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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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begann der Commandant.
    »Sage mir lieber, wie viel Ihr von mir verlangt!«
    »Ich kann erst dann eine Summe sagen, wenn ich weiß, ob Du sie auch bezahlen kannst.«
    »Versuche es einmal!«
    »Gibst Du dreitausend Piaster?«
    »Das ist mir zu viel,« meinte der Makredsch zurückhaltend.
    »So gibst Du viertausend.«
    »Herr! Du steigst ja in die Höhe!«
    »Makredsch, Du steigest ja abwärts! Ein Mutesselim braucht nicht mit sich feilschen zu lassen. Sagst Du nicht ja, so gehe ich noch höher.«
    »Ich habe es nicht. Zweitausend könnte ich Dir geben!«
    »Deine Hand ist verschlossen, aber Du wirst sie gern noch öffnen. Jetzt verlange ich fünftausend!«
    »Herr, ich will Dir die drei Tausend geben!«
    »Fünf habe ich gesagt!«
    Die Augen des Makredsch hafteten wüthend auf dem Commandanten, und die Angst um sein Geld stand ihm deutlich auf der Stirn geschrieben. Aber die Sorge für seine Freiheit war noch größer.
    »Versprichst Du mir, mich hinaus zu lassen, wenn ich Dich bezahle?«
    »Ich verspreche es Dir.«
    »Schwöre es mir bei dem Propheten!«
    »Ich schwöre es!«
    Diese Worte sprach der Mutesselim unbedenklich aus. Der Makredsch schien seinen Schwur zweideutig formulirt zu haben.
    »So zähle!«
    Er langte in die Taschen seiner weiten Beinkleider und zog ein Packet hervor, welches in ein seidenes Tuch geschlagen war. Er öffnete es und begann, die Summe auf dem Fußboden aufzuzählen, wobei der Agha leuchtete.
    »Ist es richtig?« frug er, als er fertig war.
    Der Mutesselim zählte nach und sagte dann:
    »Es sind Kaime mit dem Zahlwerthe von fünftausend Piaster. Aber Du wirst wissen, daß dieses Geld den vollen Werth nicht hat. Das Pfund Sterling kostet, mit Kaime bezahlt, jetzt einhundertvierzig statt einhundertzehn Piaster, und Du hast also noch zweitausend Piaster daraufzulegen!«
    »Herr, bedenke, daß die Kaime sechs Prozent Zinsen tragen!«
    »Früher war dies der Fall, aber auch nur bei einem Theile dieses Geldes; doch der Großherr zahlte auch für ihn keine Zinsen. Lege zweitausend dazu.«
    »Herr, Du bist ungerecht!«
    »Gut! Gehe in Dein Loch!«
    Dem Makredsch stand der Schweiß auf der Stirn.
    »Aber zweitausend macht es ja nicht!«
    »Wie viel denn?«
    »Dreizehnhundertunddreiundsechzig.«
    »Das bleibt sich gleich! Was ich sage, das habe ich gesagt. Du gibst noch zwei tausend!«
    »Herr, Du bist grausam wie ein Tiger!«
    »Und Dich wird der Geiz noch tödten!«
    Mit Grimm im Angesichte zählte der Makredsch von Neuem auf.
    »Hier, nimm!« sagte er endlich, tief Athem holend.
    Der Mutesselim zählte wieder nach, schob die Scheine zusammen und steckte sie zu sich.
    »Es stimmt!« meinte er. »Danke dem Propheten, daß er Dein Herz zur Einsicht bekehrt hat, denn sonst hätte ich noch mehr gefordert!«
    »Nun laß mich gehen!« forderte der Andere, sein Tuch wieder um die übrig gebliebenen Scheine schlagend.
    Der Commandant sah ihn mit sehr gut gespielter Verwunderung an.
    »Gehen lassen? Ja, aber erst dann, wenn Du bezahlt hast!«
    »Ich habe es doch gethan!«
    »Ja, mich hast Du bezahlt, aber noch nicht diesen Agha der Arnauten!«
    »Allah illa Allah!« rief der Gefangene zornig. »Du hast doch nur fünftausend Piaster verlangt!«
    »Allah hat Dir Deinen Verstand verdunkelt. Warum frugst Du nicht, für wen diese fünftausend Piaster seien? Sie waren nur für mich. Der Agha hat seinen Theil noch zu erhalten.«
    »Wie viel?«
    »Ebenso viel wie ich!«
    »Herr, der Satan redet aus Dir!«
    »Bezahle, so wird er schweigen!«
    »Ich bezahle nicht!«
    »So kehrest Du in Dein Loch zurück!«
    »Oh, Mohammed, oh, Ihr Khalifen, Ihr habt seinen Schwur gehört! Der Scheïtan ist bereits in ihm; er wird ihn umbringen!«
    »Das Öl dieser Lampe geht zur Neige. Wirst Du bezahlen oder nicht?«
    »Ich gebe ihm tausend!«
    »Fünftausend! Handle nicht, sonst steige ich höher!«
    »Ich habe sie nicht!«
    »Du hast sie. Ich habe es gesehen, daß es langen wird.«
    »So gebe ich – – –«
    »Soll ich etwa sechstausend fordern?«
    »Du bist ein Tyrann, ja, Du bist der Teufel selbst!«
    »Makredsch, wir sind mit einander fertig!«
    Er erhob sich langsam und vorsichtig.
    »Halt!« rief der Gefangene. »Ich werde bezahlen!«
    Die Freiheit stand ihm schließlich doch noch höher als das Geld. Er begann von Neuem aufzuzählen, während der Commandant sich wieder setzte. Das Packet langte wirklich; aber es blieben ihm nur noch einige Scheine übrig.
    »Hier liegt es,« meinte er, »und Allah verdamme Den, der es

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