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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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getrocknete Weintrauben, eingelegte Maulbeeren und ein Salat von Pflanzenblättern, die ich nicht kannte; es schien eine Nesselart zu sein.
    »Ser sere men at – Ihr seid mir willkommen!« grüßte sie. »Wie habt Ihr meinen Vater verlassen, den Nezanum von Spandareh?«
    »Wir haben ihn bei gutem Wohlsein verlassen, und auch die Andern hat Allah gesund erhalten,« antwortete ich.
    »Nehmet und esset einstweilen und habt die Güte, mir von Spandareh zu erzählen. Es ist eine lange Zeit, daß ich nichts gehört habe.«
    Ich erfüllte ihr den Wunsch so ausführlich wie möglich. Sie war ganz glücklich, mit mir über ihre Heimat plaudern zu können, und ließ sogar den Windhund aus dem Stalle holen, um ihm mit den Resten des Zickleins einen Beweis ihrer Freundschaft zu geben. Es gab hier ein Zusammenhalten der Familienglieder, welches mich sehr angenehm berührte.
    Als wir ihrer Dienste nicht mehr bedurften, verließ sie uns, und wir machten es uns auf den an die Wand geschobenen Kissen so bequem wie möglich. In diesem süßen Nichtsthun wurden wir durch den Eintritt eines Mannes gestört, den wir nicht erwartet hatten. Es war der verwundete Kurde. Er trug den Arm in einer Binde, die er sich um den Hals befestigt hatte.
    »Was willst Du?« frug ich ihn.
    »Ein Bakschisch, Herr!«
    »Ein Bakschisch? Wofür?«
    »Daß ich Dich nicht tödten werde.«
    »Ich höre, daß Dich das Fieber noch nicht verlassen hat. Wenn Einer von uns Beiden aus dem Grunde, welchen Du angibst, ein Bakschisch verdient hat, so bin nur ich es allein. Ich habe Dir nicht bloß versprochen, Dich nicht zu tödten, sondern Dir bereits das Leben erhalten, als Du Dich unter den Zähnen meines Hundes befandest. Was aber hast Du für mich gethan? Nach mir geschossen und gestochen hast Du. Und dafür verlangst Du ein Bakschisch? Gehe schnell fort, damit Du nicht hörest, daß wir über Dich lachen müssen!«
    »Herr, nicht dafür, daß ich auf Dich geschossen und nach Dir gestochen habe, verlange ich ein Bakschisch, sondern dafür, daß ich den Blutpreis angenommen habe.«
    »Den Blutpreis? Von wem?«
    »Vom Bey. Er hat ihn bezahlt.«
    »Wie viel hat er gegeben?«
    »Ein Pferd, eine Luntenflinte und fünfzig Schafe.«
    »Also bedeutend weniger, als Du von mir verlangtest.«
    »Er ist mein Scheik; ich mußte auf ihn hören. Aber weil es so wenig ist, darum sollst Du mir ein Bakschisch geben.«
    »Wäre ich ein freier, stolzer Kurde, ich würde nicht wie ein türkischer Hammal um ein Bakschisch betteln. Da Du es aber dennoch thust, so sollst Du es erhalten; aber nicht jetzt, sondern erst dann, wenn wir Abschied nehmen.«
    »Wie viel wirst Du mir geben?«
    »Das kommt ganz darauf an, wie Du Dich gegen uns verhalten wirst.«
    »Und wird unser Nezanum auch etwas erhalten?«
    »Hat er Dir geboten, mich darüber zu fragen?«
    »Ja, er that es.«
    »So sage ihm, daß ich nur dann einem Dilendschi etwas gebe, wenn er selbst mich bittet. Ist der Nezanum ein Mann, der von der Empfehlung des Propheten lebt, so soll er von Jedem von uns gern eine Gabe erhalten; aber er mag dann selbst zu uns kommen. Übrigens habe ich ihm bereits das Leben seines Sohnes geschenkt, und das ist mehr als jede andere Gabe.«
    Der Kurde ging. Er hatte den Blutpreis erhalten, aber sein Gesicht sah ganz so aus, als ob ich mich hüten müsse, ihm einmal unter andern Umständen zu begegnen.
    »Was wollte der Kerl?« frug Lindsay.
    »Der Bey hat ihm an unserer Stelle den Blutpreis bezahlt, und nun – –«
    »Wie? Der Bey?«
    »Aus Gastlichkeit!«
    »Nobel! Sehr nobel! Yes! Wie viel?«
    »Ein Pferd, eine Luntenflinte und fünfzig Schafe.«
    »Wie viel ist dies an Geld?«
    »Nicht mehr als fünf Pfund oder hundert Mark.«
    »Werde es ihm wiedergeben.«
    »Das wäre eine große Beleidigung, Sir. Wir müssen das durch ein Geschenk auszugleichen suchen.«
    »Gut! Schön! Was geben wir?«
    »Darüber wollen wir uns den Kopf jetzt noch nicht zerbrechen.«
    »Und nun verlangt dieser Mensch noch ein Bakschisch? – Master, was heißt auf Kurdisch ein Backenstreich, eine Ohrfeige oder eine Maulschelle?«
    »Sileik.«
    »Well! Warum habt Ihr ihm nicht einige Sileiks gegeben?«
    »Weil es nicht am Platze war. Ich habe ihm im Gegentheil ein Bakschisch versprochen, welches er erhalten soll, sobald wir von hier fortgehen.«
    »So erlaubt, daß ich es ihm gebe. Soll ihm zugleich zur Erinnerung und Besserung dienen!«
    Als der Bey seine Amtsgeschäfte erledigt hatte, kam er, um uns hinab in den Hof zu

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