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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Euch begleiten.«
    »So komm, gib mir Deinen Arm!«
    »Du hast zwei Arme, Effendi,« meinte der Agha; »gib mir den andern!«
    Die beiden Männer hingen schwer an mir, aber ihr Rausch befand sich doch noch immer innerhalb desjenigen Stadiums, in welchem man noch leidlich Herr seiner selbst ist. Ihr Gang war unsicher, doch kamen wir rasch vorwärts. Die Gassen lagen finster und öde da. Kein Mensch begegnete uns.
    »Deine Arnauten werden erschrecken, wenn ich komme,« sagte der Mutesselim zum Agha.
    »Und ich mit Dir!« brüstete sich dieser.
    »Und ich mit Euch!« vervollständigte ich.
    »Ist der Araber noch da?«
    »Herr, glaubst Du, ich lasse solche Leute ausreißen?« frug Selim Agha sehr beleidigt.
    »Ich werde auch nach ihm sehen. Hat er auch Geld gehabt?«
    »Nein.«
    »Wie viel denkst Du, daß der Makredsch bei sich hat?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Er muß es hergeben. Aber, Selim, Deine Arnauten sollten dann eigentlich nicht dabei sein.«
    »So gebiete ich ihnen, fortzugehen.«
    »Und wenn sie lauschen?«
    »Ich riegele sie ein.«
    »Gut. Aber wenn wir fort sind, werden sie mit dem Gefangenen reden.«
    »Sie bleiben eingeriegelt.«
    »So ist es richtig. Dieses Geld gehört in die Kasse des Mutesselim, welcher dem Agha der Arnauten ein sehr gutes Bakschisch gibt.«
    »Wie viel, Herr?«
    »Das kann ich jetzt noch nicht wissen, denn ich muß erst sehen, wie viel er bei sich führt.«
    Wir kamen bei dem Gefängnisse an.
    »Schließe auf, Selim Agha!«
    »Herr, Du selbst hast doch den Schlüssel!«
    »Ja, richtig!«
    Er langte in den Gürtel und zog den Schlüssel hervor, um zu öffnen. Er probirte und probirte, fand aber das Schlüsselloch nicht.
    Darauf hatte ich allerdings gerechnet.
    »Erlaube, Effendi, daß ich Dir öffne!«
    Ich nahm den Schlüssel aus seiner Hand, machte auf, zog ihn wieder ab, trat in den Flur und steckte den Schlüssel von innen wieder in das Schloß.
    »Tretet ein. Ich werde wieder verschließen!«
    Sie kamen herein. Ich that, als ob ich zuschließen wolle, drehte aber den Schlüssel schnell wieder zurück und versuchte scheinbar, ob auch wirklich fest zugeschlossen sei.
    »Es ist zu. Hier hast Du Deinen Schlüssel, Mutesselim!«
    Er nahm ihn. Da kamen aus der hintern Zelle und auch von oben die Arnauten herbei, mit den Lampen in der Hand.
    »Ist Alles in Ordnung?« frug der Mutesselim mit Würde.
    »Ja, Herr.«
    »Ist Keiner entwischt?«
    »Nein.«
    »Auch der Araber nicht?«
    »Nein.«
    »Aber der Makredsch?«
    »Auch nicht,« antwortete der Sergeant bei diesem geistreichen Verhöre.
    »Das ist Euer Glück, Ihr Hunde. Ich hätte Euch todtpeitschen lassen. Packt Euch hinauf in Eure Stube! Selim Agha, schließe sie ein!«
    »Emir, willst Du es nicht thun?« frug mich dieser.
    »Gern!«
    Das war mir lieb. Der Agha nahm eine der Lampen, und ich führte die Leute nach oben.
    »Warum werden wir eingeschlossen, Herr?« frug der Sergeant.
    »Die Gefangenen werden verhört.«
    Ich ließ sie in ihre Zelle treten und schob die Riegel vor, dann stieg ich wieder die Treppe hinab. Da der Commandant und der Agha bereits nach hinten gingen, lag die Außenthüre im Dunkeln. Ich huschte hin und öffnete sie, so daß sie nur angelehnt blieb. Dann schritt ich schnell den Beiden nach.
    »Wo liegt er?« hörte ich den Mutesselim fragen.
    »Hier.«
    »Und wo liegt der Haddedihn?« frug ich, um dem Öffnen der andern Thüre zuvorzukommen; denn ich mußte darauf sehen, daß bei dem Araber zuerst aufgemacht wurde.
    »Hier hinter der zweiten Thüre.«
    »So mache einmal auf!«
    Der Commandant schien mit meinem Verlangen einverstanden zu sein. Er nickte mit dem Kopfe, und nun machte Selim auf.
    Der Gefangene hatte unser lautes Kommen gehört und stand aufrecht in seinem Loche. Der Mutesselim trat näher.
    »Du bist Amad, der Sohn von Mohammed Emin?«
    Er erhielt keine Antwort.
    »Kannst Du nicht reden?«
    Es erfolgte dasselbe Schweigen.
    »Hund, man wird Dir den Mund zu öffnen wissen! Morgen wirst Du fortgeschafft!«
    Amad sprach keine Silbe, hielt aber das Auge auf mich gerichtet, um sich keine meiner Mienen entgehen zu lassen. Ich gab ihm durch ein schnelles Aufziehen und Sinkenlassen der Brauen zu verstehen, daß er aufmerken solle; dann schob Selim die Riegel wieder vor.
    Jetzt wurde die andere Thüre geöffnet. Der Makredsch stand an die Mauer gelehnt. Sein Auge war erwartungsvoll auf uns gerichtet.
    »Makredsch, wie gefällt es Dir?« frug der Commandant ein wenig ironisch, wohl infolge des

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