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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Hieb gegeben. Hamdulillah, er wird es nicht wieder thun!«
    »Du hast ihn doch nicht getödtet?«
    »Nein. Ich weiß, daß Du dies nicht willst, Effendi.«
    Es gewährte mir allerdings eine nicht geringe Freude, daß keiner der Feinde von uns an seinem Leben geschädigt worden war. Dies mußte uns, selbst vom Standpunkte der reinen Berechnung aus betrachtet, lieb und beruhigend sein; denn wenn wir den Bebbeh ja in die Hände fielen, so hatten sie doch wenigstens keine Blutrache an uns zu nehmen.
    Wir setzten unsern Galopp wohl über eine Viertelstunde lang fort. Der Kampfplatz war uns dabei aus den Augen geschwunden,aber die Verfolger waren hinter uns geblieben. Sie hatten sich getheilt. Diejenigen, welche gute Pferde hatten, waren uns näher gekommen, während die Anderen weit zurückblieben.
    »Emir, sie werden uns einholen, wenn wir nicht schneller reiten,« meinte Amad el Ghandur.
    »Wir dürfen unsere Thiere nicht jetzt gleich zu sehr anstrengen. Übrigens haben sich die Verfolger getrennt, und es ist besser, einmal mit ihnen zu reden, als sich von ihnen abhetzen zu lassen.«
    »Maschallah! Du willst mit ihnen sprechen?« rief Mohammed Emin.
    »Allerdings. Ich hoffe, sie so weit zu bringen, daß sie von der Verfolgung abstehen. Reitet weiter! Ich werde hier halten bleiben.«
    Sie ritten im gleichen Tempo weiter. Ich aber stieg vom Pferde, nahm meine Waffen zu mir, setzte mich zur Erde und richtete das Gesicht gegen die Verfolger.
    Als sie noch ungefähr tausend Schritte entfernt waren, nahm ich mein Turbantuch herab und wehte damit durch die Luft. Sie fielen sofort aus dem Galopp in Schritt und hielten auf der Hälfte der soeben angegebenen Entfernung an. Nach einer kurzen Besprechung kam Einer von ihnen näher herbeigeritten und frug:
    »Warum sitzest Du an der Erde? Ist es List oder Wahrheit?«
    »Ich will mit Euch reden.«
    »Mit uns Allen oder nur mit Einem?«
    »Mit Einem, den Ihr Euch wählen und mir dann senden werdet.«
    »Du hast Deine Waffen bei Dir.«
    »Er kann die seinigen auch mitbringen.«
    »Lege sie weit von Dir; dann wird Einer von uns kommen.«
    »Dann muß auch er die Waffen zurücklassen!«
    »Er wird sie ablegen.«
    Ich erhob mich, legte die beiden Dolche und die Revolver auf die Erde und hing die Büchse und den Stutzen an den Sattel. Dann setzte ich mich wieder nieder. Diese Leute konnten unmöglich wissen, wie viele und was für Waffen ich bei mir trug; es wäre mir also leicht gewesen, wenigstens die Revolver bei mir zu behalten; aber ich wollte ehrlich gegen sie sein, um von ihnen ebenso ehrlich behandelt zu werden.
    Ich zählte elf Mann. Derjenige, welcher mit mir gesprochen hatte, kehrte zu ihnen zurück und sprach mit ihnen. Dann stieg er ab, legte seine Büchse, seinen Wurfspieß und sein Messer nieder und kam langsam auf mich zugeschritten. Er war ein schöner, schlank gebauter Mann von vielleicht fünfzig Jahren. Seine schwarzen Augen funkelten mich feindselig an, aber er setzte sich still und wortlos grad vor mich hin.
    Da ich schwieg und er ungeduldig war, begann er doch endlich die Unterhaltung, indem er frug:
    »Was willst Du von uns?«
    »Ich will mit Dir sprechen.«
    »So sprich!«
    »Ich kann nicht.«
    »Allah! Warum?«
    Ich zeigte hinter mich.
    »Siehe, ich trug mehr Waffen bei mir, als Ihr erwarten konntet, und habe sie alle von mir gethan. Auch Du hast mir versprochen, die Deinigen abzulegen. Seit wann sind die Bebbeh Lügner geworden?«
    »Lüge ich etwa?«
    »Was thut die Keule unter Deinem Gewande?«
    Ich sah an einer Erhöhung seines Brustkleides, daß er eine Keule darunter verborgen hatte. Er erröthete sichtlich, griff unter das Gewand und warf die Waffe hinter sich.
    »Ich hatte sie vergessen,« entschuldigte er sich.
    Der Umstand, daß er sie fortwarf, überzeugte mich, daß es nicht auf eine Treulosigkeit gegen mich abgesehen gewesen war. Er hatte mir nicht getraut und sich also heimlich vorsehen wollen. Ich begann:
    »So! Nun sei Frieden zwischen uns, bis unsere Unterredung zu Ende ist. Versprichst Du mir dies?«
    »Ich verspreche es.«
    »Reiche mir Deine Hand darauf!«
    »Hier, nimm sie!«
    »Warum verfolgt Ihr uns?« frug ich nun.
    Er blickte mir ganz erstaunt in das Angesicht.
    »Bist Du toll?« rief er. »Ihr beraubt uns; Ihr kommt als Feinde, als Räuber über unsere Grenzen, und Du fragst, warum wir Euch verfolgen!«
    »Wir kamen weder als Räuber noch als Eure Feinde.«
    Er machte ein noch viel überraschteres Gesicht.
    »Nicht? Allah ‘l Allah! Und

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