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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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fortritten.«
    »Führe uns zu seinem Pferde!«
    Er führte uns über den vordern Hof und durch einen gewölbten Durchgang nach einem niedrigen Gebäude. Der Geruchssinn sagte mir schon von Weitem, daß es ein Stall sei. Er öffnete die Thüre desselben. Es war dunkel; aber ein leises Schnaufen sagte mir, daß ein Pferd vorhanden sei.
    »Man hat das Licht gelöscht,« sagte er.
    »Brannte eins?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Standen die Pferde dieses Manach el Barscha auch hier?«
    »Ja. Ich war nicht dabei, als er sie holte.«
    »So wollen wir anzünden.«
    Ich zog ein Zündhölzchen heraus, und bald hatten wir Licht in der alten Laterne, welche an der Mauer hing. Jetzt erkannte ich Halef’s Pferd und daneben auf dem Boden einen formlosen Klumpen, welcher in einen Kaftan gewickelt und mit Stricken umwunden war. Ich riß die Stricke auf und entfernte den Kaftan. Es war – – mein kleiner Hadschi Halef Omar.
    Es dauerte einige Zeit, ehe er vollständig bei Athem war. Dann sprang er auf, ballte beide Fäuste und rief:
    »Allah l’ Allah! Sihdi, wo sind die Hunde, die mich überfallen haben, die Söhne von Hunden und Enkel von Hundesöhnen, welche mich dann einwickelten und banden?«
    »Das mußt Du doch wissen!« antwortete ich.
    »Ich? Ich soll es wissen? Wie kann ich es wissen, da ich doch gefesselt war, wie der heilige Kuran, welcher in Damask an eisernen Ketten hängt!«
    »Warum hast Du Dich fesseln lassen?«
    Er blickte mich ganz erstaunt an.
    »Das fragst Du mich? Du, der mich hierher beordert hat, damit ich – –«
    »Damit Du eine Probe Deiner Klugheit geben sollst,« unterbrach ich ihn. »Sie ist nicht sehr rühmlich für Dich ausgefallen!«
    »Sihdi, kränke mich nicht! Wenn Du dabei gewesen wärest, so würdest Du mich entschuldigen!«
    »Das ist möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich. Weißt Du, daß Manach el Barscha entkommen ist?«
    »Ja. Der Scheïtan mag ihn fressen!«
    »Und Barud el Amasat mit ihm?«
    »Ja. Die Dschehenna mag ihn verschlingen!«
    »Und daß Du Schuld bist an Allem?«
    »Nein; das weiß ich nicht; das ist nicht wahr!«
    »So erzähle!«
    »Das werde ich thun! Als ich zu diesem Handschia Doxati kam, der hier steht und den Mund aufsperrt, als ob er der Scheïtansei, welcher Manach el Barscha verschlingen soll, da hörte ich, daß der Letztere drei Pferde besitze, weil er in der Dämmerung zwei Schimmel gekauft habe. Ich beobachtete ihn und sah, daß er das Haus verließ.«
    »Ahntest Du, was er vorhatte?«
    »Ja, Sihdi.«
    »Warum folgtest Du ihm nicht?«
    »Ich dachte, daß er nach dem Gefängnisse gehen werde. Dort aber stand ja Osco auf der Lauer.«
    »Hm, das ist allerdings nicht unrichtig!«
    »Siehst Du, daß Du mir Recht geben mußt, Sihdi!«
    Man hörte es der Stimme des kleinen Mannes an, daß er sich jetzt bedeutend erleichtert fühlte. Er fuhr fort:
    »Ich ahnte, daß er den Gefangenen befreien wolle; aber ich wußte auch, daß er seine Pferde brauche. Jedenfalls mußte er nach dem Stalle zurückkommen, und darum versteckte ich mich dort, um ihn zu überraschen.«
    »Verstecken? Das war nun nicht grad nöthig. Du hättest nach einigen Khawassen schicken oder sie selbst herbei holen sollen. Das wäre das Sicherste gewesen.«
    »O, Sihdi, das Sicherste ist nicht allemal auch das Schönste, und ich dachte es mir so schön, die Schurken allein zu fangen.«
    »Das müssen wir jetzt büßen!«
    »Allah wird sie uns wieder in die Hand geben! Also ich wartete. Als sie kamen, waren es Drei. Sie fragten mich, was ich da wolle; aber kaum hatte mich Barud el Amasat angesehen, so erkannte er mich. Ich war ja beim Verhöre als Zeuge gegen ihn aufgetreten. Es entspann sich eine Prügelei. Ichwehrte mich nach Kräften. Ich zerriß sogar diesem Barud die Kleider; aber die Prügel bekam ich.«
    »Warum gebrauchtest Du Deine Waffen nicht?«
    »Sihdi, sechs Arme hielten mich umschlungen, und ich habe ja nur zwei. Hätte mir Allah zehn Arme verliehen, so wären mir vier davon für die Waffen übrig geblieben. Ich wurde endlich auf den Boden gerungen; man wickelte mich in meinen Kaftan und umwand mich mit Stricken. Da habe ich gelegen, bis Du kamst, mich zu befreien. So ist es geschehen!«
    »O weh, Hadschi Halef Omar! O weh!«
    »Sihdi, auch ich möchte rufen: Wai, wai! Aber das hilft uns nun doch nichts. Sie sind fort! Befänden wir uns in der Wüste, so wäre es leicht, ihre Spuren zu finden; aber hier in dem großen Edreneh wird das unmöglich sein.«
    »Ich habe ihre Spur. Ich weiß,

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