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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Basiran zu erbitten. Als ich ihm denselben brachte, steckte er ihn – in den Mund statt in die Pfeife. Er hatte einen andern Geschmack als wir.
    Die Umfassungsmauer hatte mehr als Mannshöhe; unsere Pferde standen also vollständig sicher, sobald das große, starke Thor, welches den einzigen Eingang bildete, geschlossen war. Das befriedigte mich, und ich kehrte in die Stube zurück, wo der Wirth sich bei den Gästen niedergelassen hatte, mit denen er sich auf Arabisch unterhielt.
    Bald trug die Wirthin einige Papierlaternen herein, die ein angenehmes Halblicht verbreiteten, und dann brachte sie das Essen, welches in lauter kaltem Geflügel bestand, zu welchem wir flache Gerstenkuchen aßen.
    »Diese Gegend scheint reich an Vögeln zu sein,« bemerkte Mohammed.
    »Sehr,« antwortete Mamrahsch. »Der See ist nicht weit von hier.«
    »Welcher See?« frug ich.
    »Der Zeribar.«
    »Ah, der Zeribar, auf dessen Grunde die untergegangene Stadt der Sünde liegt, welche aus lauter Gold gebaut war?«
    »Ja, Herr. Hast Du von ihr gehört?«
    »Ihre Bewohner waren so gottlos, daß sie Allah und den Propheten verhöhnten; da sandte der Allkönnende ein Erdbeben, welches die ganze Stadt verschlang.«
    »Du hast die Wahrheit gehört. An gewissen Tagen sieht man, wenn man den See befährt, beim Untergange der Sonne die goldenen Paläste und Minareh tief auf dem Grunde des Wassers leuchten, und wer ein Gottbegnadeter ist, der hört wohl auch die Stimme des Muezzin herauftönen: »Hai aal el sallah – ja, rüste Dich zum Gebete!« Dann sieht man die Versunkenen zur Moschiah strömen, wo sie beten und Buße thun, bis ihre Sünde getilget ist.«
    »Hast auch Du es gesehen und gehört?«
    »Nein, aber der Vater meines Weibes hat es mir erzählt. Er fischte auf dem See und war Zeuge dessen, was er dannerzählte. Doch erlaubt, daß ich gehe, um das Thor zu schließen. Ihr werdet müde sein und Euch nach Ruhe sehnen.«
    Er ging, und bald hörten wir das Thor in seinen Angeln knarren.
    »Master, ein braver Kerl!« meinte Lindsay.
    »Sicher. Er hat weder nach unsern Namen gefragt noch danach, woher wir kommen und wohin wir gehen. Das ist die ächte, orientalische Gastfreundschaft.«
    »Werde ihm ein gutes Trinkgeld geben. Well!«
    Nun kehrte der Wirth zurück und brachte uns Kissen und Decken zum Schlafen.
    »Wohnen unter den Dschiaf in dieser Gegend auch Bebbeh?« frug ich ihn.
    »Nur Wenige. Die Dschiaf und Bebbeh lieben einander nicht. Ihr aber werdet nicht viele Dschiaf finden, denn es hat sich ein Stamm der Bilba aus Persien herauf gezogen. Das sind die wildesten Räuber, welche es gibt, und man vermuthet, daß sie einen Überfall beabsichtigen. Darum sind die Dschiaf mit ihren Heerden fortgegangen.«
    »Und Du bleibst hier zurück?«
    »Mein Herr hat es so befohlen.«
    »Aber die Räuber werden Dir Alles nehmen.«
    »Sie werden nur die Mauern finden, aber nichts darinnen.«
    »Dann wirst Du ihrer Rache verfallen.«
    »Sie werden auch mich nicht finden. Der See ist von Schilf und Sumpf umgeben. Dort gibt es Verstecke, die kein Fremder aufzuspüren vermag. Jetzt aber erlaubt mir, mich zu entfernen, damit ich Euch nicht Eure Ruhe raube!«
    »Bleibt die Thür hier offen?« frug ich.
    »Ja. Warum?«
    »Wir sind gewohnt abwechselnd bei unseren Pferden zu wachen; daher wünschen wir, aus- und eingehen zu können.«
    »Ihr braucht nicht zu wachen; ich selbst werde Euer Wächter sein.«
    »Deine Güte ist größer, als wir begehren; aber ich bitte Dich, uns nicht die Zeit Deines Schlafes zu opfern!«
    »Ihr seid meine Gäste, und Allah gebietet mir, über Euch zu wachen. Er schenke Euch Ruhe und glückliche Träume!«
    Ungestört genossen wir die Gastfreundschaft des freundlichen Dschiafkurden. Als wir am anderen Tage wieder aufbrachen, rieth uns unser Wirth, ja nicht weiter nach Osten zu reiten, da wir dort auf die räuberischen Bilba stoßen könnten; er hielt es für das Beste, den Djalah aufzusuchen und an dessen Ufer entlang die südliche Ebene zu gewinnen. Ich hatte eigentlich nicht recht Lust, diesem Rathe zu folgen; denn ich dachte an die Bebbeh, auf welche wir da stoßen konnten, wenn sie uns verfolgten. Aber dieser Plan erhielt das Wohlgefallen der beiden Haddedihn in dem Grade, daß ich mich endlich ihrer Meinung anschloß.
    Nachdem wir Mamrahsch und seine Frau nach ihren Begriffen sehr reichlich beschenkt hatten, brachen wir auf. Eine Anzahl berittener Dschiaf gab uns auf Mamrahsch’s Anordnung das Geleite. Nach einigen Stunden

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