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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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paar Sprünge meines Pferdes, dann hielt ich es an; denn der Kurde lag ebenso wie der Andere am Boden, nur daß er bei Besinnung war, da ich ihn nicht weit mit fortgerissen hatte.
    Ich sprang ab und schlang ihm den Riemen vollends um den Leib; dann richtete ich ihn empor. Sein Pferd war zitternd stehen geblieben.
    »Das also waren die Fische, welche Ihr fangen wolltet! Wie ist Dein Name?«
    Er antwortete nicht.
    »Du warst ja vorhin nicht stumm. Erwarte keine Gnade, wenn Du nicht antwortest! Wie heißest Du?«
    Er schwieg auch jetzt.
    »So bleibe liegen, bis man die beiden Andern bringt!«
    Ich gab ihm einen Stoß, daß er, weil er sich nicht zu rühren vermochte, steif zur Erde niederfiel. Auch ich setzte mich nieder, da ich die Gefährten von oben kommen sah. In kurzer Zeit waren wir wieder beisammen, hatten unsere Pferde wieder, die Diebe dazu, und – was uns das Willkommenste war – der wackere Allo war so weise gewesen, seine Decke abzuschnallen und, während wir Jagd auf die Kurden machten, die gefangenen Fische einzuwickeln. Er hatte sie mitgebracht, und nun wurde ein Loch in die Erde gemacht und ein Feuer darüber, um sie, wenn auch ohne Wasser und Fischgewürz, genießbar zu machen.
    Der gute David Lindsay hatte darob seine gute Laune wieder gefunden. In einer desto schlechteren Stimmung aber schienen sich die drei armen Teufel zu befinden, welche sich das Vergnügen einer so kurzen Reitpartie gemacht hatten. Sie wagten kein Auge zu erheben.
    »Warum wolltet Ihr uns die Pferde nehmen?« frug ich die Gefangenen.
    »Weil wir sie so nothwendig brauchen, da wir Flüchtlinge sind.«
    Das war allerdings eine Entschuldigung, welche ich desto mehr geneigt war, zu berücksichtigen, als der Pferdediebstahl bei den Kurden ganz und gar nicht als ein ehrloses Gewerbe gilt.
    »Du bist noch jung. Hast Du Eltern zurückgelassen?«
    »Ja, und die Andern auch; dieser hier sogar sein Weib und ein Kind.«
    »Warum sprechen sie nicht?«
    »Herr, sie schämen sich!«
    »Du aber nicht?«
    »Muß nicht Einer sein, welcher Dir antwortet?«
    »Du scheinst kein übler Bursche zu sein, und da Ihr mich dauert, so will ich sehen, ob ich bei meinen Gefährten für Euch bitten kann.«
    Das war nun allerdings ein erfolgloses Bemühen, denn Alle, auch Halef und der Engländer, bestanden darauf, daß eine Strafe unbedingt nöthig sei. Lindsay wollte sie durchgeprügelt sehen, ließ aber diesen Antrag fallen, als ich ihm sagte, daß dies eine entehrende Handlung sei, während der Pferderaub als eine ritterliche That betrachtet werde.
    »Also nicht prügeln,« meinte er. »Well! Dann Schnurrbärte wegsengen! Ausgezeichnet! Pittoresk! Yes!«
    Ich mußte lachen und trug den Andern den Plan Lindsay’s vor. Sie stimmten sofort ein. Die drei Männer wurden festgehalten und hatten nach Verlauf von zwei Minuten nur noch die Brandstummel ihrer Bärte im Gesicht. Dann durften sie gehen. Keiner von ihnen hatte sich gewehrt oder ein Wort gesprochen; aber als sie uns verließen, erschrack ich über die Blicke, mit denen sie Abschied von uns nahmen.
    Nach längerer Zeit machten auch wir uns zum Aufbruch bereit. Da trat Mohammed Emin zu mir heran:
    »Emir, willst Du mir einen Gefallen thun?«
    »Welchen?«
    »Ich will Dir für heute meinen Rappen borgen.«
    Der schlaue Mann! Er glaubte das Mittel gefunden zu haben, mich wieder mit sich auszusöhnen und mich nach und nach wieder in den Besitz des Pferdes zu bringen.
    »Ich brauche ihn nicht,« antwortete ich.
    »Aber es kann in jedem Augenblick die Gelegenheit kommen, ihn wieder zu brauchen, wie vorhin.«
    »Dann werde ich Dich bitten.«
    »Es kann leicht sein, daß Dir keine Zeit zu dieser Bitte bleibt. Reite ihn, Effendi, da ihn kein Anderer reiten darf!«
    »Unter der Bedingung, daß er Dein Eigenthum verbleibt!«
    »Er soll es bleiben!«
    Ich war versöhnlich gestimmt und erfüllte ihm seinen Wunsch, freilich nur mit dem festen Vorsatz, das Pferd niemals wieder anzunehmen. Ich ahnte nicht, daß es anders kommen würde.

Im Kampfe gefalle n
     
    Es konnte nicht unsere Absicht sein, den Zagros zu übersteigen; vielmehr verfolgten wir das Thal, in dem wir uns befanden und das ziemlich genau nach Süden führte. Dann ritten wir über einige grüne Höhen und gelangten endlich, als die Sonne dem Untergange nahe war, an einen hohen, isolirten Felsen, hinter dessen Schutzseite wir unser Nachtlager aufzuschlagen beschlossen. Wir umritten ihn. Ich befand mich an der Spitze, bog um eine Felsenkante und – –

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