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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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jener Art glückseliger Schriftsteller, die keinen Verleger finden; ich soll sie verbessern und dann an Redaktionen senden, welche gute Honorare zahlen. Die Kiste enthält zwei halbe Flaschen Wein, die mir ein Leser sendet, weil er »so entzückt von meinen Werken« ist. Ich öffne und koste, nachdem ich zwei Mark fünfundneunzig Pfennige für unterlassene Frankierung und Verzollung bezahlt habe. Als Kenner schmecke ich, daß es ein Paysan für fünfzig Centimes pro Flasche ist. Ich bin natürlich von diesem Werke des Absenders nicht so entzückt, wie er von meinigen, fühle mich aber verpflichtet, ihm einen für zwanzig Pfennige frankierten Dankesbrief zu schreiben.
    Eben will ich mich wieder zur Arbeit setzen, da fällt mein Blick in den Garten. Der Gymnasiast ist mir über die Himbeeren geraten. Ich klingle, um ihm sagen zu lassen, daß meine gute Hausfrau auf diese Weise zu keinem Himbeersafte und Old Shatterhand zu keiner Limonade kommen könne; er geht höchst indigniert von dannen, und ich erfahre, daß er vorher auch schon meine köstlichen Riesenerdbeeren, die ich mir mit vieler Mühe und durch eine Reihe von Jahren aus einer einzigen, von mir selbst hybridisierten Pflanze gezogen habe, den Weg aller Beeren habe gehen lassen. Wahrscheinlich hat er geglaubt, daß es eines Westmannes wie Old Shatterhand unwürdig sei, sich mit süßen Erdbeeren zu äsen!
    Ich habe vielleicht eine halbe Seite geschrieben, da höre ich auf der Straße wiederholt meinen Namen nennen. Ich trete auf den Balkon und blicke, hinter Blumenranken versteckt, hinab. Da stehen vier junge Burschen, nehmen die Villa in liebreichen Augenschein und werfen sich ihre leise sein sollenden aber sehr vernehmbar ausfallenden Bemerkungen zu:
    »Es is richtig, ganz richtig! Mer ham uns nich verloofen! Siehste denn nich die großen, goldnen Buchschtaben da droben, Du Dummkopp, Du? Das heeßt ›Villa Schschschatterhand.‹ Mer sin also an Ort und Schtelle! Jtzt kannste klingeln!« – – »Nee, ich nich!« – – »Warum denn nich?« – – »Ich fürcht mich so.« – – »Unsinn! Er wird Dich nich beißen! Hast’s doch gelesen, was für een guter Kerl er is!« – – »Wenn er aber grad heute schlechte Laune hat –!« – – »Warum denn grad heute? Klingle nur; drück nur immer off’n Knopp! Du wirscht gleich sehn, daß das elektrisch is!« – – »Nee, ich drücke nich!« – – »Na, da drück Du, August!« – – »Ich ooch nich! Höre, wenn er böse wird! Mer wolln lieber wieder heemegehn!« – – »Emil, Du?« – – »Nee, ich hab ooch solche Angst!« »Na, wißt Ihr, was mer machen? Mer losen, und wen’s trifft, der drückt off’n Knopp, aber feste, daß mersch ooch hört!«
    Sie losen mit Streichhölzern, und dann schieben sie den Betreffenden an den »Knopp«. Die Glocke tönt, und sie fahren erschrocken auseinander. Ich trete ins Zimmer zurück, und bald werden mir die vier »Bewunderer« angemeldet. Es sind Cartonnagenarbeiter. Ihr Prinzipal feiert heute seinen Geburtstag; da wird nicht gearbeitet, und die dadurch hervorgerufene feierlich frohe Stimmung hat ihnen den Mut gemacht, den Verfasser ihrer Lieblingsbücher aufzusuchen. Ich lasse sie natürlich kommen. Sie stellen sich wie Orgelpfeifen nebeneinander an der Thür auf, starren mit weit offenen Augen meine Jagdtrophäen an und wagen vor Angst nicht zu sprechen. Meine Freundlichkeit verfehlt aber ihre Wirkung nicht, und bald erklärt mir der Beherzteste von ihnen:
    »Eegentlich sin wir Viere als Deputation abgeschickt. Sie werd’n nämlich von der ganzen Fabrik gelesen, wenn ooch bloß nur aus der Leihbibliothek. Aber mer ham Sie alle liebgewonnen, und ooch die Großen halten sich lieber Ihre Bücher, als daß se ins Wirtshaus gehn. Der Prinzipal spricht, Sie wär’n een wahrer Segen für seine ganze Cartonnage!«
    Ich zeige ihnen alles, was zu sehen ist, beglücke sie mit einem Glase Wein, weil Geburtstag ist, und entlasse sie mit einem Gruße an den Prinzipal und ihre Mitarbeiter. Sie gehen stolz wie Spanier ab, und als sich unten das Thor hinter ihnen geschlossen hat, höre ich die Urteile, welche sie über mich fällen:
    »Na, is er nich ganz gemütlich gewesen? Grad so wie Unsereener! Schtolz scheint er nich zu sein, gar nich!« – – »Nee; er hat grade so mit uns gered’t, als ob mer ooch mit in Amerika und in Ägypten gewesen wären. Er hat mer sehre gefallen, sehre; das muß ich sagen!« – – »Und die vielen, großartigen Sachen, die er hat,

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