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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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weißt Du dies so genau? Hast Du sie gesehen?«
    »Beide. Auch Du siehst sie, denn sie sitzen an Deiner Seite. Dieser Mann ist Mohammed Emin, der Scheik der Haddedihn, und dieser ist Amed el Ghandur, sein Sohn.«
    Der Kurdenhäuptling sprang auf und frug:
    »Wer ist dieser Andere?«
    »Mein Diener.«
    »Und dieser?«
    »Mein Freund, ein Mann aus dem Abendlande. Wir haben uns vereinigt und den Gefangenen aus Amadijah geholt,« sagte ich ohne Prahlerei.
    Jetzt entstand ein vollständiges Redegewirr von kurdischen Erklärungen, türkischen Ausrufungen und arabischen Begrüßungen. Es kam Alles zur Sprache, was die Kurden von den Haddedihn gehört hatten; auch ihr Kampf im Thale der Stufen. Ich mußte dabei den Dolmetscher machen, gestehe aber gern, daß mir bei dieser Arbeit der Schweiß in hellen Tropfen von der Stirne schoß. Meine Kenntniß des Kurdischen war gering, und das Arabische wurde ebenso wie das Türkische in einem Dialekt gesprochen, bei dem ich die Bedeutung der Worte und der Wortverbindungen mehr errathen als verstehen mußte. Dies gab Veranlassung zu zahlreichen Verwechslungen und Verdrehungen, über welche trotz aller unserer Würde lebhaft gelacht wurde.
    Am Schlusse dieser außerordentlich angeregten Unterhaltung gab uns der Bey die Versicherung, daß er Alles thun werde, um unser Fortkommen zu ermöglichen. Er versprach uns die zu mehreren Flößen nothwendigen Häute, einige sichere Führer, welche den Wasserlauf des Khabur und des oberen Zab Ala genau kannten, und auch Empfehlungen an die Schirwan- und Zibarkurden, durch deren Gebiet wir auf dieser Fahrt kommen mußten. Von einem Ritte über das Tura-Gharagebirge nach dem Akraflusse wollte er nichts wissen, da nach dieser Gegend hin sein Schutz uns mehr Schaden als Nutzen bringen würde.
    »Dort gibt es,« fügte er hinzu, »sehr viele christliche Nestorah, auch Teufelsanbeter und kleine Kurdenstämme, mit denen die Berwari in Feindschaft leben. Diese Leute sind lauter Räuber und Mörder, und die Gebirge sind so wild und unzugänglich, daß Ihr nie den Zab erreichen würdet. Nun aber ruht Euch aus und erlaubt mir, hier meines Amtes zu warten, bevor wir das Mahl einnehmen. Ich habe heute viel zu verhandeln, da ich morgen nicht in Gumri sein werde.«
    »Du willst nach Mia gehen?« frug ich.
    »Ja. Wer sagte es Dir?«
    »Ich habe von Dohub gehört, daß Du dort einen Hirtsch jagen willst.«
    »Einen? Es sind zwei ganze Familien, die den dortigen Heerden sehr viel Abbruch thun. Du mußt nämlich wissen, daß es im Lande der Kurden zahlreiche Bären gibt, und« – fügte er mit einigem Stolze hinzu – »die Giaurs dieses Landes sagen, daß es zwei große Plagen für sie gebe, von denen die eine grad so schlimm sei, wie die andere, nämlich die Kurden und die Bären.«
    »Wirst Du uns erlauben, mitzugehen?«
    »Ja, wenn Du es wünschest. Ihr sollt zusehen können, ohne dabei in Gefahr zu kommen.«
    »Wir wollen nicht zusehen, sondern mitkämpfen!«
    »Emir, der Bär ist ein gefährliches Thier!«
    »Du irrst. Der Bär, welcher die kurdischen Schluchten und Wälder bewohnt, ist ein sehr unschädliches Wild. Es gibt Länder, in denen die Bären doppelt so groß und stark sind, wie die Eurigen.«
    »Ich habe davon gehört. Es soll ein Land geben, wo man nur Eis und Wasser findet, und dort haben die Bären ein weißes Fell und werden von den dortigen Arabern Hirtsch el Buz genannt. Hast Du solche weiße Bären gesehen?«
    »Ja, obgleich ich nicht in jenen Ländern gewesen bin. Man fängt dort die Bären, um sie in anderen Gegenden für Geld sehen zu lassen. Aber es gibt noch ein Land mit fürchterlich großen Bären, welche ein graues Fell besitzen; das sind die stärksten und gefährlichsten. Ein solcher Bär ist gegen einen kurdischen wie ein Hasp gegenüber einem Sa, vor dem man sich hütet, ohne ihn grad zu fürchten.«
    »Und diesen hast Du auch gesehen?« fragte der Bey verwundert.
    »Ich habe mit ihm gekämpft.«
    »So bist Du Sieger geblieben, denn Du lebst noch. Ihr sollt auch mit unsern Bären kämpfen.«
    Er führte uns jetzt in eine Stube, in deren Mitte ein niedriges Sufra stand, um welches fünf Kissen gelegt waren. Nachdem er uns verlassen hatte, erschien eine Frau, und hinter ihr kamen einige Dienerinnen, welche ein kleines Vorgericht auftrugen, für den Fall, daß wir zu sehr Hunger hätten, um bis zum eigentlichen Mahle warten zu können. Es bestand aus einem Karik, welches zuerst gebraten und dann in Sahne gebacken war; dazu kamen

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