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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Anderen eine an sich gleichgültige Bemerkung. Ich hörte dies und blieb unwillkürlich stehen.
    »Was ist’s?« fragte Isla. »Kanntest Du sie?«
    »Nein; aber diese Stimme kam mir bekannt vor.«
    »Du wirst Dich täuschen, Sihdi. Stimmen sind sich oft sehr ähnlich.«
    »Das ist wahr, und das beruhigt mich. Ich hätte sonst gedacht, daß es die Stimme dieses Barud el Amasat sei.«
    »Dann müßte er ja entflohen sein!«
    »Allerdings! Aber das ist ja gar keine Unmöglichkeit.«
    »Wäre es der Fall, so würde er die breite Straße nach Filibe eingeschlagen und nicht diesen einsamen, unsicheren Weg gewählt haben.«
    »Grad dieser Weg ist für einen Flüchtling sicherer als die belebte Straße nach Filibe. Die Stimme war ganz die seinige.«
    Es war, als ob mir eine geheime Stimme sage, daß ich mich nicht geirrt habe. Ich beschleunigte meine Schritte, und die Anderen mußten mir mit derselben Schnelligkeit folgen. Als wir nach Hause kamen, wurden wir schon seit längerer Zeit erwartet, und zwar von Osco, welcher unter dem Thore stand.
    »Endlich, endlich!« rief er. »Ich habe Euch mit Schmerzen erwartet. Mir scheint, es ist Etwas geschehen.«
    »Was?« fragte ich gespannt.
    »Ich lag, als es dunkel war, am Thore des Gefängnisses. Da kam Einer, welcher sich öffnen ließ. Er trat ein und kam nach einiger Zeit mit noch zwei Anderen aus dem Hause.«
    »Hast Du Einen erkannt?«
    »Nein; aber als sie gingen, hörte ich den Einen sagen: ›Das ist schneller geglückt, als ich dachte!‹ Ich schöpfte Verdacht und schlich ihnen nach, aber an der Ecke einer Straße verlor ich sie.«
    »Und dann?«
    »Dann ging ich hierher, um Euch den Vorfall zu melden. Ich fand Euch nicht daheim und habe vergeblich gewartet.«
    »Gut! Wir werden uns sofort überzeugen. Hulam mag mitkommen; die Anderen können bleiben.«
    Ich eilte mit dem Genannten nach der Straße, in welcher Doxati sein Fremdenhaus hatte. Das Thor war noch geöffnet, und wir traten ein. Es gab ein gemeinschaftliches Zimmer, welches nach dem Hofe zu geöffnet war, aber nach der Straße kein Fenster hatte. Ohne da hineinzugehen, gebot ich einem der anwesenden dienstbaren Geister, mir den Wirth zu bringen.
    Doxati war ein kleines, altes Männchen mit einem sehr verschlagenen griechischen Gesichte. Er machte mir eine tiefe Reverenz und fragte nach meinem Begehr.
    »Ist heute Abend ein Gast hier eingekehrt?« fragte ich ihn.
    »Mehrere, Herr,« antwortete er.
    »Ich meine einen kleinen Mann, welcher zu Pferde kam.«
    »Der ist da. Er hatte einen Bart, welcher so dünn ist, wie der Schwanz einer alten Henne.«
    »Du sprichst sehr unehrerbietig; aber es wird Derjenige sein, welchen ich suche. Wo ist er?«
    »In seinem Oda.«
    »Führe mich zu ihm!«
    »Komm, Herr!«
    Er schritt voran, in den Hof hinaus und eine Art Stiege empor. Dort oben sah man beim Scheine einer Lampe mehrere Thüren. Er öffnete eine derselben. Auch hier brannte eine Lampe; aber das mit einer einzigen, alten Matte versehene Gemach war leer.
    »Wohnt er hier?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Aber er ist ja nicht da!«
    »Allah weiß es, wo er ist!«
    »Wo hat er sein Pferd?«
    »Im Stalle, welcher sich im zweiten Awlu befindet.«
    »War er heute Abend unten bei den andern Gästen?«
    »Ja. Dann aber stand er lange Zeit unter dem Thore.«
    »Ich suche außer ihm noch einen andern Mann, welcher Manach el Barscha heißt. Kennst Du ihn?«
    »Warum soll ich ihn nicht kennen? Er hat ja heute bei mir gewohnt!«
    »Hat! Er wohnt also nicht mehr hier?«
    »Nein, er ist abgereist.«
    »Allein?«
    »Nein, sondern mit zwei Freunden.«
    »Sie ritten?«
    »Ja.«
    »Was für Pferde?«
    »Zwei Schimmel und einen Braunen.«
    »Wohin sind sie?«
    »Sie wollen nach Filibe und dann weiter nach Sofia.«
    »Kanntest Du die beiden Freunde?«
    »Nein. Er ging aus und brachte sie mit.«
    »Hatte er drei Pferde mitgebracht?«
    »Nein, sondern nur den Braunen. Die Schimmel hat er heute gekauft, als es beinahe Abend war.«
    Jetzt wußte ich genau, daß mein Gehör mich nicht getäuscht hatte. Barud el Amasat war mit Hülfe dieses Manach el Barscha entkommen. Wer aber war der Dritte gewesen? Vielleicht ein Schließer des Gefängnisses, welcher den Gefangenen heraus gelassen hatte und in Folge dessen gezwungen gewesen war, sich ihnen anzuschließen? Ich fragte weiter:
    »Der Mann, nach welchem ich Dich zuerst fragte, ist ihnen nicht nachgefolgt?«
    »Nein.«
    »Weißt Du das genau?«
    »Sehr genau; ich stand am Thore, als sie

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