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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Amadijah, dessen Tochter krank ist.«
    »Was hat dies mit uns zu thun?«
    »Verzeihe, Sihdi! Als ich vorhin Brod kaufte, kam ein Mann gerannt, der mich beinahe über den Haufen riß. Ich fragte ihn, was er so eilig zu laufen habe, und er sagte mir, daß er nach einem Hekim suche, weil seine Tochter ganz plötzlich krank geworden sei und vielleicht sterben müsse. Da rieth ich ihm, zu Dir zu kommen, wenn er keinen Arzt finden könne, und nun ist er da.«
    »Das hast Du dumm gemacht, Halef. Du weißt ja, daß ich die kleine Apotheke, aus welcher ich am Nil kurirte, gar nicht mehr besitze!«
    »O, Sihdi, Du bist ein großer Gelehrter und kannst einen Kranken auch ohne die Körner gesund machen, die Du damals gabst.«
    »Aber ich bin doch eigentlich kein Arzt!«
    »Du kannst Alles!«
    Was war zu thun? Halef hatte in Erinnerung an die damaligen Backschisch jedenfalls wieder einmal sehr Großes von mir berichtet, und ich war nun Derjenige, der den angeschnittenen Apfel zu verspeisen hatte.
    »Die Wirthin ist klüger wie Du, Halef! Aber gehe und hole den Mann herauf!«
    Er ging und schob bald nachher einen Fremden herein, dem der Schweiß von der Stirn in den Bart herabtropfte. Es war ein Kurde; das sah man an dem Tolik, der ihm unter dem etwas gelüpften Turban hervor über die Stirne herabfiel; doch trug er türkische Kleidung.
    »Sallam!« grüßte er eilig. »O Herr, komm schnell, sonst stirbt meine Tochter, die bereits von dem Himmel redet!«
    »Was fehlt ihr?«
    »Sie ist von einem bösen Geist besessen, der sie umbringen wird.«
    »Wer sagte das?«
    »Der alte türkische Hekim, den ich holte. Er hat ihr ein Amulett umgehangen, aber er meinte, daß es nicht helfen werde.«
    »Wie alt ist Deine Tochter?«
    »Sechzehn Jahre.«
    »Leidet sie an Krämpfen oder Fallsucht?«
    »Nein, sie ist niemals krank gewesen bis auf den heutigen Tag.«
    »Was thut der böse Geist mit ihr?«
    »Er ist ihr in den Mund gefahren, denn sie klagte, daß er ihr den Hals zerkratze; dann machte er ihr die Augen größer, damit er herausgucken könne. Ihr Mund ist roth und auch ihr Gesicht, und nun liegt sie da und redet von den Schönheiten des Himmels, in den sie blicken kann.«
    Hier war schleunige Hilfe nöthig, denn es lag jedenfalls eine Vergiftung vor.
    »Ich will sehen, ob ich Dir helfen kann. Wohnest Du weit von hier?«
    »Nein.«
    »Gibt es außer dem alten Hekim noch einen Arzt?«
    »Nein.«
    »So komm schnell!«
    Wir eilten fort. Er führte mich durch drei Gassen und dann in ein Haus, dessen Äußeres eine gewisse Stattlichkeit zeigte. Der Besitzer desselben konnte nicht zu den ärmeren Leuten gehören. Wir passirten zwei Zimmer und traten dann in ein drittes. Auf einem niedrigen Polster lag ein Mädchen lang ausgestreckt auf dem Rücken. An ihrer Seite knieten einige weinende Frauen, und in der Nähe hockte ein alter Mann, der seinen Turban abgenommen hatte und, gegen die Kranke gerichtet, laute Gebete murmelte.
    »Bist Du der Hekim?« frug ich ihn.
    »Ja.«
    »Was fehlt dieser Kranken?«
    »Der Teufel ist in sie gefahren, Herr!«
    »Albernheit! Wenn der Teufel in ihr steckte, würde sie nicht von dem Himmel sprechen.«
    »Herr, das verstehest Du nicht! Er hat ihr das Essen und Trinken verboten und sie schwindelig gemacht.«
    »Laßt mich sie sehen!«
    Ich schob die Weiber beiseite und kniete neben ihr nieder. Es war ein sehr schönes Mädchen.
    »Herr, rette meine Tochter vom Tode,« jammerte eine der Frauen, »und wir werden Dir Alles geben, was wir besitzen.«
    »Ja,« bestätigte der Mann, welcher mich geholt hatte. »Alles, Alles sollst Du haben, denn sie ist unser einziges Kind, unser Leben.«
    »Rette sie,« ertönte eine Stimme aus dem Hintergrunde des Raumes; »so sollst Du Reichthum besitzen und Gottes Liebling sein!«
    Ich schaute nach dieser Gegend hin und sah eine alte Frau, deren Äußeres mich schaudern machte. Sie schien ihre hundert Jahre zu zählen; ihre Gestalt war tief gebeugt und bestand wohl nur aus Haut und Knochen; ihr fürchterlich hageres Gesicht machte geradezu den Eindruck eines Todtenkopfes, aber von ihrem Haupte hingen zwei schwere weiße Haarzöpfe fast bis auf den Boden herab.
    »Ja, rette sie, rette mein Urenkelkind!« wiederholte sie, indem sie bittend die gefalteten, ausgedorrten Hände erhob, von denen ein Rosenkranz hernieder hing. »Ich werde niederknieen und zur schmerzensreichen Mutter Gottes bitten, daß es Dir gelingen möge.«
    Eine Katholikin! Hier unter den Kurden und Türken!
    »Bete,«

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