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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Die lebenskräftige Liebe der Gatten zwingt zur süßen, geschlechtlichen Vereinigung, und die Frucht dieser Vereinigung ist der beste, der sicherste und unumstößlichste Beweis vom Vorhandensein der genannten Liebe.
    In der Erhaltung und Ausbildung dieses Beweises begegnet sich das freundliche Bestreben der Eltern und concentrirt seine besten Kräfte auf die Entwickelung eines, die Characterzüge Beider abspiegelnden Ebenbildes. Das Kind ist der Zweig, welcher, von den Eltern abgesenkt, in dem Resultate ihrer pädagogischen Bemühungen die genaue Summe all’ ihrer einzelnen Eigenthümlichkeiten zur Anschauung bringt und sich für die ganze Zeit seines Lebens, ja kaum für eine einzige Stunde desselben von den Eindrücken des Elternhauses zu emancipiren vermag.
    Dem heiligsten Acte des Menschenlebens, welcher fast ein schöpferischer genannt werden darf, verdankt es sein Dasein; der Ort, an welchem es für seinen Eintritt in die Welt der irdischen Erscheinungen vorbereitet wird, ist ein heiliger und selbst von den rohesten Völkern während der Zeit der Schwangerschaft mit einer ehrfurchtsvollen Scheu behandelter, die Stunde seiner Geburt gleicht dem Sanctuarium, aus dessen geheimnißvollem Dunkel eine neue Offenbarung der göttlichen Allmacht in das Reich des Bestehenden tritt, und diese Heiligkeit der ersten Phasen des jungen Menschenlebens   sollte als eine unveräußerbare Zierde allen späteren Entwickelungsstufen treu bleiben.
    Im Acte der Begattung kommt das männliche Princip zu seiner vollsten Thätigkeit; in der Stunde der Geburt zeigt sich das Weib in seiner höchsten Bestimmung und wie der eine dieser Augenblicke der seligste, der andere aber der schmerzensreichste genannt werden muß, so reichen sich über dem kleinen Haupte des neugeborenen Erdenbürgers die Göttinnen der Freude und des Schmerzes, des Glückes und des Leides, der Erfüllung und der Versagung die Hände und gestalten sein Leben zu einem wechselvollen Laufe über heitere Fluren und öde, dornenvolle Länderstrecken.
    Es war eine sowohl wissenschaftliche als auch religiöse Verirrung, aus der Constellation der Gestirne das Schicksal eines Neugeborenen berechnen und vorhersagen zu wollen; aber in dieser falschen Ansicht lag ein tiefer Sinn, welchen selbst der aufgeklärteste Geist zu achten hat. Die Entwickelung des Embryo zum lebenden, selbständigen und sich selbst bestimmenden Wesen, welches, je nach der immer weiter fortschreitenden Ausbildung der ihm innewohnenden geistigen, d.i. göttlichen Gaben, sich die entferntesten Tiefen des Firmamentes zu eigen macht, hatte, wenigstens in idealer und seelischer Hinsicht, vielleicht eine größere Bedeutung, als die Erschaffung eines Weltenkörpers, welcher nur bestimmt war, als Aufenthaltsort lebender Wesen zu dienen, nicht aber selbst ein solches Wesen zu sein. Und ist denn wohl die Philosophie so gar sehr lächerlich, welche die Zukunft des Menschengeschlechtes mit den rollenden Welten in Beziehung stellt, indem sie die immer weiter vorrückenden und immer höheren Ziele unserer Wallfahrt an die leuchtenden Sphären des Firmamentes bindet? Es ist für das sinnige Gemüth so unendlich wohlthuend, mit beruhigender, tröstender und ermuthigender Phantasie eines jener lieben, strahlenden »Himmelsaugen« als ganz besonders freundlich auf sich ruhend zu denken, und wenn diejenigen der Abgeschiedenen, welche uns nahe standen und uns liebten, jetzt wirklich »über den Sternen« wandeln, so mag die Liebe, welche ja nie aufhört und nimmer stirbt, in Stunden stillen Sehnens, süßer Hoffnung und innigen Glaubens immerhin eine Verbindung knüpfen zwischen dem Planeten der Menschenkinder und dem funkelnden Aufenthaltsorte der »Seligen«.
    »Kinder sind eine Gabe Gottes,« sagt das Sprüchwort, dessen Wahrheit sich in so vielen Fällen glänzend beweist. Wohl ist es wahr, daß   der Mann des Reichthums durchschnittlich weniger hat, als der Sohn der Armuth, ja sogar durch moralisch höchst verwerfliche Mittel sich als ein Anhänger des sogenannten »Zweikindersystems« documentirt; ebenso wahr ist es auch, daß der reiche Kindersegen dem Armen sehr, sehr oft zu einer schweren Last wird, die er kaum zu ertragen vermag; aber wenn der rechte Ernst und die wahre Sorgfalt auf die Erziehung der Kleinen verwendet wird, so beweisen sie sich in Wahrheit als Schätze, welche in der Zukunft die schönsten Früchte und reichsten Zinsen tragen. Und wie oft kommt es vor, daß zwei Herzen, welche durch äußere

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