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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wohin sie sind.«
    »Hamdulillah! Preis sei Allah, welcher Dir den Verstand gegeben hat, den – –«
    »Den Du heute nicht besessen hast!« unterbrach ich ihn. »Die Spur eines Mannes ist nicht der Mann selbst. Aber leuchte einmal nieder! Was liegt hier?«
    Halef bückte sich nieder und hob einen ziemlich großen Fetzen Tuches auf. Er betrachtete ihn und sagte:
    »Das ist das Stück, welches ich Barud el Amasat aus seinem Kaftan gerissen habe. Da hängt noch die Tasche daran.«
    »Ist etwas darin?«
    Er griff hinein und sagte:
    »Ein Stück Papier. Hier ist es.«
    Ich betrachtete es beim Scheine der Laterne und öffnete es. Es war ein winzig kleines, aber mit einem großen Siegel versehenes Briefchen gewesen. Drei kurze Zeilen standen darin. Sie waren in arabischer Schrift geschrieben, und zwar so klein, daß ich sie hier unmöglich lesen konnte. Ich steckte also das Briefchen zu mir und suchte nach anderen Überresten des ungleichen Kampfes; es fanden sich keine mehr.
    Unbegreiflich war es, daß die drei Männer meinem Halef sein Messer und die beiden Pistolen gelassen hatten, welche in seinem Gürtel steckten. Sein Gewehr hatte ich in einem Winkel seiner Stube lehnen sehen.
    »Hatte auch Manach el Barscha ein Zimmer bei Dir?« fragte ich den Wirth, welcher ganz verwundert zugesehen und zugehört hatte.
    »Ja,« antwortete er.
    »Er ist oft bei Dir eingekehrt?«
    »Ja.«
    »So kennst Du ihn genau?«
    »Ja. Er heißt so, wie Du ihn nennst, und ist Steueraufseher.«
    »Wo wohnt er?«
    »In Uskub. Aber er ist nicht oft zu Hause. Er hat viele Orte gepachtet und muß also viel reisen, um die Steuern zu holen.«
    »Führe uns auf das Zimmer, welches er bewohnt hat!«
    Dies geschah. Ich hatte gehofft, irgend einen Fingerzeig zu entdecken; aber es zeigte sich nicht das Mindeste, welches geeignet gewesen wäre, noch einen weiteren Aufschluß zu geben. Der Auftrag, den ich Halef gegeben hatte, war erfüllt, aber leider mit dem unglücklichsten Ausgange; ich schickte den kleinen Hadschi mit seinem Pferde nach Hause. Er trabte höchst niedergeschlagen von dannen und murmelte tausend Verwünschungen in die Haarfäden, welche er Bart nannte. Hulam aber wurde von mir veranlaßt, sich sofort mit mir zum Kadi zu begeben. Er hatte bisher kein Wort gesprochen; jetzt aber meinte er:
    »Ketir, ketir – das ist zu viel, viel zu viel! Wer hätte das für möglich gehalten! Wären wir nicht in das Bad gegangen, sondern daheim geblieben, so hätte uns Osco zur rechten Zeit getroffen, und die Flucht wäre nicht geglückt!«
    »Wir müssen denken, daß es so hat sein sollen!«
    »Aber was wollen wir da beim Kadi? Kann er es anders machen?«
    »Wir müssen ihm das Geschehene anzeigen und nur mitseiner Hilfe können wir uns den Beweis holen, daß der Gefangene sich wirklich nicht mehr in Haft befindet.«
    »Der Kadi wird bereits schlafen!«
    »So wecken wir ihn.«
    »Wird er das dulden?«
    »Er muß!«
    Der Beamte hatte sich, wie wir erfuhren, allerdings zur Ruhe begeben, und es kostete mich einige Kraftworte, ehe man es wagte, ihn zu wecken. Dann wurden wir vorgelassen. Er empfing uns mit nicht sehr freundlicher Miene und fragte nach unserm Begehr.
    »Wir haben Barud el Amasat in Deine Hand gegeben,« antwortete ich, allerdings auch nicht in übermäßig höflichem Tone. »Hast Du dafür gesorgt, daß er gut bewacht wird?«
    »Bist Du nur gekommen, um mir diese Frage vorzulegen?«
    »Ich werde Deine Antwort hören!«
    »Der Gefangene wird gut bewacht. Ihr könnt gehen.«
    »Nein, nicht wir können gehen, sondern er ist gegangen!«
    »Er? Wer?«
    »Der Gefangene.«
    »Allah akbar! Gott ist groß, er kann Dich verstehen; ich aber begreife Deine Worte nicht.«
    »So muß ich deutlicher sein: Barud el Amasat ist entflohen.«
    Der Kadi sprang von dem Polster auf, auf welchem er bei unserem Eintritte gesessen und vor demselben vielleicht auch geschlafen hatte.
    »Was sagst Du?« fragte er. »Entflohen ist er?«
    »Ja.«
    »Entsprungen? Aus dem Zindan entsprungen?«
    »Ja.«
    »Woher weißt Du es?«
    »Wir sind ihm begegnet.«
    »ïa Allah! Warum habt Ihr ihn nicht festgehalten?«
    »Wir kannten ihn nicht.«
    »Woher wißt Ihr es dann, daß er es gewesen ist?«
    »Wir haben es erst nachher erfahren. Ein Steuerpächter hat ihn befreit, welcher Manach el Barscha heißt.«
    »Manach el Barscha? O, den kenne ich! Er war früher Pächter der Steuern und wohnte in Uskub; aber jetzt ist er es nicht mehr. Er wohnt in den Bergen.«
    Er wohnt in den

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