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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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werde, einmal um seiner selbst willen und dann auch wegen der beiden Diener des Engländers, die sich vielleicht noch immer dort befanden. Ich fühlte mich moralisch verpflichtet, dieses Erbtheil des Engländers anzutreten.
    Nachdem wir uns in Bagdad gehörig erholt und mit dem Nöthigen versehen hatten, reisten wir ab und ließen nur für etwaige Anfragen die Nachricht zurück, wo wir zu finden seien. Wir ritten über Samara nach Tekrit und bogen dann nach West zum Thathar ab, um den Stämmen zu entgehen, mit denen wir früher im Thale der Stufen feindlich zusammengekommen waren, und trafen eine Tagreise vor den berühmten Ruinen von El Hather zwei Männer, welche uns sagten, daß die Schammar sich von ihren gewöhnlichen Weideplätzen nach Südwest gegen El Deïr am Euphrat gezogen hätten, um den fortgesetzten Feindseligkeiten des Gouverneur von Mossul auszuweichen. Dort langten wir, ohne irgend eine Unterbrechung unserer Reise erlitten zu haben, glücklich an.
    Unsere Ankunft erregte Trauer und Freude zugleich. Amad el Ghandur war nicht angekommen. Der ganze Stamm hatte sich in außerordentlicher Sorge um unser Schicksal befunden, aber noch stets hatte man gehofft, uns wohl behalten zurückkehren zu sehen. Jetzt nun wurde diese Hoffnung zu Schanden. Der Tod Mohammed Emin’s versetzte den ganzen Stamm in die tiefste Trauer, und es wurde eine große Feier veranstaltet, um sein Gedächtniß zu ehren.
    Ganz anders aber war es bei Hanneh, welche sich bei unserm Erscheinen jubelnd in die Arme ihres Halef warf. Er war ganz entzückt von ihrem Anblick, und sein Entzücken verdoppelte sich, als sie ihn und mich in das Zelt führte, um ihm einen kleinen Hadschi zu zeigen, welcher während unserer Abwesenheit sich zur irdischen Pilgerreise eingefunden hatte.
    »Und weißt Du, Sihdi, welchen Namen ich ihm gegeben habe?« frug sie mich.
    »Nun?«
    »Er heißt – nach Dir und seinem Vater – Kara Ben Halef.«
    »Du hast wohl daran gethan, Du Krone der Weiber und Du Blume der Frauen. Mein Sohn wird ein Held werden,wie sein Vater ist, denn sein Name ist länger als der Speer eines Feindes. Alle Männer werden ihn ehren, alle Mädchen ihn lieben, und alle Feinde werden fliehen, wenn in dem Kampfe ertönt der Name Kara Ben Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah!«
    Natürlich war auch Scheik Malek erfreut, uns wieder zu sehen. Er hatte einen bedeutenden Einfluß auf die Haddedihn gewonnen, und es war voraus zu sehen, daß er, wie die Verhältnisse jetzt lagen, recht bald den Rang eines Anführers einnehmen werde. In diesem Falle konnte mein kleiner, treuer Hadschi darauf rechnen, einst zu den Scheiks der Schammar zu gehören.
    Wir besuchten in zahlreicher Begleitung alle die Orte, welche wir bei unserem ersten Aufenthalte gesehen hatten, und des Abends saßen wir im Zelte oder vor demselben, um den neugierigen Arabern unsere Erlebnisse zu erzählen, wobei Halef niemals vergaß, ganz besonders seinen Schutz zu betonen, unter welchem ich mich während der langen Fahrt befunden hatte.
    Die beiden Irländer waren noch vorhanden. Sie waren während unserer Abwesenheit halb wild geworden und hatten sich vom Arabischen so viel angeeignet, als nöthig war, sich mit ihren Gastfreunden zu verständigen. Dennoch aber sehnten sie sich fort von hier, und als sie hörten, daß sie auf ihren verschollenen Herrn nicht rechnen könnten, baten sie mich, von jetzt an mich ihrer anzunehmen. Ich sagte zu, denn in dieser Absicht war ich ja hergekommen.
    Mein Entschluß war, nach Palästina zu gehen, und von da zur See nach Constantinopel. Doch wollte ich vorher erst Damaskus sehen, die Stadt der Ommijaden, und um allen für mich vielleicht unliebsamen Begegnungen von Mossul her aus dem Wege zu gehen, entschloß ich mich, südlich von El Deïr über den Euphrat zu setzen und eine so weit nach Mittag gelegene Richtung einzuschlagen, daß ich über das Haurangebirge nach Damaskus kam.
    Aber die Haddedihn wollten mich sobald nicht von sich lassen. Halef bestand mit allem Nachdrucke darauf, mich nach Damaskus zu begleiten; ich durfte ihm diesen Wunsch nicht abschlagen, und da ich ihm doch Zeit geben mußte, seinen glücklichen Familienverhältnissen gerecht zu werden, so dauerte mein Aufenthalt weit, weit länger, als ich vorher beabsichtigt hatte. Woche um Woche verging; die kurze rauhe Jahreszeit war hereingebrochen und neigte sich bereits wieder zu Ende; nun aber ließ ich mich nicht länger halten. Wir reisten

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