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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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jazik, ïa waï – o wehe, er stirbt!« hörte ich ihn noch jammern, dann wußte ich abermals nichts von mir.
    Später war es mir wie im Traume. Ich hatte mit Drachen und Lindwürmern, gegen Riesen und Giganten zu kämpfen; aber plötzlich waren diese wilden, unheimlichen Gestalten verschwunden; ein süßer Duft wehte um mich her; leise Töne drangen wie Engelsstimmen an mein Ohr, und vier weiche, warme Hände waren um mich bemüht. War dies immer noch Traum, oder war es Wirklichkeit? Ich öffnete abermals die Augen.
    Die jenseitigen Höhen der Berge erglühten im letzten Strahle der untergehenden Sonne und über das Thal breitete sich bereits ein Halbdunkel aus; noch aber war es hell genug, die Schönheit der zwei Frauenköpfe zu erkennen, welche sich von beiden Seiten her über mich beugten.
    »Dirigha, bija – o wehe, fort!« rief es in persischer Sprache; die Schleier fielen über die Angesichter, und die beiden Frauen flohen davon.
    Ich versuchte, mich in sitzende Stellung zu bringen, und es gelang; dabei aber bemerkte ich, daß ich unterhalb des Schlüsselbeines verwundet war. Wie ich später erfuhr, hatte mich eine Lanze getroffen. Auch der ganze übrige Körper schmerzte mich. Es war mir, als ob ich gerädert worden sei. Die Wunde war sehr sorgfältig verbunden, und der Duft, welchen ich vorhin empfunden hatte, umwehte mich auch noch jetzt.
    Da kam Halef herbei und sagte:
    »Allah kerihm – Gott ist gnädig; er hat Dir das Leben zurückgegeben; er sei gelobt in Ewigkeit!«
    »Wie bist Du davongekommen, Halef?« frug ich matt.
    »Sehr glücklich, Sihdi. Ich habe einen Schuß im Oberschenkel; die Kugel hat ein Loch gemacht und ist durchgegangen.«
    »Der Engländer?«
    »Er hat einen Streifschuß am Kopfe, und es sind ihm zwei Finger der linken Hand abgeschnitten worden.«
    »Der arme Lindsay! Weiter!«
    »Allo hat tüchtige Schläge erhalten, aber kein Blut verloren.«
    »Amad el Ghandur?«
    »Er ist unverletzt, aber er redet nicht.«
    »Und sein Vater?«
    »Ist todt. Allah gebe ihm das Paradies!«
    Er schwieg und ich ebenso. Die Bestätigung des Todes meines alten Freundes erschütterte mich. Nach einer langen Pause erst frug ich Halef:
    »Wie steht es mit meinem Rappenhengste?«
    »Seine Wunden sind schmerzhaft, aber nicht gefährlich. Du weißt noch nicht, wie Alles gekommen ist. Soll ich es Dir erzählen?«
    »Jetzt nicht. Ich will versuchen, zu den Andern zu gehen. Warum lag ich entfernt von ihnen?«
    »Weil die Frauen des Persers Dich verbinden wollten. Er muß ein sehr vornehmer und reicher Herr sein. Wir haben bereits ein Feuer angemacht, Du wirst ihn bei demselben finden.«
    Das Aufstehen verursachte mir zwar einige Schmerzen, aber mit Halef’s Hilfe gelang es, und auch das Gehen brachte ich fertig. Unweit des Ortes, wo ich gelegen hatte, brannte ein Feuer, zu welchem mich Halef führte. Die lange Gestalt des Engländers kam mir entgegen.
    »Behold, da seid Ihr ja, Master! Habt einen famosen Sturz gethan, habt aber ganz verteufelt feste Rippen, wie es scheint. Wir hielten Eure Betäubung für Tod.«
    »Wie steht es mit Euch? Ihr habt den Kopf und die Hand verbunden?«
    »Habe eine Schramme grad an der Stelle, wo die Phrenologen den Verstand vermuthen. Es sind etliche Haare und ein Stück Knochen weg; hat aber nichts zu sagen. Yes! Freilich sind auch zwei Finger fort; war grad nicht nothwendig!«
    Mit dem Engländer hatte sich eine zweite Gestalt vom Feuer erhoben. Es war ein Mann von stolzer Haltung und schönem ebenmäßigen Wuchs. Er trug lange und sehr weite, aus rother Seide gefertigte Sirdschame, ein weißseidenes Pirahan und ein bis unter das Knie reichendes, enges Alkalik. Darüber hatte er noch ein dunkelblauseidenes Kaba an und ein fein wollenes Balapusch von derselben Farbe. An einem feinen Kaschmir, welcher um die Hüften geschlungen war, hing ein kostbarer Säbel, neben welchem die vergoldeten Griffe zweier Pistolen, eines Dolches und eines Kinschals funkelten. Seine Füße stacken in Saffian-Reitstiefeletten, und auf dem Kopfe trug er die bekannte persische Lammfellmütze, um welche ein kostbarer, weiß und blau gestreifter Shawl gewunden war.
    Er trat auf mich zu, verbeugte sich und sprach:
    »Mi newahet kjerdem tura – ich mache Dir mein Compliment!«
    »Mi scheker kjerdem tura – ich danke Dir!« antwortete ich unter einer ebenso höflichen Verbeugung.
    »Emir, neberd azmaï – Emir, Du bist schlachtenkundig!«
    »Mir, pahawani – Herr, Du bist ein Held!«
    »Puradarem tu –

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