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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sie einmal her!«
    Er gab mir die Kapsel und ich roch daran.
    »Käse!«
    »Erraten! Leider fehlt die Butter. Nun langen Sie zu! Ein Messer haben Sie jedenfalls; hier ist auch eine Gabel.«
    Wir aßen mit Lust.
    »Ich bin ein Sachse,« sagte ich und nannte ihm meinen Namen. »Sie sind in Triest geboren?«
    »Ja. Ich heiße Martin Albani. Mein Vater war seines Zeichens ein Schuster. Ich sollte etwas besseres werden, nämlich ein Kaufmann, hielt es aber lieber mit meiner Geige als mit den Ziffern und so weiter. Ich bekam eine Stiefmutter; na – Sie wissen, wie es dann herzugehen pflegt. Ich hatte den Vater sehr lieb, wurde aber mit einer Preßnitzer Harfenistengesellschaft bekannt und schloß mich ihr an. Wir gingen nach Venedig, Mailand und tiefer ins Italien hinunter, endlich gar nach Konstantinopel. Kennen Sie diese Art Leute?«
    »Gewiß. Sie gehen oft weit über See.«
    »Erst spielte ich Violine, dann avancierte ich zum Komiker; leider aber hatten wir Unglück, und ich war froh, daß ich auf einem Bremer Kauffahrer eine Stelle fand. Mit diesem kam ich später nach London, von wo aus ich mit einem Engländer nach Indien segelte. In Bombay wurde ich krank in das Hospital geschafft. Der Verwalter desselben war ein tüchtiger Mann, aber kein Held im Schreiben und Rechnen; er engagierte mich, als ich wieder gesund geworden war. Später kam ich zu einem Händler als Buchführer; er starb am Fieber, und ich heiratete seine Witwe. Wir lebten kinderlos und glücklich bis zu ihrem Tode. Jetzt sehnte ich mich nach der Heimat zurück – – –«
    »Zu Ihrem Vater?«
    »Auch er lebt nicht mehr, hat aber – Gott sei Dank! – keine Not gelitten. Seit ich mich wohl stand, haben wir einander oft geschrieben. Nun habe ich mein Geschäft verkauft und fahre langsam der Heimat zu.«
    Der Mann gefiel mir. Er gab sich so, wie er war. Reich konnte er wohl nicht genannt werden; er machte auf mich den Eindruck eines Mannes, der grad so viel hat, als er braucht, und der damit auch herzlich zufrieden ist.
    »Warum fahren Sie nicht direkt nach Triest?«
    »Ich mußte in Maskat und Aden einige Ziffern in Ordnung bringen.«
    »So haben Sie sich also doch noch an die Ziffern gewöhnt?«
    »Freilich,« lachte er. »Und nun – pressant sind meine Angelegenheiten nicht; ich bin mein eigener Herr – was thut es, wenn ich mir das rote Meer besehe? Sie thun es ja auch!«
    »Allerdings. Wie lange werden Sie hier bleiben?«
    »Bis ein mir passendes Fahrzeug hier anlegt. Haben Sie nicht geglaubt, einen Bayern oder Tyroler in mir zu finden, als Sie mich singen hörten?«
    »Ja; aber doch fühle ich mich nicht etwa enttäuscht – wir sind ja trotzdem Landsleute und freuen uns, einander getroffen zu haben.«
    »Wie lange werden Sie hier bleiben?«
    »Hm! Mein Diener pilgert nach Mekka; ich werde wohl eine Woche auf ihn warten müssen.«
    »Das freut mich; so können wir einander länger haben.«
    »Ich stimme bei; aber zwei Tage werden wir uns vielleicht doch entbehren müssen.«
    »Wie so?«
    »Ich hätte fast Lust, auch einmal nach Mekka zu gehen.«
    »Sie? Ich denke, für Christen ist das verboten!«
    »Allerdings. Aber, kennt man mich?«
    »Das ist richtig. Sie sprechen das Arabische?«
    »Ja, so viel ich für meine Küche brauche.«
    »Und Sie wissen auch, wie sich die Pilger zu benehmen haben?«
    »Auch das; doch ist gewiß, daß mein Benehmen nicht genau das der Pilger sein würde. Wollte ich ihren Gebräuchen folgen, mich den vorgeschriebenen Ceremonien unterwerfen und gar zu Allah beten und seinen Propheten anrufen, so würde dies gewiß eine Versündigung gegen unsern heiligen Glauben sein.«
    »Sie würden innerlich doch anders denken!«
    »Das macht die Schuld nicht geringer.«
    »Darf man der Wissenschaft nicht ein Opfer bringen?«
    »Doch, aber kein solches. Übrigens bin ich gar kein Mann der Wissenschaft. Sollte ich Mekka je erreichen, so hat es nur den Wert, daß ich es gesehen habe und unter Bekannten einmal davon erzählen kann. Ich möchte behaupten, daß man die Stadt des Propheten zu besuchen vermag, auch ohne seinen Christenglauben dadurch zu verleugnen, daß man den Pilger spielt.«
    »Wohl nicht.«
    »Glauben Sie, daß Mekka nur von Pilgern besucht wird?«
    »Man sollte allerdings meinen, daß auch Kaufleute hinkommen. Diese aber werden doch auch die heiligen Orte besuchen und dort beten.«
    »Man wird sie aber nicht darüber kontrollieren. Ich rechne sechzehn Wegstunden von hier bis Mekka; man reitet sie sehr gut in

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