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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gleich bezahle!«
    Er schmunzelte bei diesem Anerbieten vor Vergnügen im ganzen Gesichte. Der Engländer bemerkte, daß ich in die Tasche griff, um zu bezahlen. Er schüttelte den Kopf, zog seine eigne Börse hervor und reichte sie mir. Er konnte eine kleine Erleichterung derselben recht wohl verschmerzen; darum nahm ich drei Mahbub-Zechinen hervor und gab sie dem Agha.
    »Hier nimm! Das Übrige ist Bakschisch für Dich.«
    Das war mehr als das Doppelte von dem, was er zu erhalten hatte; darum machte er ein sehr vergnügtes Gesicht und meinte sehr respektvoll:
    »Emir, der Kuran sagt: ›Wer doppelt gibt, dem wird es Allah hundertfach segnen.‹ Allah ist Dein Schuldner; er wird es Dir reichlich vergelten!«
    »Wir brauchen nun Teppiche und Pfeifen für unsere Zimmer. Wo kann man diese geliehen bekommen, Agha?« frug ich ihn.
    »Herr, wenn Du noch zwei solche Goldstücke gibst, wirst Du Alles erhalten, was Dein Herz begehrt.«
    »Hier hast Du sie!«
    »Ich eile, um Euch zu bringen, was Du brauchst.«
    Wir verließen den Garten. Im Hofe stand Mersinah, die Seele des Palastes. Ihre Hände waren jetzt von Ruß geschwärzt. Sie rührte mit dem Zeigefinger in einem Gefäße voll zerlassener Butter.
    »Emir, wirst Du die Zimmer nehmen?«
    Bei dieser Frage mochte ihr einfallen, daß der Finger kein integrirender Theil des Napfes sei; sie zog ihn also heraus und strich ihn sehr behutsam an der herausgestreckten Zunge ab.
    »Ich werde sie behalten; auch den Schuppen und den Garten.«
    »Er hat bereits Alles bezahlt,« bemerkte der Agha nachdrücklich.
    »Wie viel?« frug sie.
    »Fünfunddreißig Piaster für die erste Woche.«
    Von dem Bakschisch sagte der Schalk nichts. Ob er wohl auch in dieser Beziehung unter dem Paputsch seiner ›Myrte‹ stand? Ich nahm noch eine Mahbub-Zechine aus der Börse und gab sie ihr.
    »Hier nimm, Du Perle der Gastfreundschaft! Das ist das erste Bakschisch für Dich. Wenn wir mit Dir zufrieden sind, wirst Du mehr erhalten.«
    Sie griff höchst eilfertig zu und steckte das Geld in ihren Gürtel.
    »Ich danke Dir, o Herr! Ich werde darüber wachen, daß Du Dich in meinem Hause so wohl befindest, wie im Schooße des Erzvaters Ibrahim. Ich sehe, daß Du der Emir der tapfern Krieger bist, welche die Frauen verehren und Bakschisch geben. Geht hinauf in Eure Zimmer! Ich werde Euch einen steifen Pirindsch machen, mit sehr viel zerlassener Butter darüber!«
    Dabei fuhr sie selbstvergessen und ›in der Gewohnheit holder Sitte‹ mit dem Finger wieder in den Napf und begann von Neuem zu rühren. Ihr Anerbieten war ein sehr leutseliges, aber – brrrr!
    »Deine Güte ist groß,« antwortete ich, »aber wir haben leider keine Zeit, sie anzunehmen, da wir jetzt ausgehen müssen.«
    »Aber Du wünschest doch, daß ich die Speisen für Euch bereite, Emir?«
    »Du sagtest doch, daß Du Tag und Nacht zu arbeiten hättest, um nur den Agha zu bedienen; wir dürfen Dich also nicht noch mehr belästigen. Übrigens steht zu erwarten, daß wir oft zu Tische geladen werden, und wenn dies nicht der Fall ist, so werden wir unser Essen beim Jemegidschi holen lassen.«
    »Aber das Ehrenmahl darfst Du mir doch nicht versagen!«
    »Nun wohl, so siede uns einige Eier; etwas Anderes dürfen wir heute nicht essen.«
    Das war das Einzige, was man füglicher Weise aus den Händen der zarten ›Myrte‹ genießen konnte.
    »Eier? Ja, die sollst Du haben, Effendi,« antwortete sie geschäftig; »aber wenn Ihr sie esset, so schonet der Schalen, denn Agha Selim gebraucht sie als Becher, und dieser Unvorsichtige ist so unbedachtsam, sie alle zu zerbrechen.«
    Wir zogen uns für kurze Zeit in unsere Räume zurück, in denen der Agha bald mit den Decken, Teppichen und Pfeifen erschien, die er sich bei den betreffenden Händlern ausgeliehen hatte. Sie waren neu und darum reinlich, so daß wir zufrieden sein konnten. Dann erschien Mersinah mit dem Deckel einer alten Holzschachtel, welcher als Präsentirteller diente. Auf demselben befanden sich die Eier, welche uns zum Ehrenmahle dienen sollten. Daneben lagen einige halb verbrannte Teigfladen und – auch der berühmte Butternapf stand dabei, umgeben von einigen Eierschalen, in denen sich schmutziges Salz, grob gestoßener Pfeffer und ein sehr zweifelhafter Kümmel befand. Messer oder Eierlöffel gab es natürlich nicht.
    Diese lukullische Empfangsgasterei, zu welcher wir die Höflichkeit hatten, auch Mersinah einzuladen, wurde bald und glücklich überwunden. Sie bedankte sich

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