Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
erreichten wir das Thal, welches zwischen den Höhen des Zagros und des Aroman liegt. Durch dieses Thal führt der berühmte Schamianweg, welcher die grade Verbindung zwischen Sulimania und Kirmanschah bildet. An einem kleinen Flüßchen hielten wir an.
    »Dies ist der Garranfluß,« sagte der Anführer der Dschiaf. »Ihr habt nun den rechten Weg, denn Ihr braucht nur diesem Wasser zu folgen, welches in den Djalah fällt. Jetzt lebt wohl. Allah geleite Euch!«
    Er kehrte mit den Seinigen um, und wir waren nun wieder auf uns selbst angewiesen.
    Am folgenden Tage erreichten wir den Djalah, der hinunter nach Bagdad führt. Wir ließen uns an seinem Ufer nieder, um Mittagsrast zu halten. Es war ein heller, sonniger Tag, den ich niemals vergessen werde. Rechts von uns rauschten die Fluthen des Flusses; links stieg eine sanfte Höhe empor, bewachsen mit Ahornbäumen, Platanen, Kastanien und Kornelbäumen, und vor uns erhob sich allmählig ein schmaler Höhenrücken, dessen zerklüftete Felsenkrone wie die Ruine einer alten Ritterburg herniederglänzte.
    Wir hatten uns von Mamrahsch einen kleinen Speisevorrath mitgenommen; dieser war jetzt zu Ende, und so ergriff ichdie Büchse, um zu sehen, ob ich irgend etwas Eßbares erlegen könne. Ich folgte dem erwähnten Höhenrücken wohl eine halbe Stunde lang, ohne ein Wild zu treffen, und wandte mich aus diesem Grunde wieder dem Thale zu. Ich hatte es noch nicht erreicht, als ich rechts von mir einen Schuß fallen hörte, dem sofort ein zweiter folgte. Wer konnte hier geschossen haben? Ich beschleunigte meine Schritte, um die Gefährten zu erreichen. Als ich anlangte, fand ich nur den Engländer, Halef und Allo.
    »Wo sind die Haddedihn?« frug ich.
    »Fleisch suchen,« antwortete Lindsay. Auch er hatte die Schüsse gehört, meinte aber, daß die Haddedihn geschossen hätten. Wieder knallten zwei, drei Schüsse, und in kurzer Zeit darauf abermals einige.
    »Um Gottes willen, schnell auf die Pferde!« rief ich. »Es gibt ein Unglück!«
    Wir saßen auf und galoppirten vorwärts. Allo folgte etwas langsamer mit den Pferden der Haddedihn. Wieder krachten zwei Schüsse; dann hörten wir auch kurzen, scharfen Pistolenknall.
    »Ein Kampf, wahrhaftig ein Kampf!« rief Lindsay.
    Wir stürmten auf dem Wiesenrande, welcher den Fluß besäumte, dahin, bogen um eine Krümmung des Höhenzuges und sahen den Kampfplatz so nahe vor uns, daß wir sofort Theil nehmen konnten.
    Am Flusse lagen einige Kameele im Grase, und in ihrer Nähe weideten mehrere Pferde. Zu zählen, wie viele Thiere es seien, hatte ich keine Zeit. Ich sah nur neben den Kameelen einen verhangenen Tachterwahn, rechts am Felsen sechs bis acht fremde Gestalten, welche sich gegen eine Überzahl von Kurden vertheidigten, und grad vor uns Amad el Ghandur, der mit dem Kolben sich gegen einen Haufen Feinde wehrte, die ihn umzingelt hatten. Hart daneben lag Mohammed Emin wie todt am Boden. Hier galt kein Fragen und kein Zagen. Ich sprengte mitten unter die Kurden hinein, nachdem ich die Büchse abgeschossen hatte.
    »Da ist er, da ist er! Schont sein Pferd!« hörte ich eine Stimme rufen. Ich schaute mich um und erkannte – den Scheik Gasahl Gaboya. Er hatte sein letztes Wort gesprochen: – Halef ritt auf ihn ein und schoß ihn nieder. Nun gab es einen Kampf, dessen Einzelheiten ich nicht zu beschreiben vermag, da ich mich derselben selbst nicht einmal sofort nach Beendigung des Handgemenges zu erinnern vermochte. Der Anblick des todten Haddedihn hatte eine fürchterliche Wirkung auf uns ausgeübt. Wir wären vor Wuth gegen tausend Lanzen angestürmt, wenn man sie uns entgegengestreckt hätte. Ich weiß nur, daß ich blutete, daß mein Pferd blutete, daß Schüsse knallten und die Blitze derselben an meinem Auge vorüberzuckten; daß ich Hiebe und Stöße parirte, und daß eine Gestalt an meiner Seite immer beschäftigt war, Streiche, die ich nicht bemerken konnte, von mir abzuwehren – der treue Halef. Dann bäumte sich mein Pferd gegen einen Stich, den es in den Hals erhielt – er hatte mir gegolten – es stieg hoch empor und überschlug sich; weiter sah, hörte und fühlte ich nichts.
    Als ich erwachte, sah ich in das Auge meines kleinen Hadschi; es war voll Thränen.
    »Hamdullillah – Allah sei Dank, er lebt! Er öffnet die Augen!« rief Halef ganz außer sich vor Entzücken. »Sihdi, hast Du Schmerzen?«
    Ich wollte antworten, konnte aber nicht. Ich war so matt, daß mir die Lider schwer wieder zufielen.
    »ïa Allah, ïa

Weitere Kostenlose Bücher