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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gehalten zu werden, und wie sie ewig war, so wird sie auch ohne Ende sein.
    Und wie der Planet den hellen Strahl der Sonne nicht für sich behalten kann, sondern ihn zurückleuchten läßt, bis zur Spenderin seines Lichtes und ringsumher auf die Gestirne, welche sich mit ihm um sie bewegen, so ist es auch dem Menschenkinde, in dessen Herz ein Strahl der göttlichen Liebe gefallen ist, unmöglich, denselben in seinem Innern zu verschließen. Die heiligsten und beseligendsten Regungen, welche dieser Strahl in der Menschenbrust geweckt, sie müssen emporsteigen zum Ursprunge aller   aller Liebe und Alles umfassen, was die Erde, die ganze Welt an Wesen und Geschöpfen faßt und birgt.
    Aber neben dieser Liebe ging ein Etwas einher, welches sich ihr auf tausendfältige Weise feindlich gegenüberstellte und den Menschen mit sich selbst in den eben schon erwähnten Zwiespalt brachte.
    Der Tag währte nicht immer, sondern wich der finstern Nacht; mit dem hellen Lichte wechselten tiefe Schatten, Sturm und Wetter unterbrach die friedliche Ruhe der Natur, zitternde Stöße erschütterten die Festigkeit des Erdbodens, der Zeit des Blumenduftes und Früchtereifens folgte die erstarrende, winterliche Kälte und selbst das kräftigste Leben sank endlich in den Tod.
    Und wie in der Natur, so auch in einem Leben des Menschen.
    Die Reinheit der Seele, die Heiligkeit des Herzens war keine unverletzliche, sondern schon in dem frühesten Wollen des Kindes sprach sich ein Widerstreben gegen das Gute, eine Feindschaft gegen die Wahrheit, ein Verlangen nach dem Versagten aus. In die hellen, klaren und durchsichtigen Fluthen der Liebe, der Geduld, der Friedfertigkeit flossen die trüben Wasser des Hasses, des Zornes, der Rachsucht, und der Geist der Verneinung entfaltete mehr und mehr seine beängstigende Macht.
    Woher das?
    Konnte Gott, der die Liebe selber ist, er der Allweise, Allgütige, die schlimmen Regungen des Herzens, die Möglichkeit der Sünde in dasselbe gepflanzt haben? Konnte er der Zerstörung, dem Tode geboten haben, zu erscheinen, um die Werke seiner Allmacht, seiner Herrlichkeit von ihm vernichten und verderben zu lassen?
    Nein, das war nicht möglich. Er, der das Leben selbst ist, er, der Ewige, der Unendliche, konnte nicht wollen, daß eines seiner Geschöpfe dem Tode verfalle, sondern wie die Finsterniß neben dem Lichte, die Sünde neben der Unschuld einherging, so mußte es auch neben ihm, dem Reinen, Allgütigen, ein Wesen, einen Gott geben, welcher in ununterbrochener Auflehnung gegen ihn, die Werke seiner Allmacht zerstörte und seine verführende Stimme ertönen ließ selbst bis in das tiefste Innere des früher von keinem Hauche der Sünde und des Unrechtes getrübten Menschenherzens.
    Hier stehen wir vor dem Teufelsglauben.
    Das ist das Gespenst, welches Jahrtausende lang sein Wesen getrieben und die kindlich gläubigen Gemüther in Angst und Schrecken versetzt hat.   Aber unter dem Lichte der Aufklärung schwindet der Spuk nicht nur in ein Nichts zusammen, sondern verkörpert sich zu einem Führer in den Rathschluß des Ewigen, welcher jede Welt nach bestimmten Gesetzen sich entwickeln läßt.
    Fast bei allen Völkern, mögen sie von dem Schauplatze der Geschichte verschwunden sein oder als lebende Nationen noch heut’ bestehen, finden wir die Annahme, daß ein böses Wesen »umhergehe und suche, Welchen es verschlinge.« Die christliche Religionslehre hat das Kapitel von dem Teufel aus dem Judenthum mit herübergenommen, welches den Teufelsglauben von den Chaldäern erbte, die ihn von den Persern übernommen hatten. Der gute Gott der Letzteren hieß Ormuzd, der böse Ahriman.
    Bei den vorexilischen Juden galt der Teufel für ein unter Gott stehendes Wesen, welcher als ein Bote desselben die göttlichen Strafgerichte auszuführen hatte. Erst später bildete sich der Glaube an einen persönlichen Satan, welchen die Sage mit den abschreckendsten körperlichen Attributen versah. Natürlich gab dieser Glaube der herrschsüchtigen Priesterschaft ein willkommenes Mittel in die Hand, sich der Gemüther zu bemächtigen und einen Einfluß geltend zu machen, welcher der jetzigen Zeit fast unglaublich erscheint.
    Der Teufel war der Fürst der Finsterniß, welchem alle Reiche der Welt und alle Schätze der Erde zur Verfügung standen. Mit Hülfe geheimnißvoller Sprüche und Ceremonien konnte man ihn citiren und sich unterthänig machen. Es wurden umfangreiche Bücher geschrieben über die Art und Weise, ihn zum Gehorsam

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