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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mädchen?«
    »Senitza.«
    »Es ist Alles richtig. Wo haben Sie ihn getroffen? Wo hat er es Ihnen erzählt? In Kairo vielleicht?«
    »Nein, sondern an Ort und Stelle selbst. Kennen Sie diese interessante Begebenheit?«
    »Ja. Er kam später in geschäftlicher Angelegenheit zu mir nach Damaskus und erzählte es mir. Er hätte seine Braut nie wieder gefunden, wenn er nicht mit einem gewissen Kara Ben Nemsi zusammengetroffen wäre, einem Effendi aus – – ah, Allah il Allah, dieser Effendi schrieb auch Sachen, welche gelesen werden! Wie ist Ihr Name, Herr?«
    »In Ägypten und dann auch weiter nannte man mich allerdings Kara Ben Nemsi.«
    »Hamdulillah, quel miracle! Sie sind es, Sie selbst?«
    »Fragen Sie hier meinen Diener Hadschi Halef, welcher geholfen hat, Senitza zu befreien!«
    »Dann, Herr, haben Sie noch einmal meine Hand! Ich muß sie Ihnen drücken. Es geht nicht anders, Sie müssen in Damaskus bei mir wohnen, Sie und Ihre Leute. Mein Haus gehört Ihnen, nebst Allem, was ich besitze!«
    Vor herzlicher Freude schüttelte er auch Halef und den beiden Irländern die Hände. Die beiden Letzteren wurden ganz verdutzt über die lebhafte Freundschaftsäußerung, deren Grund sie nicht begreifen konnten; meinem Halef aber mußte ich unsere französische Unterhaltung deutlich machen.
    »Kannst Du Dich noch auf Isla Ben Maflei besinnen, Hadschi Halef Omar?«
    »Ja,« antwortete er. »Es war der Jüngling, dessen Braut wir aus dem Hause des Abrahim-Mamur holten.«
    »Dieser Mann hier ist der Oheim Isla’s.«
    »Allah sei Dank! Jetzt habe ich Jemand, dem ich Alles erzählen kann, was damals geschehen ist. Eine gute That darf nicht sterben; sie muß erzählt werden, um lebendig zu bleiben.«
    »Ja, erzähle es!« bat der Damaskese.
    Jetzt legte sich der kleine Hadschi in’s Zeug, indem er die Begebenheit in den duftendsten Redeblumen des Orientes berichtete. Natürlich war ich damals der berühmteste Hekim-Baschi der Erde, Halef selbst der tapferste Held der ganzen Welt, Isla der beste Jüngling Stambul’s und Senitza die herrlichste Houri des Paradieses gewesen. Abrahim-Mamur aber wurde als ein wahrer Teufel geschildert, und in Summa hatten wir eine That verrichtet, welche bereits jetzt in dem Munde des ganzen Orientes lebte. Und als ich es versuchte, seine Überschwänglichkeiten auf das richtige Maß zurückzuführen, da meinte er sehr entschieden:
    »Sihdi, das verstehst Du nicht! Ich muß es besser wissen, denn ich war ja damals Dein Agha mit der Nilpeitsche und habe Alles für Dich zu besorgen gehabt.«
    Der Morgenländer ist in solchen Dingen unverbesserlich, und so mußte ich mich in das Unvermeidliche fügen. Dem Damaskesen aber schien grad diese Erzählungsweise recht sehr zu gefallen; Halef stieg in seiner Achtung außerordentlich, und die Folge zeigte, daß er ihn in sein Herz geschlossen hatte.
    Wir erreichten unbelästigt die Karavanenstraße und zogen durch das ›Himmelsthor‹ in die Meidan-Vorstadt ein, in welcher sich zur Zeit der Hadsch die große, nach Mekka bestimmte Pilgerkaravane versammelt. Damaskus gewährt im Innern keineswegs den Anblick, welchen man von außen erwartet. Zwar fehlt es der Stadt nicht an ehrwürdigen Bauten, aber die Straßen selbst sind entsetzlich gepflastert, krumm und eng, und die meist fensterlosen, äußeren Lehmwände der Häuser sehen häßlich aus. Auch hier wird die Straßen- und Wohlfahrtspolizei, wie in den meisten orientalischen Städten, von Aasgeiern und räudigen, verkommenen Hunden besorgt. Die Wasserfülle der Stadtumgebung begünstigt die Entstehung schädlicher Miasmen, welche die Stadt der Ommijaden in einen bösen Ruf gebracht haben.
    Das Quartier der Christen liegt im Osten der Stadt und beginnt beim Thomasthore am Ausgangspunkte des Palmyraner Karavanenweges. Es ist ebenso wenig schön wie die übrigen Stadttheile und enthält eine Menge von Ruinen, welche aufzuräumen der Moslem gar nicht für nöthig hält. Hier steht in der Nähe des Lazaristenklosters das Gebäude, in welchem später im Jahre 1869 der Kronprinz von Preußen sein Quartier aufschlug.
    Südlich davon, jenseits der ›geraden Straße‹ befindet sich das Quartier der Juden, während die Westhälfte der Stadt den Moslemin gehört. Hier sieht man die schönsten Bauwerke der Stadt: die Citadelle, die prächtigen Bazarhallen, den großen Han Assad Pascha und vor allen Dingen die Moschee der Ommijaden, in welche leider kein Christ den Fuß setzen darf.
    Sie ist 550 Fuß lang und 150 Fuß

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