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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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den Khan für einen Lügner?«
    »Nein; aber ich halte ihn für einen Mann, der nicht Alles sagt, was er denkt.«
    »Er hat Dich erkannt.«
    »Ich weiß es; ich habe es an seinen Augen gesehen.«
    »Nicht bloß Dich, sondern auch Amad el Ghandur.«
    »Das ist leicht zu denken, da mein Sohn die Züge seines Vaters trägt.«
    »Macht Dir dies vielleicht Sorgen?«
    »Nein. Wir sind Gäste der Bejat geworden, und sie werden uns nicht verrathen. Aber warum haben sie diesen Bebbeh gefangen genommen?«
    »Damit er unsere Anwesenheit nicht verrathen kann.«
    »Warum soll sie nicht verrathen werden, Emir? Was haben zweihundert bewaffnete und gut berittene Reiter zu fürchten, wenn sie keinen Troß bei sich haben, weder Weib noch Kind, weder Kranke noch Greise, weder Zelte noch Heerden? In welcher Gegend befinden wir uns, Effendi?«
    »Wir sind inmitten des Gebietes der Bebbeh.«
    »Und er wollte zu den Dschiaf? Ich habe wohl bemerkt, daß wir immer gegen Mittag ritten. Warum theilt er heute die Leute in zwei Lager? Emir, dieser Heider Mirlam hat zwei Zungen, obgleich er es ehrlich mit uns meint. Wenn wir uns morgen von ihm trennen wollen, welchen Weg schlagen wir dann ein?«
    »Wir haben die Berge des Zagros zu unserer Linken. Die Distriktshauptstadt Banna liegt ganz in unserer Nähe, wie ich vermuthe. Geht man an ihr vorüber, so kommt man nach Amehdabad, Bija, Surene und Bayendereh. Hinter Amehdabad öffnet sich ein Paß, welcher durch einsame Schluchten und Täler nach Kizzelzieh führt. Dort hat man die Hügel von Girzeh und Sersir zur Rechten, ebenso die kahlen Berge von Kurri-Kazhaf; man gelangt an die beiden Wasserläufe Bistan und Karadscholan, welche sich mit dem Kizzelzieh vereinigen und in den Kiuprisee fallen. Haben wir diesen erreicht, so sind wir geborgen. Dieser Weg ist freilich beschwerlich.«
    »Woher weißt Du dies?«
    »Ich habe in Bagdad mit einem Bulbassi-Kurden gesprochen, welcher mir diese Gegend so gut beschrieb, daß ich mir eine kleine Karte anfertigen konnte. Ich glaubte nicht, sie brauchen zu können, habe sie aber doch hier in mein Günteste gezeichnet.«
    »Und Du meinst, daß es gut sei, diesen Weg einzuschlagen?«
    »Ich habe mir auch andere Orte, Berge und Flüsse aufgezeichnet, halte diesen Weg aber für den besten. Wir könnten entweder nach Sulimania oder über Mik und Doweiza nach Sinna reiten, wissen aber nicht, welche Aufnahme wir dort finden.«
    »So bleibt es dabei: – wir trennen uns morgen von den Bejat und ziehen über die Berge nach dem See von Kiupri. Wird Dich Deine Karte nicht täuschen?«
    »Nein, wenn mich der Bulbassi nicht getäuscht hat.«
    »So laß uns ruhen und schlafen! Die Bejat mögen thun, was ihnen beliebt.«
    Wir tränkten unsere Pferde am Bache und sorgten für das nothwendige Futter. Dann legten sich die Andern gleich zur Ruhe, während ich den Khan aufsuchte.
    »Heider Mirlam, wo sind die andern Bejat?«
    »In der Nähe. Warum fragest Du?«
    »Bei ihnen ist der gefangene Bebbeh, den ich sehen möchte.«
    »Warum willst Du ihn sehen?«
    »Es ist meine Pflicht, weil er mein Gefangener ist.«
    »Er ist nicht Dein, sondern mein Gefangener; denn Du hast ihn mir übergeben.«
    »Darüber wollen wir uns nicht streiten; aber ich möchte doch nachsehen, wie er sich befindet.«
    »Er befindet sich gut. Wenn Heider Mirlam dies sagt, so ist es wahr. Sorge Dich nicht um ihn, Herr, sondern setze Dich zu mir und laß uns eine Pfeife Tabak rauchen!«
    Ich folgte seinem Worte, um ihn nicht zu erzürnen, verließ ihn aber sehr bald wieder, um mich niederzulegen. Warum sollte ich den Bebbeh nicht sehen? Schlecht behandelt wurde er nicht; dafür bürgte mir das Wort des Khan. Dieser aber wurde jedenfalls von einem Grunde geleitet, den mein mangelhafter Scharfsinn nicht zu entdecken vermochte. Ich beschloß, morgen in aller Frühe den Bebbeh auf meine eigene Gefahr hin frei zu lassen und dann mich von den Bejat zu trennen. So schlief ich ein.
    Wenn man vom Morgengrauen bis zum späten Abend auf dem Pferde hängt, so wird man selbst als Gewohnheitsreiter müde. Das war auch bei mir der Fall. Ich schlief gut und fest, und ich wäre sicher vor dem Morgen nicht aufgewacht, wenn nicht das Murren meines Hundes mich geweckt hätte. Als ich die Augen aufschlug, war es sehr dunkel; dennoch erkannte ich einen Mann, welcher aufrecht in meiner Nähe stand.
    Ich griff zum Messer.
    »Wer bist Du?«
    Bei dieser Frage erwachten auch die Gefährten und nahmen die Waffen zur Hand.
    »Kennst Du mich

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