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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Männern, denen Ihr den Schimpfnamen ›Giaur‹ zu geben pflegt?«
    »Chodih, ich bete zu Allah und dem Propheten; es mögen nur solche Männer über mich bestimmen, welche wahre Gläubige sind!«
    »Du sollst Deinen Willen haben! Wir Beide hätten Dir verziehen und Dich morgen früh zu den Deinigen zurückkehren lassen. Ich sage mich los. Mag Dir werden, was Du gewünscht hast, und mögest Du nicht bereuen, das Wort eines Christen bezweifelt und seine Nachsicht von Dir gewiesen zu haben!«
    Endlich waren die Andern zu einem Entschlusse gekommen.
    »Emir, wir erschießen ihn!« sagte Mohammed.
    »Das leide ich auf keinen Fall!« antwortete ich.
    »Er hat den Propheten geschändet!«
    »Seid Ihr die Richter darüber? Er mag dies mit dem Imam, mit dem Propheten oder mit seinem Gewissen abmachen!«
    »Er hat den Spion gemacht und uns verrathen!«
    »Hat Einer von uns sein Leben dadurch verloren?«
    »Nein; aber wir haben Anderes verloren.«
    »Wir haben Besseres dafür genommen. Hadschi Halef Omar, Du kennst meine Meinung; es betrübt mich, Dich so blutgierig zu sehen.«
    »Sihdi, ich wollte es nicht!« entschuldigte er sich eifrig. »Nur die Haddedihn und der Bannah wollten es.«
    »So ist meine Meinung, daß der Bannah hierbei nichts zu sagen hat. Er ist unser Führer und wird dafür bezahlt. Ändert Euer Urtheil!«
    Sie flüsterten von Neuem zusammen; dann theilte mir Mohammed Emin das Resultat mit:
    »Emir, wir wollen sein Leben nicht, aber er soll entehrt werden. Wir nehmen ihm die Locke und schlagen ihn mit Ruthen in das Gesicht. Wer solche Schwielen trägt, hat keine Ehre mehr.«
    »Das ist noch fürchterlicher als der Tod und hat doch keinen Erfolg. Ich habe einem Bebbeh Ohrfeigen gegeben, weil er meinen Glauben beleidigte, und gestern kämpfte er doch an der Seite des Scheiks gegen mich. Haben ihn also diese Schläge geschändet?«
    »Die abgeschnittene Locke wird ihn sicher schänden!«
    »Er wird den Turban aufbehalten, so daß man es nicht sieht.«
    »Du selbst wolltest sie ihm doch vorhin abschneiden lassen!«
    »Nein; ich hätte es nicht gethan. Es war nur eine Drohung, um ihn zum Sprechen zu zwingen. Überhaupt – warum wollt Ihr diese Bebbeh noch mehr gegen uns erbittern? Sie fühlen sich im Rechte gegen uns, weil sie glauben, daß wir Verbündete der Bejat gewesen sind. Sie können es nicht wissen, daß wir einen solchen Raubzug nie gebilligt hätten; sie können es nicht wissen, daß ich dem Khan Heider Mirlam offen in das Gesicht gesagt habe, ich hätte die Bebbeh gewarnt, wenn es mirmöglich gewesen wäre; sie haben uns bei Räubern getroffen und behandeln uns als Räuber. Jetzt sind wir ihnen glücklich entkommen, und vielleicht lassen sie von uns ab; wollt Ihr sie durch Euere Grausamkeit zwingen, uns weiter zu verfolgen?«
    »Emir, wir waren ihre Gefangenen; wir müssen uns rächen!«
    »Auch ich war Gefangener, öfters als Ihr; aber ich habe mich nicht gerächt. Der Raïs von Schohrd, Nedschir-Bey, nahm mich gefangen. Ich befreite mich selbst und verzieh ihm; dann wurde er mein Freund. War das nicht besser, als wenn ich eine Blutschuld zwischen uns gelegt hätte?«
    »Emir, Du bist ein Christ, und die Christen sind entweder Verräther oder Weiber!«
    »Mohammed Emin, sage dies noch einmal, so geht Dein Weg von dieser Minute an nach rechts und der meinige nach links. Ich habe nie Deinen Glauben geschmäht; warum thust Du es mit dem meinen? Hast Du jemals mich oder diesen David Lindsay-Bey als einen Verräther oder ein Weib gesehen? Ich könnte jetzt recht gut den Islam beleidigen; ich könnte sagen: die Moslemin sind undankbar, denn was ein Christ für sie thut, das vergessen sie. Aber ich sage es nicht, denn ich weiß, wenn Einer sich einmal von seinem Fleische hinreißen läßt, so gibt es doch Viele, die sich beherrschen können!«
    Da sprang er auf und streckte mir beide Hände entgegen.
    »Emir, verzeihe mir! Mein Bart ist weiß und der Deinige noch dunkel, aber obgleich Dein Herz jung und warm ist, so hat doch Dein Verstand die Reife des Alters. Wir geben Dir diesen Mann. Thue mit ihm nach Deinem Wohlgefallen!«
    »Mohammed, ich danke Dir! Ist auch Dein Sohn einverstanden?«
    »Ich bin es, Effendi,« antwortete Amad el Ghandur.
    Nun wandte ich mich erfreut zu dem Gefangenen:
    »Du hast uns einmal Lügen gesagt. Willst Du mir versprechen, heute mit mir die Wahrheit zu reden?«
    »Ich verspreche es!«
    »Wenn ich Dir jetzt Deine Fesseln nehme und Du mir versprichst, dennoch nicht zu

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