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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welche die Keime ihrer Ausbildung aus Griechenland bezogen.
    Zu den Zeiten der ältesten hellenischen Gesetzgeber war die Sittenreinheit der Griechen über alle Verdächtigungen erhaben, denn die Gesetzgebung dieses Landes war darauf gerichtet, vorzüglich die Tapferkeit des Mannes zu pflegen und seinen Körper in ritterlichen Uebungen auszubilden.
    Um die feinere Erziehung des schönen Geschlechtes bekümmerte man sich wenig und man glaubte genug zu thun, wenn man dasselbe vor den Nachstellungen der Männer schützte; die Frauenzimmer waren bis zum Tage ihrer Hochzeit in den innersten Theilen ihrer Wohnungen eingeschlossen,   wo sie sich mit Handarbeiten beschäftigten. Hier lebten sie abgeschlossen von der Welt, unbekannt mit den Vorgängen in derselben und erst von dem Tage ab, wo die jungen Bräute den Umarmungen ihrer Männer überlassen wurden, traten sie mit dem öffentlichen Leben in Verbindung.
    Zuweilen wurden selbst verheirathete Frauen von ihren Männern mit einer Strenge bewacht, welche an Grausamkeit grenzte, und es sind nicht wenige Beispiele bekannt, daß eifersüchtige Tyrannen die Zimmer ihrer Weiber versiegelten oder große molukkische Hunde vor dieselben als Wächter legten. Erst mit der Mutterschaft begann für die griechische Frau eine Periode der freieren Lebensart.
    Die schädliche Sclaverei, in welche das Weib durch eine solche Behandlungsweise gestürzt wurde, machte dasselbe natürlich nicht fähig, edlere Empfindungen der Liebe einzuflößen, und es mußten daher den Männern die höheren Freuden des ehelichen Glückes und der häuslichen Zufriedenheit unbekannt bleiben.
    Galanterieen gegen das schöne Geschlecht waren in den Augen der Griechen unanständig und dasselbe wurde von ihnen nur insofern geachtet, als sie es zur Fortpflanzung des Geschlechtes für nothwendig hielten.
    Keuschheiterletzungen bei unverheiratheten Frauenspersonen wurden sehr scharf geahndet und ein Vater hatte sogar das Recht, seine entehrte Tochter als Sclavin zu verkaufen. Auf der That ertappte Verführer konnte man umbringen.
    Alle Strenge der hellenischen Gesetzgeber schützte indeß dieses Volk nicht vor der Verderbtheit, welche von Asien und Afrika her sich auf sie übertrug.
    Die Wollust fand bei den Griechen einen ergiebigen Boden, denn so einfach und streng ihre Sitten im Anfang waren, so hatte doch kein Volk mehr Neigung und Geschick zur Erfindung naturwidriger Ausschweifungen und kein Volk hat es je im Raffinement des Genusses so weit gebracht als dieses.
    Den ersten Anstoß zu der Sehnsucht eines höheren Genusses in der Liebe fand der sich immer mehr verfeinernde Grieche in dem Umstande, daß die Sclavinnen – welche durch die größere Freiheit, die ihnen gestattet war, sich eine feinere Bildung aneigneten, als die geistlos erzogenen, freigeborenen Griechinnen, – weit mehr seinem Geschmacke entsprachen und   sein Bedürfniß in der sinnlichen Liebe auch in weit höherem Maße befriedigten.
    Das Concubinat wurde daher nach und nach allgemein und tadellos. Selbst Demosthenes sagte öffentlich, daß man eine Frau nehme, um rechtmäßige Kinder zu zeugen, Beischläferinnen, um eine gute Pflege zu haben und Buhlerinnen, um die Vergnügen der Liebe zu genießen.
    Solon, welcher mit scharfem Blicke sah, wohin die Leidenschaften sein Volk führen könnten, wenn er der Sinnlichkeit derselben straffe Zügel anlegen würde, erließ Gesetze, welche das Verhältniß der Beischläferinnen und Buhlerinnen den rechtmäßigen Frauen gegenüber regelten. Damit die letzteren von ihren Männer nicht so sehr vernachlässigt würden, verordnete er, daß jeder Mann alle Monate dreimal bei seiner Frau schlafen und seinen Pflichten als Ehemann nachkommen sollte. Dagegen hatte eine vernachlässigte Frau das Recht, sich aus den nächsten Anverwandten ihres Mannes einen Nebenmann zu wählen.
    Die Ueppigkeit beider Geschlechter ergriff indeß alle Stände. Um die Tugend der Eheweiber zu sichern, verordnete Solon, daß dieselben bei Tage nicht anders als geputzt und Abends nur mit Fackeln ausgehen oder ausfahren durften. Und um der Verführung der Jungfrauen vorzubeugen, führte er einen öffentlichen Venusdienst ein; er ließ einen prachtvollen Tempel erbauen, wählte schöne Frauen zu Priesterinnen der Göttin und erlaubte denselben, den Genuß ihrer Reize einem Jeden feilzubieten.
    Ehe wir indeß dieses Volk von Stufe zu Stufe in den Pfuhl des Lasters versinken sehen, ehe wir an der Hand der Geschichtsquellen diese große,

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