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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Länderstrecke läßt sich Ferdinand Freiligrath’s bekanntes Wort:
     
    »Sie dehnt sich aus von Meer zu Meere,
    Wer sie durchritten hat, dem graust.
    Sie liegt vor Gott in ihrer Leere
    Wie eine öde Bettlerfaust«
     
    anwenden, obgleich die Vorstellung, welche man sich von der Wüste macht, meist nicht die richtige ist.
    1300 bis
1700 Meter
hoch über dem Meere liegt die Gobi, d.i. die große Wüste. Während des Sommers ragen auf ihren Randstrecken die schwarzen Filzhütten mongolischer Nomaden empor; Kalmücken- und Kirgisenhorden durchstreichen heimathslos die Hochebene, deren wilde Pferdeschwärme die kühnen Reiter oft weit hineinlocken in die Ebene zur gefährlichen, aufregenden Jagd. Beladen mit Thee, Porzellan, Seide und lackirten Schmucksachen kehren zahlreiche Karavanen von den chinesischen Grenzörtern nach den Handelsplätzen am Baikelsee zurück.
    Aber seitwärts von der Handels- und Karavanenstraße liegt die »Schamo« (d.i. Sandmeer), eine voll ständige Sand- und Steinwüste. Der dürre, aus nackten Steinschollen und grobkörnigem Grus und Sand bestehende Boden ist vollständig wasserleer, und so gedeiht hier weder ein bescheidenes Kraut, noch das mit dem Thau der Nacht zufriedene Gras. Hier flattert kein Vogel, keine leichtfüßige Gazelle drückt ihre Spur dem harten Boden ein, ja nicht einmal das Summen eines einsamen Insectes unterbricht die ewige Todtenstille. Auch der Mensch meidet diesen Ort der traurigsten Leere. Und doch entfaltet die Schamo erst im Winter die größten ihrer Schrecken.
    Horch! Hohl und dumpf braust es von Norden herauf. Ein seltsames, unheimliches Flimmern spielt über dem Horizonte; Bewegung und Leben kommt in die starren Schneemassen und flache Hügel bauen sich auf, wo noch soeben das weite Schneefeld sich dehnte.
    Das macht, der losgebrochene Sturm treibt in den losen Schneemassen sein tolles Spiel. Mit sausender Schnelle nähert er sich. Sein Heulen und Brüllen tönt schauerlich durch die Einöde, und verloren wäre das Schiff, welches auf offenem Meere von diesem furchtbaren Orcane erreicht würde. Aber hier in der Wüste bietet sich ihm nur Schnee, nichts als Schnee und mit entsetzlicher Wuth wirft er sich auf die zusammengewirbelten Haufen desselben. Von unwiderstehlicher Gewalt in die Lüfte gehoben, stieben ungeheure knirschende Schneemassen senkrecht empor und zerfahren in ein wirres Durcheinander von schwirrenden Eisnadeln; dazwischen schießen dicke Schneewirbel oder in rasender Eile herbeigefegte Schneeberge dahin; die ganze Oberfläche wird lebendig und mit unerbittlicher Gewalt zieht die Wjuga, der Schneesturm, alles Lebende hinunter in das erstarrende Grab. Das ist die Schamo.
    Von der Ostküste des atlantischen Oceanes an bis zu den Bergwänden des Nilthales erstreckt sich die Wüste Sahara, 120,000 Quadratmeilen groß. Ihr westlicher Theil, die Sahel, ist die eigentliche Heimath des gefürchteten Flugsandes, der, von dem Winde zu fortrückenden Wellen emporgetrieben, langsam durch die Wüste wandert; daher der Name »Sahel«, d.i. Wandermeer. Diese Beweglichkeit des Sandbodens muß natürlich dem Wachsthum der Pflanzen außerordentlich ungünstig sein, und dazu kommt noch der Mangel an Brunnen und Quellen, welcher das Entstehen von Oasen noch mehr verhindert als in der wasserreicheren Sahara. Dies erklärt zur Genüge, daß die Sahel ebenso wie die Gobi den Ansiedelungsversuchen der Menschen wohl für immer widerstehen wird. Der dürre Sandboden vermag kaum einige unbrauchbare Salzpflanzen, höchstens noch etwas dürren Thymian, ein paar Disteln und einige stacheligte Mimosen zu tragen. Durch das glühende Sandmeer streift nicht einmal der Löwe, obgleich unsere Dichter behaupten:
     
    »Wüstenkönig ist der Löwe«;
     
    nur Vipern, Scorpione, Ameisen und ungeheure Flöhe finden in dem heißen Boden ein behagliches Dasein und selbst die Fliege, welche die Karavane eine Strecke in die Wüste hineinbegleitet, stirbt bald darauf auf dem Wege. Und doch wagt sich der Mensch hinein in den Sonnenbrand und trotzt den Gefahren, die ihn umdrohen. Freilich ist ihre Schilderung oft eine übertriebene, aber es bleibt trotzdem genug übrig, um keine Sehnsucht nach einem »Wüstenritte« zu bekommen. Der Samum, jener giftige Wind der Wüste, tödtete dem Perserkönig Cambyses eine ganze Armee und noch im Jahre 1805 wurde eine Karavane von 2000 Menschen und 1800 Kameelen von ihm vernichtet. Berge glühenden Flugsandes bedeckten sie, und Nichts blieb übrig, als

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