auf den Kleiderhandel. Der Kaffeewirth hatte uns einen Ort beschrieben, an dem wir das Gesuchte finden könnten. Der Handel wurde unter der schweigsamen Assistenz des Engländers und zu seiner sichtbaren Befriedigung abgeschlossen. Er erhielt ein vollständiges, roth und schwarz karrirtes Gewand für einen verhältnißmäßig billigen Preis. Dann wurden auch die übrigen Einkäufe besorgt und die Diener mit denselben nach Hause geschickt. Der Kurde erhielt als Geschenk einen perlengestickten und gefüllten Tabaksbeutel, den er mit stolzer Genugthuung sofort an seinem Gürtel befestigte, damit dieser Beweis seiner männlichen Würde Jedermann in die Augen falle.
    Nun begann ich mit dem Engländer allein einen Gang durch die Stadt, um dieselbe einigermaßen kennen zu lernen, und erhielt die Überzeugung, daß diese einst so wichtige Grenzfestung, auf welche die Türken auch heute noch einen nicht geringen Werth legen, von einigen hundert unternehmenden Kurden leicht überrumpelt werden könne. Die wenigen Soldaten, welche wir trafen, sahen hungrig und fieberkrank aus, und die Vertheidigungswerke befanden sich in einem Zustande, der ihnen alles Recht auf diesen Namen raubte.
    Als wir heimkehrten, wartete der Agha bereits meiner.
    »Emir, ich harre schon lange auf Dich.«
    »Warum?«
    »Ich soll Dich zum Mutesselim bringen.«
    »Bringen?« frug ich mit lächelnder Betonung dieses Wortes.
    »Nein, sondern begleiten. Ich habe ihm Alles erzählt und diesem Aufseher des Palastes die Fäuste unter die Nase gehalten. Allah beschützte ihn, sonst hätte ich ihn vielleicht gar getödtet oder erwürgt!«
    Dabei rollte er die Augen und bog die zehn Finger wie Zangen zusammen.
    »Was sagte der Commandant?«
    »Emir, soll ich die Wahrheit sagen?«
    »Ich erwarte das!«
    »Er ist nicht erfreut über Deinen Besuch.«
    »Ah! Warum nicht?«
    »Er liebt die Fremden nicht und empfängt überhaupt sehr selten Besuche.«
    »Ist er ein Einsiedler?«
    »Nein. Aber er bekommt als Commandant neben freier Wohnung monatlich sechstausendsiebenhundertachtzig Piaster, und es geht ihm, wie uns Allen: er hat seit elf Monaten nichts erhalten und weiß nicht, was er essen und trinken soll. Kann er sich da freuen, wenn er wichtige Besuche erhält?«
    »Ich will ihn sehen und sprechen, aber nicht bei ihm essen!«
    »Das geht nicht. Er muß Dich standesgemäß und würdig empfangen, und darum hat er die – die – – –«
    Er wurde verlegen.
    »Was? Die – die – – –?«
    »Die hiesigen Juden zu sich kommen lassen, um fünfhundert Piaster von ihnen zu leihen. Das braucht er, um zu kaufen, was er zu Deinem Empfange nöthig hat.«
    »Sie haben es ihm gegeben?«
    »Allah illa Allah; sie hatten selbst nichts mehr, denn sie haben ihm bereits Alles geben müssen. Nun hat er sich einen Hammel geborgt und noch Vieles dazu. Das ist sehr schlimm, besonders für mich, Emir!«

»Warum für Dich?«
    »Weil ich ihm diese fünfhundert Piaster leihen oder – oder – – –«
    »Nun, oder – – –«
    »Oder Dich fragen muß, ob Du – Du – – –«
    »Sprich doch weiter, Agha!«
    »Ob Du reich bist. Oh, Emir, ich hätte ja selbst auch keinen einzigen Para, wenn Du mir heute nichts gegeben hättest! Und davon habe ich an Mersinah fünfunddreißig Piaster geben müssen!«
    Zu meinem Empfange dem Mutesselim fünfhundert Piaster borgen, das heißt so viel wie schenken! Das waren ungefähr hundert Mark. Hm, ich war ja durch das Geld, welches ich bei dem Thiere von Abu Seïf gefunden hatte, nicht ganz mittellos, und für unsern Zweck konnte das Wohlwollen des Mutesselim von großem Vortheile sein. Fünfhundert Piaster konnte ich allenfalls geben, und ebensoviel rechnete ich auf Master Lindsay, der für ein Abenteuer sehr gern diese für ihn so geringfügige Summe verausgabte. Daher begab ich mich in die Stube des Engländers, während der Agha auf mich warten mußte.
    Sir David war grad mit dem Umkleiden beschäftigt. Sein langes Angesicht strahlte vor Vergnügen.
    »Master, wie sehe ich aus?« frug er.
    »Ganz Kurde!«
    »Well; gut, sehr gut! Ausgezeichnet!«
    »Aber wie wickeln Turban?«
    »Gebt her das Zeug!«
    Er hatte in seinem Leben noch kein Turbantuch in der Hand gehabt. Ich setzte ihm die Mütze auf das strahlende Haupt und schlang ihm das rothschwarze Zeug kunstvoll um dieselbe herum. So brachte ich einen jener riesigen Turbane fertig, wie sie hier zu

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