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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mich und trat hinaus auf den Corridor, wo Halef stand.
    »Bringe vom allerbesten Tabak, und hier hast Du Geld; gehe in das Haus, wo Du mich geholt hast, und verlange von dem Juden solchen Wein von Türbedi Haidari, wie ich vorhin getrunken habe.«
    »Wie viel soll ich bringen?«
    »Ein Gefäß, in welches zehn Krüge gehen von der Sorte, die der Jude hat. Er wird Dir ein solches Gefäß borgen.«
    »Bringe ich das Getränk des Teufels in’s Zimmer hinein?«
    »Nein. Ich hole es aus Deiner Stube. Aber der Baschi-Bozuk darf nichts wissen. Gib ihm dieses Bakschisch. Er mag ausgehen und so lange bleiben, als es ihm beliebt. Er kann ja zur Wache gehen, um sich dem Basch Tschausch zu zeigen, mit dem er morgen reisen wird. So werden wir ihn los!«
    Als ich wieder eintrat, reichte der Agha dem Commandanten grad den Schlüssel hin. Dieser steckte ihn in seinen Gürtel und sagte zu mir:
    »Weißt Du, daß der Makredsch widersetzlich gewesen ist?«
    »Ja. Er hat erst den Agha bestechen wollen und ihm dann gar nach dem Leben getrachtet.«
    »Er wird es büßen!«
    »Und,« fügte Selim bei, »als ich ihn aufforderte, seine Taschen zu leeren, that er es nicht.«
    »Was hatte er darin?«
    »Viel Geld!«
    »Emir, wem gehört dieses Geld?« frug mich der Commandant lauernd.
    »Du hast es in Empfang zu nehmen.«
    »Das ist richtig. Laß uns gehen!«
    »Mutesselim, Du willst mich verlassen?« frug ich. »Willst Du mich beleidigen?«
    »Ich bin Dein Besuch, aber nicht Dein Gast!«
    »Ich habe nicht gewußt, daß Du kommst. Erlaube mir, Dir eine Pfeife zu stopfen, wie man sie hier selten raucht.«
    Eben trat Halef ein und brachte den Tabak; es war Master Lindsay’s Sorte; der Commandant fand sie sicher gut. Übrigens war ich sehr fest entschlossen, daß er ohne meinen Willen meine Stube nicht verlassen solle. Doch, es kam glücklicherweise nicht zum Äußersten, denn er nahm die Pfeife an. Aber im Laufe der ferneren Unterhaltung merkte ich, daß seine Augen sehr erwartungsvoll an der Thüre hingen. Er wollte Kaffee haben. Deßhalb erkundigte ich mich:
    »Hast Du die Medizin erhalten, Herr?«
    »Ja. Ich danke Dir, Effendi!«
    »War es genug?«
    »Ich habe noch nicht gezählt.«
    »Und sie auch noch nicht gekostet?«
    »Ein wenig.«
    »Wie war sie?«
    »Sehr gut. Aber ich habe gehört, daß es auch ganz süße gibt!«
    Der gute Agha wußte sehr genau, wovon die Rede war. Er schmunzelte lüstern und blickte mich mit verführerisch blinzelnden Augen an.
    »Es gibt ganz süße,« antwortete ich.
    »Aber sie ist selten?«
    »Nein.«
    »Und heilsam?«
    »Sehr. Sie gleicht der Milch, die aus den Bäumen des Paradieses fließt.«
    »Aber in Amadijah gibt es keine?«
    »Ich kann welche bereiten, überall, auch in Amadijah.«
    »Und wie lange dauert es, bis sie fertig ist?«
    »Zehn Minuten. Willst Du so lange warten, so sollst Du den Trank des Paradieses schmecken, der Mohammed von den Houris gereicht wird.«
    »Ich warte!«
    Seine Augen leuchteten sehr vergnügt, noch vergnügter aber die Augen des würdigen Selim Agha. Ich verließ das Zimmer und benutzte die angegebene Pause, um zu Mohammed Emin zu gehen.
    »Emir, nun ist es aus!« empfing mich dieser.
    »Nein, sondern nun geht es an!«
    »Aber Du erhältst nun den Schlüssel nicht!«
    »Vielleicht brauche ich ihn gar nicht. Harre nur geduldig aus.«
    Auch Lindsay kam geschlichen.
    »Von meinem Tabak geholt! Wer raucht ihn?«
    »Der Commandant.«
    »Sehr gut! Trinkt meinen Wein, raucht meinen Tabak! Ausgezeichnet!«
    »Warum sollte er nicht?«
    »Mag zu Hause bleiben! Flucht nicht stören!«
    »Vielleicht befördert er sie. Ich habe nach Wein geschickt.«
    »Wieder?«
    »Ja. Nach persischem. Reißt einen Elephanten nieder. Süß wie Honig und stark wie ein Löwe!«
    »Well! Trinke auch persischen!«
    »Habe dafür gesorgt, daß für Euch auch da ist. Ich werde die beiden Leute lustig machen, und dann werden wir sehen, was zu thun ist.«
    Nun ging ich in die Küche und ließ Feuer machen. Ehe es ordentlich brannte, kam Halef zurück. Er brachte ein großes Gefäß des gefährlichen Trankes. Ich setzte einen Topf voll davon über das Feuer und empfahl ihn der Fürsorge Mersinah’s. Dann kehrte ich zum Engländer zurück. »Hier ist Perser! Aber gebt Gläser her; sie sind bei Euch.«
    Als ich in meine Stube trat, blickten mir die beiden Türken erwartungsvoll entgegen.
    »Hier bringe ich die Medizin, Mutesselim. Koste sie zunächst, da sie kalt ist. Dann sollst Du auch sehen, wie sie das Herz

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