Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)
bist denn du?
Er geht zu ihr hin, zieht sie hinter ihrem Vater hervor und betrachtet sie lächelnd, aber mit ungewöhnlichem Interesse. Dabei dreht er sie um sich selbst, bis sie ihm das Gesicht wieder zuwendet. Sie antwortet sehr schüchtern, bei jeder dieser Drehungen einen Satz.
SCHFAK.Ich heiße Schfak – – – die »Menschenseele« – – –Bin Babels Tochter – – – bin das »Schreckenskind«.
SCHEIK DER TODESKARAWANE humoristisch. Das glaube ich!
Ernst fortfahrend.
Die »Seele« war von jeDas Schreckenskind des menschlichen Gehirnes.Der Schreckensvater aber ist der Geist,Der sogenannte Geist – – –
SCHEIK aufbegehrend. Wen meinst du da?
Der Scheik der Todeskarawane horcht, ohne ihn anzusehen, beim Klange dieser Stimme wieder auf. Er lauscht wie in weite Ferne und läßt seinen Blick ganz eigenartig umherschweifen.
SCHFAK Mut gewinnend. Was suchest du?
SCHEIK DER TODESKARAWANE mit umherirrender, aber keineswegs unsicherer Aufmerksamkeit. Ich suche Alles, Alles!
SCHFAK.So sage, was?
SCHEIK DER TODESKARAWANE betrachtet sie von oben bis unten. Ich sah dich schon einmal – – –Doch aber du – – – du bist es nicht gewesen.
SCHEIK befehlend. Von welchem Stamme bist du?
SCHEIK DER TODESKARAWANE ohne sich nach ihm umzudrehen. Das weiß ich nicht.
SCHEIK spuckt verächtlich aus. Wie heißest du?
SCHEIK DER TODESKARAWANE.Ich habe keinen Namen.
SCHEIK wieder ausspuckend. Der Name deines Vaters?
SCHEIK DER TODESKARAWANE.Unbekannt.
SCHEIK spuckt zum dritten Male aus. O Schmach, o Schmach! O Schande über Schande!
SCHEIK DER TODESKARAWANE zu Schfak, indem er mit dem Kopfe hinter sich nach dem Scheike winkt. Auch diesen sah ich schon – – – mit seiner Peitsche!Was spieltest du mit ihm, grad als ich kam?
SCHFAK mit einem Anfluge von Stolz. Wir spielten Geist und Seele – – – die bin ich.
BABEL geht nach seinem Platze, deutet auf den Scheik. Und er, er ist der Geist!
SCHEIK DER TODESKARAWANE wendet sich endlich dem Scheik zu. Der Geist! Der Geist!
Indem er dies sagt, geht er einen Bogen um den Scheik und nimmt ihn scharf in die Augen. Dann lehnt er sich an einen Mauerrest und spricht weiter.
Zu Mßrdistn, im Walde von Kulkb,Liegt einsam, tief versteckt, die Geisterschmiede.
BABEL.Da schmieden Geister?
SCHEIK DER TODESKARAWANE.Nein, man schmiedet sie!Der Sturm bringt sie geschleppt, um Mitternacht,Wenn Wetter leuchten, Tränenfluten stürzen.Der Haß wirft sich in grimmer Lust auf sie.Der Neid schlägt tief ins Fleisch die Krallen ein.Die Reue schwitzt und jammert am Gebläse.Am Blocke steht der Schmerz, mit starrem AugIm rußigen Gesicht, die Hand am Hammer.
Zum Scheik.
Da, jetzt, o Scheik, ergreifen dich die Zangen.Man stößt dich in den Brand. Die Bälge knarren.Die Lohe zuckt empor, zum Dach hinaus,Und Alles, was du hast und was du bist,Der Leib, der Geist, die Seele, alle Knochen,Die Sehnen, Fibern, Fasern, Fleisch und Blut,Gedanken und Gefühle, Alles, AllesWird dir verbrannt, gepeinigt und gemartertBis in die weiße Glut – – –
SCHEIK aufschreiend. Allh – – – Allh!
SCHEIK DER TODESKARAWANE.Schrei nicht, o Scheik! Ich sage dir, schrei nicht!Denn wer da schreit, ist dieser Qual nicht wert,Wird weggeworfen in den Brack und PlunderUnd muß dann wieder eingeschmolzen werden.Du aber willst zum Stahl, zur Klinge werden,Die in der Faust des Parakleten funkelt,Sei also still! – – – – – – – – – –– – – – Man reißt dich aus dem Feuer – – –Man wirft dich auf den Ambos – – – hält dich fest.Es knallt und prasselt dir aus jeder Pore.Der Schmerz beginnt sein Werk, der Schmied, der Meister.Er spuckt sich in die Fäuste, greift dann zu,Hebt beiderhändig hoch den RiesenhammerUnd nun – – –
SCHEIK schreit auf. Allh – – – Allh!
SCHFAK ist der Schilderung mit grauenvoller Spannung gefolgt, warnt den Scheik. Sei still, sei still!Willst du ins alte Eisen?
SCHEIK.Nein!
SCHFAK.So schweig!
SCHEIK DER TODESKARAWANE.Die Schläge fallen. Jeder ist ein Mord,Ein Mord an dir. Du meinst, zermalmt zu werden.Die Fetzen fliegen heiß nach allen Seiten.Dein Ich wird dünner, kleiner, immer kleiner,Und dennoch mußt du wieder in das Feuer – – –Und wieder – – – immer wieder, bis der SchmiedDen Geist erkennt, der aus der HöllenqualUnd aus dem Dunst von Ruß und HammerschlagIhm
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