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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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machte die Gefährten auf mein Vorhaben aufmerksam und verließ den Lagerplatz. Draußen umging ich das Felsengewirr und fand wegen der Dunkelheit nur mit vieler Mühe endlich den Ort, wo der Busch zwischen den beiden Felsen stand. Die Öffnung, welche er maskirte, war etwas über zwei Meter breit. Hinter ihr gab es zwar auch noch eine Menge bunt durch einander geworfenes Gestein, aber es war wenigstens beim Lichte des Tages nicht schwer, ein Pferd hindurch zu lenken.
    Da ich nicht wußte, was uns begegnen konnte, so zog ich mein Messer, trat an den Busch heran und machte so tiefe Einschnitte in einige der Stämmchen, daß sie nach außen fallen mußten, falls man mit dem Pferde darüber hinwegstrich. Natürlich geschah dies so vorsichtig, daß die dahinter lagernden Bejat nichts davon merkten. Dann kehrte ich zu dem Lagerplatze zurück und stellte Halef am Eingange desselben auf. Er erhielt die Weisung, uns jede Annäherung sofort zu melden.
    »Was hast Du gefunden, Effendi?« frug Mohammed Emin.
    »Einen prachtvollen Ausweg für den Fall, daß wir uns ohne ›Sallam‹ entfernen müßten.«
    »Durch den Busch hinaus?«
    »Ja. Ich habe ihn durchschnitten. Sobald ein Reiter hindurchbricht, wird der Strauch mit umgerissen und die Folgenden haben dann freie Bahn.«
    »Gibt es dann noch Gestein?«
    »Ja, große Steinbrocken mit Dorn und Pflanzenwerk dazwischen; aber wenn es hell ist, kommt man recht gut hindurch.«
    »Meinst Du denn, daß wir diesen Weg gebrauchen werden?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich ahne es. Lache nicht über mich, Mohammed Emin; aber bereits seit meiner Kindheit habe ich ein gewisses Ahnungsvermögen besessen, welches mich oft auf noch entfernte Dinge aufmerksam machte.«
    »Ich glaube Dir. Allah ist groß!«
    »Freudige Dinge ahne ich nie vorher. Aber zuweilen erfaßt mich eine Unruhe, eine Angst, als hätte ich etwas Böses begangen, dessen Folgen ich nun fürchten müsse. Dann ist sicher und regelmäßig irgend Etwas geschehen, was mir Schaden bringt. Und wenn ich später die Zeit vergleiche, so stimmt es ganz genau: die Gefahr hat in demselben Augenblick begonnen, an welchem mich die Angst überfiel.«
    »So wollen wir auf die Warnung achten, welche Dir Allah sendet.«
    Meine Besorgniß äußerte ihre Wirkung auch auf die Gefährten. Das Gespräch stockte, und wir lagen wortlos bei einander, bis der Tag anbrach. Kaum aber war es möglich, den Blick in die Ferne zu richten, so kam Halef hereingeeilt und meldete, daß er viele Reiter gesehen habe. Ihre genaue Zahl hatte er nicht unterscheiden können.
    Ich trat zum Pferde, nahm das Fernrohr aus der Satteltasche und folgte Halef. Man erkannte mit dem bloßen Auge draußen auf der Ebene eine Menge dunkler Gestalten; durch das Rohr konnte ich sie deutlicher unterscheiden.
    »Sihdi, wer ist es?« frug Halef.
    »Die Bejat sind es.«
    »Aber ihrer sind nicht so Viele!«
    »Sie kehren mit ihrem Raube zurück. Sie führen die Heerden der Bebbeh bei sich. Wie es scheint, reitet der Khan mit einer Schaar schnell voran. Er wird also eher da sein, als die Andern.«
    »Was thun wir?«
    »Hm! Warte! Ich werde Dir Nachricht geben.«
    Ich kehrte zu den Gefährten zurück und unterrichtete sie von dem, was ich gesehen hatte. Sie waren gleich mir überzeugt, wir hätten von dem Khan nichts zu befürchten. Wir konnten ihm keinen andern Vorwurf machen, als daß er uns von seinem Vorhaben keine Mittheilung gemacht hatte. Wäre dies geschehen, so hätten wir uns ihm nicht angeschlossen; denn es lag ja sicher eine Gefahr für uns darin, in der Gesellschaft eines Heerdenräubers gesehen zu werden. Wir kamen überein, ihn zwar vorsichtig, aber doch höflich zu empfangen.
    Nun kehrte ich, vollständig bewaffnet, zu Halef zurück.
    Der Khan kam mit seinem Trupp im Galopp herbei, und ehe fünf Minuten vergangen waren, hielt er sein Pferd vor mir an.
    »Sallam, Emir!« grüßte er. »Du hast Dich wohl gewundert, mich nicht bei Euch zu sehen, als Du erwachtest. Aber ich hatte ein dringliches Geschäft zu besorgen. Es ist gelungen. Blicke hinter Dich!«
    Ich sah nur ihm in’s Gesicht.
    »Du hast gestohlen, Khan Heider Mirlam!«
    »Gestohlen?« frug er mit ganz erstaunter Miene. »Wer seinen Feinden nimmt, was er ihnen nehmen kann, ist der ein Dieb?«
    »Die Christen sagen: ja, er ist ein Dieb, und Du weißt, daß ich ein Christ bin. Warum aber hast Du gegen uns geschwiegen?«
    »Weil wir dann Feinde geworden wären. Du hättest uns verlassen?«
    »Allerdings.«
    »Und die

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