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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beiden Lieutenants ritten herbei und hielten uns die Steigbügel. Ich griff in die Tasche und gab jedem von ihnen ein silbernes Zehnpiasterstück. Sie steckten es befriedigt zu sich, ohne im Geringsten in ihrer Offiziersehre verletzt zu sein. Der türkische subalterne Offizier ist, besonders in entlegenen Garnisonen, selbst heute noch der Diener seines nächst höheren Vorgesetzten und stets gewohnt, sich als solchen betrachten zu lassen.
    Dem Agha gab ich das Zeug und die Börse.
    »Melde uns an, und gib dem Commandanten dieses Geschenk!«
    Er ging würdevoll voran, und wir folgten. Unter dem Thore stand der Nazardschi des Palastes. Er empfing uns jetzt ganz anders als beim ersten Male. Er kreuzte die Arme über der Brust, verbeugte sich tief und murmelte demüthig:
    »Bendeniz el öpir; aghamin size selami wer – Euer Diener küßt die Hand; mein Herr läßt sich Euch empfehlen!«
    Ich schritt an ihm vorüber, ohne ihm zu antworten, und auch Lindsay that, als habe er ihn gar nicht bemerkt. Ich muß gestehen, daß mein Master Fowling-bull trotz der schreienden Farbe seines Anzuges einen ganz respektablen Eindruck machte. Der Anzug paßte, wie für ihn gemacht, und das Bewußtsein, ein Engländer und dazu auch reich zu sein, gab seiner Haltung eine Sicherheit, die hier ganz am Platze war.
    Der Aufseher nahm trotz seiner offenen Mißachtung doch den Vortritt und führte uns eine Treppe empor in einen Raum, der das Vorzimmer zu bilden schien. Dort saßen die Beamten des Commandanten auf armseligen Teppichen. Sie erhoben sich bei unserm Eintritte und begrüßten uns ehrfurchtsvoll. Es waren meist Türken und einige Kurden dabei. Die Letztern machten, wenigstens in Beziehung auf ihr Äußeres, einen viel bessern Eindruck als die Ersteren, die sich in keiner so guten wirtschaftlichen Lage zu befinden schienen. An einer der Fensteröffnungen stand ein Kurde, den man sofort für einen freien Mann der Berge halten mußte. Er schaute mit finsterer, ungeduldiger Miene hinaus in’s Freie. Einer der Türken trat auf mich zu:
    »Du bist der Emir Hadschi Kara Ben Nemsi, den der Mutesselim erwartet?«
    »Ich bin es.«
    »Und dieser Effendi ist Hadschi Lindsay-Bey, welcher das Gelübde gethan hat, nicht zu sprechen?«
    »Ja.«
    »Ich bin der Basch Kiatib des Commandanten. Er läßt Dich bitten, einige Augenblicke zu warten.«
    »Warum? Ich bin nicht gewohnt, zu warten, und er hat gewußt, daß ich komme!«
    »Er hat eine wichtige Abhaltung, die nicht lange währen wird.«
    Was dies für eine wichtige Abhaltung war, konnte ich bald bemerken. Nämlich ein Diener kam äußerst eilfertig aus dem Zimmer des Mutesselim gestürzt und kehrte nach einiger Zeit mit zwei Büchsen zurück, auf denen die Deckel fehlten. Die größere enthielt Tabak und die kleinere gebrannte Kaffeebohnen. Der Commandant hatte diese nothwendigen Sachen erst nach Empfang unseres Geldes holen lassen können. Vor der Rückkehr seines Dieners trat der Agha aus dem Zimmer des Mutesselim.
    »Effendi, verzeihe noch einen Augenblick! Du wirst sofort eintreten können!«
    Da wandte sich der am Fenster stehende Kurde zu ihm:
    »Und wann endlich werde ich eintreten dürfen?«
    »Du wirst noch heute vorgelassen.«
    »Noch heute? Ich bin eher dagewesen als dieser Effendi, und auch eher als alle diese Andern. Meine Sache ist nothwendig, und ich muß noch heute wieder aufbrechen!«
    Selim Agha rollte die Augen.
    »Diese Effendi’s sind ein Emir und ein Bey, Du aber bist nur ein Kurde. Du kommst erst nach ihnen!«
    »Ich habe ein gleiches Recht wie sie, denn ich bin der Abgesandte eines tapfern Mannes, der auch ein Bey ist!«
    Das freimüthige, furchtlose Wesen dieses Kurden gefiel mir ungemein, obgleich seine Beschwerde indirekt gegen mich gerichtet war. Den Agha aber schien sie außerordentlich zu erzürnen; denn er begann seinen Augenwirbel von Neuem und antwortete:
    »Du kommst erst später daran, und vielleicht auch gar nicht. Wenn Dir das nicht gefällt, so kannst Du gehen! Dir ist ja nicht einmal das Nothwendigste bekannt, um vor einem großen, einflußreichen Manne erscheinen zu dürfen!«
    Ah, der Kurde hatte also das ›Nothwendigste‹, nämlich das Bakschisch, vergessen. Er ließ sich aber nicht einschüchtern, sondern antwortete:
    »Weißt Du, was das Nothwendigste für einen Berwari-Kurden ist? Dieser Säbel ist es!« Dabei schlug er an den Griff der genannten Waffe. »Willst Du eine Probe davon versuchen? Mich sendet der Bey von Gumri; es ist eine Beleidigung

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