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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Touristen, Sommerfrischler, Bäderbummler oder Kirmeßgäste; sie erleben ihre Abenteuer unter dem Regenschirme, an der Table d’hôte , bei einer imitierten Sennerin, am Spieltische und auf dem Scating-Ring . Wollen wir wetten?«
    »Sie machen mich wirklich neugierig!«
    »Ja, verstehen Sie mich wohl! Sie nennen es vielleicht ein Abenteuer, wenn Sie in der Dschungel zwei Tigern begegnen, welche sich auf Leben und Tod bekämpfen; ich nenne es ein ebenso großes Abenteuer, wenn ich am Waldesrande auf zwei Ameisenvölker stoße, deren Kampf nicht bloß in Beziehung auf Mut und Körperanstrengung eine Hunnen- oder Gotenschlacht zu nennen ist, sondern uns auch solche Beispiele von Aufopferung, Gehorsam und strategischer oder taktischer Berechnung und List zeigt, daß wir darüber bloß erstaunen müssen. Gottes Allmacht zeigt sich herrlicher in diesen winzigen Tieren als in jenen beiden Tigern, die Ihnen bloß deshalb größer erscheinen, weil Sie sich vor ihnen fürchten. Doch, gehen Sie jetzt und bestellen Sie die Kamele, damit wir zur Zeit der größten Hitze eine Quelle finden.«
    »Ich gehe; aber halten Sie auch Wort in Beziehung auf das Abenteuer!«
    »Ich halte es.«
    Er ging. Ich hatte ihm diese Rede mit Vorbedacht gehalten; denn zu einem Erstlingsritt auf dem Kamele gehört unbedingt eine in das Romantische hinüberklingende Seelenstimmung.
    Als ich nach drei Viertelstunden mit Halef in Albanis Wohnung trat, starrte derselbe in Waffen.
    »Kommen Sie; der Dewedschi lauert bereits. Oder wollen wir erst etwas genießen?« fragte er mich.
    »Nein.«
    »So nehmen wir uns Proviant mit. Ich habe hier diese ganze Tasche voll.«
    »Sie wollen ein Abenteuer haben und nehmen Proviant mit? Weg damit! Wenn uns hungert, so suchen wir uns ein Duar. Dort finden wir Datteln, Mehl, Wasser und vielleicht auch ein wenig Tschekir.«
    Zeltdorf.
    »Tschekir? Was ist das?«
    »Kuchen, aus gemahlenen Heuschrecken gebacken.«
    »Fi!«
    »Pah, schmeckt ganz vortrefflich! Wer Austern, Weinbergsschnecken, Vogelnester, Froschschenkel und verfaulte Milch mit Käsemaden ißt, für den müssen Heuschrecken eine Delikatesse sein. Wissen Sie, wer lange Zeit Heuschrecken mit wildem Honig gegessen hat?«
    »Ich glaube, das ist ein Mann in der Bibel gewesen.«
    »Allerdings, und zwar ein sehr hoher und heiliger Mann. Haben Sie eine Decke?«
    »Hier.«
    »Gut. Wie lange haben Sie die Kamele zur Verfügung?«
    »Für den ganzen Tag.«
    »Mit Begleitung des Dewedschi oder eines seiner Leute?«
    »Ohne Begleitung.«
    »Das ist gut. Zwar haben Sie in diesem Fall Kaution legen müssen, dafür aber befinden wir uns um so wohler und ungestörter. Kommen Sie!«
    Der Kamelverleiher wohnte im zweiten Hause von ihm. Ich sah es dem Manne sofort an, daß er kein Araber sondern ein Türke war. In seinem Hofe standen drei Kamele, über welche man hätte weinen mögen.
    »Wo ist dein Stall?« fragte ich ihn.
    »Dort!«
    »Er deutete nach einer Mauer, welche den Hof in zwei Teile schied.
    »Öffne die Thür!«
    »Warum?«
    »Weil ich sehen will, ob sich noch Dschemahli darin befinden.«
    »Es sind solche darin.«
    »Zeige sie mir!«
    Er mochte mir doch nicht recht trauen; daher öffnete er und ließ mich einen Blick in die andere Abteilung werfen. Dort lagen acht der schönsten Reitkamele. Ich trat näher und betrachtete sie.
    »Dewedschi, wie viel zahlt dir dieser Hazretinfür die drei Kamele, welche du uns gesattelt hast?«
    »Hoheit«.
    »Fünf Mahbubzechinenfür alle drei.«
    à 5 Mark, in Summa also 25 Mark.
    »Und für einen solchen Preis bekommen wir diese Lasttiere mit wunden Beinen und Füßen! Schau her, du kannst durch ihre Seiten blicken; ihre Lefzen hängen auf die Seite, wie hier dein zerrissener Jackenärmel, und ihre Höcker – ah Dewedschi, sie haben keinen Höcker! Sie haben eine weite Reise hinter sich; sie sind ganz abgezehrt und kraftlos, so daß sie kaum den Sattel tragen können. Und wie sehen diese Sättel aus! Schau her, Mann! Was marschiert auf dieser Decke? Spute dich und gieb uns andere Kamele und andere Decken und andere Sättel!«
    Er sah mich halb mißtrauisch und halb zornig an.
    »Wer bist du, daß du mir einen solchen Befehl geben magst?«
    »Blicke her! Siehst du diesen Bu-djeruldi des Großherrn? Soll ich ihm erzählen, daß du ein Betrüger bist und deine armen Tiere zu Tode schindest? Schnell, sattle dort die drei Hedjihn, die braunen rechts und das graue in der Ecke, sonst wird dir meine Peitsche Hände machen!«
    Ein Beduine

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