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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wieder zu unserem Feinde zu machen.«
    »Aber er war in unserer Hand und sollte uns als Geisel dienen!«
    »Er wird auf alle Fälle wiederkehren. Unsere Pferde stehen so, daß wir mit einem Sprunge im Sattel sein können. Haltet die Waffen bereit, aber so, daß es nicht auffällig ist.«
    »Was soll das nützen, Emir? Es werden ihrer Viele sein, und Du willst ja, daß wir nur auf die Pferde und nicht auf die Reiter schießen.«
    »Mohammed Emin, ich sage Dir: Wenn dieser Bebbeh einen Verrath beabsichtigt, so können wir uns durch den Tod der Pferde nicht retten, und ich bin der Erste, welcher sein Gewehr auf die Reiter richtet. Bleibt Ihr ruhig sitzen; ich aber werde mich an dem Eingang postiren. Ihr könnt Euch dann nach dem richten, was ich thue.«
    Ich schritt mit meinem Pferde der Enge zu, durch welche man in das Thal gelangte, stieg dann auf und nahm den Stutzen zur Hand. Mich nur wenig vorbeugend, konnte ich das Blachfeld übersehen und erblickte in nicht gar zu bedeutender Entfernung einen dichten Reitertrupp, welcher still hielt, um auf die Rede eines Einzigen zu hören. Dieser war der Bruder des Scheik.Nach einer Weile lösten sich zwei Reiter von dem Trupp ab und ritten auf das Thal zu, während die Andern auf der Stelle, welche sie inne hatten, halten blieben. Ich erkannte Scheik Gasahl Gaboya mit seinem Bruder und wußte nun, daß wir nichts mehr zu fürchten hatten.
    Als er herangekommen war und mich erblickte, parirte er sein Pferd. Der Ausdruck seines sonnverbrannten Angesichts war noch immer kein freundlicher, und seine Stimme klang fast drohend, als er fragte:
    »Was willst Du hier?«
    »Dich empfangen,« antwortete ich kurz.
    »Aber Dein Empfang ist nicht sehr höflich, Fremder!«
    »Verlangst Du von einem Emir aus dem Abendlande etwa, Dich freundlicher zu behandeln, als Du ihm entgegen kommst?«
    »Mann, Du bist sehr stolz! Warum sitzest Du zu Pferde?«
    »Weil auch Du beritten bist.«
    »Komm mit zu Deinen Gefährten! Dieser Mann, welcher der Sohn meines Vaters ist, wünscht, daß ich sehe, ob wir Euch verzeihen können.«
    »So komm; denn auch meine Männer wollen sich berathen, ob Ihr bestraft oder begnadigt werden sollt!«
    Das war ihm denn doch zu viel.
    »Mensch,« rief er mir zu, »bedenke, wer Ihr seid, und wer wir sind!«
    »Ich bedenke es,« antwortete ich ruhig.
    »Ihr seid nur sechs Männer!«
    Ich nickte lächelnd.
    »Und wir sind ein ganzes Heer!«
    Ich nickte noch einmal.
    »So gehorche und laß uns ein!«
    Ich nickte zum dritten Male und drängte mein Pferd zur Seite, so daß der Scheik und sein Bruder den schmalen Eingang passiren konnten. Jetzt hatten wir gewonnen; denn wenn der Scheik gegen den Willen seines Bruders die Feindseligkeit fortsetzen wollte, so war er gänzlich in unsere Hand gegeben.
    Beide ritten auf die Gruppe meiner Gefährten zu, stiegen ab und setzten sich nieder. Ich that dasselbe.
    »Ist’s freundlich oder feindlich, Master?« frug mich Lindsay.
    »Weiß noch nicht. Wollt Ihr etwas dabei thun?«
    »Versteht sich! Yes!«
    »Nach einer Minute erhebt Ihr Euch mit der gleichgültigsten Miene –«
    »Well! Fürchterlich gleichgültig!«
    »Ihr geht zum Eingange, um Wache zu halten –«
    »Watch-man? Sehr schön! Prächtig!«
    »Wenn Ihr seht, daß die Bebbeh da draußen sich in Bewegung setzen, um hierher zu kommen, so ruft Ihr –«
    »Yes! Werde sehr laut schreien!«
    »Und wenn Einer von diesen Beiden hinaus will, ohne daß ich es ihm erlaubt habe, so schießt Ihr ihn nieder.«
    »Well! Werde meinen alten shoot-stick mitnehmen. All right! Bin David Lindsay! Mache keinen Spaß! Yes!«
    Die beiden Bebbeh hatten diese Unterhaltung natürlich auch gehört.
    »Warum redet Ihr in einer fremden Sprache?« frug mißtrauisch der Scheik.
    »Weil dieser tapfere Emir aus dem Abendlande nur die Sprache seines Volkes redet,« antwortete ich, indem ich auf Lindsay deutete.
    »Tapfer? Meinst Du wirklich, daß Einer von Euch tapfer sei?« Und mit einer sehr geringschätzenden Handbewegung fügte er hinzu: »Ihr seid vor uns geflohen!«
    »Du redest die Wahrheit, o Scheik,« erwiderte ich lachend. »Wir sind Euch zweimal entkommen, weil wir kühner und tapferer sind, als Ihr. Kein Bebbeh ist im Stande, es mit einem Abendländer aufzunehmen.«
    »Mann, willst Du mich beleidigen?«
    »Gasahl Gaboya, laß Deine Seele ruhig bleiben, damit Du Dein Auge klar erhältst! Du kommst zu uns, um über den Frieden zu verhandeln. Willst Du ihn wirklich haben, so bitte ich Dich,

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