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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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man ihn anzugreifen beabsichtigt. Hast Du dies gethan? Nein. Du bist über uns hergefallen wie ein Räuber, wie ein Geier, welcher die Taube zerreißt. Nun willst Du Dich wundern, daß Du als Räuber behandelt wirst. Du bist zu uns gekommen, weil Du uns für Memmen hältst, die sich vor Deiner Begleitung fürchten; Du sollst jedoch das Gegentheil erfahren. Du wirst diesen Ort nur dann verlassen, wenn es mir gefällig ist. Willst Du den Ausgang erzwingen, so kostet es Dich das Leben. Steige also ab und setze Dich wieder zu uns. Aber vergiß nicht, daß ich Höflichkeit von Dir erwarte, und daß Dein Tod ganz unvermeidlich ist, wenn Deine Bebbeh es wagen sollten, uns hier anzugreifen!«
    Er folgte zögernd meinem Befehle, konnte es aber nicht unterlassen, drohend zu bemerken:
    »Meine Leute würden mich furchtbar rächen!«
    »Wir fürchten ihre Rache nicht, das hast Du bereits gesehen und wirst es auch noch weiter erfahren! Nun aber laß uns mit Besonnenheit reden über die Angelegenheit, welche Dich zu uns geführt hat. Sprich, Scheik Gasahl Gaboya; aber vermeide jede Beleidigung!«
    »Ihr seid unsere Feinde, denn Ihr habt Euch den Bejat angeschlossen, um uns zu berauben – – –«
    »Das ist ein Irrthum. Die Bejat trafen uns während eines Nachtlagers, und Ihr Scheik Heider Mirlam lud uns ein, seine Gäste zu sein. Er sagte uns, daß er zu einem Feste der Dschiaf wolle, und wir glaubten es. Hätten wir gewußt, daß es seine Absicht sei, Euch zu überfallen, so hätten wir uns ihm nicht angeschlossen. Er nahm Eure Heerden, während wir schliefen, und als ich die Wahrheit bemerkte, habe ich ihm meinen Zorn zu erkennen gegeben. Du überfielst uns und ließest uns verfolgen; wir fürchteten uns nicht; wir schonten Euch und entkamen, nachdem ich Euch bewiesen hatte, daß wir unschuldig seien. Du ließest uns dennoch nicht ruhig ziehen. Du legtestuns einen Hinterhalt. Wir nahmen Deinen Spion gefangen und ließen Gnade walten. Du griffst uns an, und wir schonten Euer Leben. Ich kam in Euer Lager; ich holte meine gefangenen Gefährten; Ihr waret in meine Hand gegeben, ich aber ließ nicht einen Tropfen Blutes fließen. Ihr jagtet uns nach; wir fingen Deinen Bruder, doch wurde ihm kein Haar gekrümmt. Strenge Deine Gedanken an, o Scheik, und begreife, daß wir nicht als Feinde, sondern als Freunde an Euch gehandelt haben! Zum Dank dafür kommst Du mit bösen Worten und Beleidigungen, und statt uns um Verzeihung zu bitten, verlangst Du, daß wir dies thun sollen. Allah sei Richter zwischen uns und Euch! Wir fürchten Euch nicht; suche ja nicht zu erfahren, daß Ihr uns zu fürchten habt!«
    Er hatte mir nur mit halber Aufmerksamkeit zugehört und entgegnete jetzt ziemlich höhnisch:
    »Deine Rede ist sehr lang, Fremdling, aber Alles, was Du sagst, ist unrichtig und falsch.«
    »Beweise dies!«
    »Dieser Beweis fällt mir leicht. Die Bejat sind unsere Feinde; Ihr wart bei ihnen, folglich seid Ihr unsere Feinde. Als meine Leute Euch verfolgten, schosset Ihr ihnen die Pferde todt. Ist dies Freundschaft?«
    »War es etwa Freundschaft, daß Ihr uns verfolgt habt?«
    »Du hast mich an den Kopf geschlagen, daß ich die Besinnung verlor. Du schlugst dann den tapfersten meiner Krieger mit der Hand in das Gesicht und schleudertest ihn vom Pferde wie einen verächtlichen Wurm. Ist dies etwa Freundschaft?«
    »Du griffst mich an, folglich schlug ich Dich nieder; Dein tapferster Krieger verhöhnte mich, darum zeigte ich ihm, daß er ein Wurm gegen mich sei.«
    »Deine Schläge waren die größte Beleidigung, die es gibt; der Beleidigte fordert Dein Blut!«
    »Meine Schläge müssen keine Beleidigung, sondern eine Ehre für ihn gewesen sein, da Du ihm dann doch noch erlaubt hast, an Deiner Seite zu kämpfen. Wenn er mein Blut verlangt, so mag er kommen, um es sich zu nehmen!«
    »Endlich hast Du uns gestern die besten unserer Pferde gestohlen. Ist dies Freundschaft?«
    »Ich nahm Euch diese Pferde, weil Ihr die unserigen erschossen habt. Alle Deine Vorwürfe sind falsch und grundlos. Wir haben weder Zeit noch Lust, unsere Geduld noch länger mißbrauchen zu lassen. Sage uns kurz, was Du verlangst, und dann werde ich Dir eine eben solche Antwort geben!«
    Nun rückte der Scheik mit seinen Bedingungen heraus, indem er begann:
    »Ich verlange, daß Ihr zu uns kommt – – –«
    »Weiter!« sagte ich.
    »Ihr übergebt uns Eure Pferde, Eure Waffen und Alles, was Ihr bei Euch tragt.«
    »Weiter!«
    »Du gibst dem Manne, den Du

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