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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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reichen Kaufmannswitwe Chadidscha, der er mit solcher Treue und Aufopferung diente, daß sie ihn lieb gewann und ihn zu ihrem Gemahl machte. Das große Vermögen seiner Frau ging ihm aber später verloren. Er lebte nun bis zu seinem vierzigsten Jahre als Kaufmann und Händler. Er kam auf seinen weiten Reisen mit Juden und Christen, mit Bramahnen und Feueranbetern zusammen und gab sich Mühe, ihre Religionen kennen zu lernen. Er litt an der Epilepsie und in Folge dessen an einer Verstimmung des Nervensystems, welche ihn sehr zu Halluzinationen geneigt machte. Seine religiösen Grübeleien waren der Heilung dieser Krankheit nicht sehr förderlich. Er zog sich schließlich gar in eine Höhle zurück, welche in der Nähe von Mekka auf dem Berge Hara lag. Hier hatte er seine ersten Visionen.
    Der Kreis der Gläubigen, welcher sich um ihn versammelte, bestand zunächst nur aus seiner Frau Chadidscha, aus seinem Sklaven Zaïd, aus den beiden Mekkanern Othman und Abu Bekrund aus seinem jungen Vetter Ali, der später den Ehrennamen Areth-Allah erhielt und zu den unglücklichsten Helden des Islam gehört.
    Dieser Ali, dessen Name auf Deutsch »der Hohe, der Erhabene« bedeutet, war im Jahre 602 geboren und stand bei Muhammed in solchem Ansehen, daß er dessen Tochter Fatime zur Gemahlin erhielt. Als der Prophet im Kreise seiner Familie zum ersten Male seine neuen Glaubenssatzungen vortrug und dann fragte: »Wer unter Euch will mein Anhänger sein?« da schwiegen Alle; nur der junge Ali, begeistert von der gewaltigen Poesie des soeben gehörten Vortrages, rief in lautem, entschlossenem Tone: »Ich will es sein und nimmer von Dir lassen!« Das hat ihm Muhammed niemals vergessen.
    Er war ein tapferer, verwegener Kämpfer und hatte großen Theil an der so ungemein schnellen Ausbreitung des Islam. Dennoch wurde er, als Muhammed ohne letztwillige Verfügung starb, übergangen, und man wählte Abu Bekr, den Schwiegervater Mohammed’s, zum Khalifen. Diesem folgte im Jahre 634 ein zweiter Schwiegervater des Propheten, Namens Omar, welchem wieder Othman, ein Schwiegersohn Muhammed’s, nachfolgte. Dieser wurde im Jahre 656 von einem Sohne Abu Bekr’s erstochen. Man beschuldigte Ali der Anstiftung dieses Mordes, und als er von seiner Partei erwählt wurde, verweigerten ihm viele von den Statthaltern die Huldigung. Er kämpfte vier Jahre lang um das Khalifat und wurde im Jahre 660 von Abd-er-Rahmann erstochen. Er liegt in Kufa begraben, wo ihm auch ein Denkmal errichtet worden ist.
    Von hier an datirt sich die Spaltung, welche die Muhammedaner in zwei gegnerische Heerlager, in die Sunniten und die Schiiten, theilt. Diese Spaltung bezieht sich weniger auf die islamitischen Glaubenssätze als vielmehr auf die Personalfrage der Nachfolgerschaft. Die Anhänger der Schia behaupten nämlich, daß nicht Abu Bekr, Omar und Othman, sondern nur allein Ali das Recht gehabt hätte, der erste Stellvertreter des Propheten zu sein. Die zwischen den beiden Parteien dann ausgebrochenen Streitigkeiten über die Attribute Gottes, das Fatum, die Ewigkeit des Kuran und die einstige Vergeltung sind nicht als so wesentlich zu betrachten.
    Ali hinterließ zwei Söhne, Hassan und Hosseïn. Der Erstere wurde von den Schiiten zum Khalifen erwählt, während die Anhänger der Sunna Muawijah I., den Gründer der Ommajjaden-Dynastie, erkoren. Dieser Letztere verlegte seine Residenz nach Damaskus, machte das Khalifat erblich und erzwang bereits zu seinen Lebzeiten die Anerkennung seines Sohnes Dschezid, der sich später als ein solcher Wütherich zeigte, daß sein Andenken selbst von den Sunniten mit Fluch belegt wird. Hassan konnte sich gegen Muawijah nicht behaupten und starb im Jahre
670 in
Medinah an Gift.
    Sein Bruder Hosseïn widersetzte sich der Anerkennung Dschezid’s. Er ist der Held einer der tragischsten Episoden aus der Geschichte des Islam.
    Die Hand des Khalifen Muawijah ruhte schwer auf den Provinzen, und seine Statthalter unterstützten ihn dabei aus allen Kräften. So befahl zum Beispiel Zijad, der Statthalter zu Basra, daß nach Sonnenuntergang sich bei Todesstrafe Niemand auf der Straße sehen lassen dürfe. Am Abend nach der Bekanntmachung dieses Befehles wurden über zweihundert Personen außerhalb ihrer Wohnungen angetroffen und unverzüglich geköpft; am nächsten Tage war die Ziffer schon weit geringer, und am dritten Abend war kein einziger Mensch zu sehen. Der grimmigste aller Ommajjaden war Hadjasch, der Statthalter von Kufa, dessen

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