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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ich bin Dein Bruder!«
    »Wafaldarem tu – ich bin Dein Freund!«
    Wir reichten einander die Hände; dann hatte er die Höflichkeit, zu sagen:
    »Deinen Namen habe ich bereits gehört. Nenne mich Hassan Ardschir-Mirza und betrachte mich als Deinen Diener!«
    Er hatte den Titel »Mirza«, den in Persien ein Prinz zu führen pflegt; er war also jedenfalls eine bedeutende Persönlichkeit.
    »Nimm Du auch mich unter Deinen Befehl!« antwortete ich ihm.
    »Diese acht Männer sind mir untergeben; Du wirst sie kennen lernen.«
    Er deutete dabei auf acht Gestalten, welche respektvoll in der Nähe standen, und fuhr dann fort:
    »Du bist der Herr des Lagers. Setze Dich.«
    »Ich gehorche Deinem Wunsche; erlaube mir aber vorher, meinen Freund zu trösten!«
    Nicht weit vom Feuer lag die Leiche des Mohammed Emin. Bei ihr saß, uns den Rücken zukehrend, bewegungslos sein Sohn Amad. Ich trat zu ihm. Der alte Haddedihn war durch die Stirn geschossen, und sein langer, weißer Bart war roth gefärbt von dem Blute einer weit klaffenden Halswunde. Ich kniete bei ihm nieder, sprachlos vor Herzensweh. Dann nach längerer Zeit, als es mir gelungen war, meiner Bewegung Herr zu werden, legte ich Amad die Hand an den Arm.
    »Amad el Ghandur, ich klage mit Dir!«
    Er antwortete nicht und regte sich nicht. Ich gab mir alle Mühe, ihn zu einer Äußerung zu bringen, aber vergebens. Es war als habe ihn der Schmerz in eine Statue verwandelt. Ich kehrte also zum Feuer zurück, um an der Seite des Persers Platz zu nehmen. Dabei wäre ich fast über den Kohlenbrenner gestolpert, welcher auf dem Bauche lag und leise klagte.
    Ich untersuchte ihn: – er hatte nicht eine einzige Verletzung, aber es waren ihm einige Hiebe oder Stöße zu Theil geworden, die ihm noch Schmerzen verursachen mochten. Es gelang mir leicht, ihn zu trösten.
    Auch Hassan Ardschir-Mirza war unverwundet, aber seine Leute fand ich übel zugerichtet; doch ließ keiner von ihnen im Geringsten merken, daß er Schmerzen leide.
    »Emir,« sagte er, als ich neben ihm Platz genommen hatte, »Du kamst zur rechten Zeit; Du bist unser Aller Retter!«
    »Es freut mich, Dir gedient zu haben!«
    »Ich werde Dir berichten, wie es geschehen ist.«
    »Erlaube mir vorher, mich nach dem Nöthigsten zu erkundigen! Die Kurden sind geflohen?«
    »Ja; ich habe ihnen zwei meiner Diener nachgesendet, welche sie beobachten sollen. Es waren über Vierzig. Sie haben sehr viele Leute verloren, während wir nur einen Einzigen beklagen, Deinen Freund. Wohin geht Euer Weg, Emir?«
    »Nach den Weidegründen der Haddedihn jenseits des Tigris. Wir waren zu einem Umweg gezwungen.«
    »Der meinige führt nach Süden. Ich hörte, daß Du in Bagdad gewesen bist?«
    »Nur kurze Zeit.«
    »Kennst Du den Weg dorthin?«
    »Nein, doch er ist leicht zu finden.«
    »Auch der von Bagdad nach Kerbela?«
    »Auch dieser. Willst Du nach Kerbela?«
    »Ja. Ich will das Grab Hosseïn’s besuchen.«
    Diese Nachricht erweckte meine Theilnahme im höchsten Grade. Er war ein Schiit; ich wünschte im Stillen, die interessante Reise mit ihm machen zu können.
    »Wie kommt es, daß Du Deinen Weg durch diese Berge nimmst?« frug ich.
    »Um den räuberischen Arabern zu entgehen, welche an dem gewöhnlichen Pilgerpfade auf Beute lauern.«
    »So bist Du dafür den Kurden in die Hände gefallen. Kommst Du von Kirmanschah?«
    »Von noch weiter her. Wir lagerten hier bereits seit gestern. Einer meiner Diener war in den Wald gegangen und sah von fern die Kurden kommen. Auch sie bemerkten ihn; sie eilten ihm nach und kamen so zu unserm Lager, das sie überfielen.Während des Kampfes, in welchem wir unterliegen zu müssen glaubten, erschien der tapfere Greis, welcher dort an der Erde liegt. Er schoß sofort zwei Kurden nieder und stürzte sich in den Kampf. Dann kam sein Sohn, der gleich ihm tapfer ist; aber dennoch hätten wir unterliegen müssen, wenn nicht Ihr noch erschienen wäret. Emir, Dir gehört mein Leben und Alles, was ich habe! Laß Deinen Weg so weit wie möglich mit dem meinigen gehen!«
    »Ich wollte, daß es geschehen könnte. Aber wir haben einen Todten und sind verwundet. Er muß begraben werden, und wir müssen bleiben, weil sich das Wundfieber einstellen wird.«
    »Auch ich werde bleiben, denn meine Diener sind verwundet.«
    Da, mitten im Gespräche, fiel mir endlich ein, daß Dojan nicht zu sehen war. Ich frug den Engländer nach dem Hunde, aber er konnte keine Auskunft geben. Halef hatte Dojan mitkämpfen sehen, doch wußte

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