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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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anliegenden Duberow-Forst (gemeinhin kurz »die Duberow« geheißen), den inneren Zirkel der Wusterhausener Herrschaft , dieses großen, an die dreizehn Quadratmeilen umfassenden und namentlich während der Regierungszeit Friedrich Wilhelms I. aus adligen Gütern der Schlieben, Oppen und Schenken von Teupitz zusammengekauften Jagdrevieres, bildet.
    Mit der Einfahrt in die »Schmölte« waren wir, um es zu wiederholen, in den »inneren Zirkel« dieses Revieres eingetreten. Eine ausgestellte Schildwacht, wie sie nicht charakteristischer sein konnte, ließ uns keinen Zweifel darüber. Inmitten des Sees, auf einer wenig überspülten Sandbank, stand ein großer, ziemlich fremdartig dreinschauender Grauvogel und salutierte auf seine Weise, durch eingezogenen Hals und Fuß. Wir erwiderten seinen Gruß, das Geringste, was wir tun konnten; denn wir waren im selben Augenblicke, wo wir ihn in seiner Schildwachtstellung passierten, zu einem fremden Volke gekommen, zu dem Volke der Reiher , das in der »Schmölte« seinen Fang und in der »Duberow« seine Nester hat. Der ganze innere Zirkel der Wusterhausener Herrschaft eine große Reiherherrschaft ! Diese kennenzulernen war seit lange mein Wunsch. In einer Bucht, die von zwei bastionsartig vorspringenden Waldstücken gebildet wird, gingen wir vor Anker.
    Ein Besuch des nahe gelegenen Reiherhorstes entsprach unserem Programm. Nur der einzuschlagende Weg, den Lieutenant Apitz »querdurch« genommen wissen wollte, führte zu einer lebhaften Debatte.
    Während diese noch schwankt, erzähl ich dem Leser von alten und neuen Reiherjagden, wie sie die »Duberow« sah.
    Die Duberow, von der Natur dazu vorgezeichnet, ist alter Reihergrund. Alle Elemente sind da: Eichen, Sumpf und See. Schon der Große Kurfürst jagte hier, aber erst unter dem »Soldatenkönig«, der all sein Lebtag seiner Wusterhausener Herrschaft die noch aus kronprinzlichen Tagen herstammende Liebe bewahrte, erst unter König Friedrich Wilhelm I. kamen die Duberow-Reiherjagden, die damals Reiherbeizen waren, zu Flor und Ansehen. Bei einem zeitgenössischen Schriftsteller, der selber diese Jagden mitmachte, finde ich folgende Schilderung: »Im Frühling und im Herbst vergnüget sich der Hof, neben manchem anderen, auch mit der Reiherbeize , an der die Königin nicht selten teilnimmt. Der Schauplatz dieser Vergnügungen ist verschieden, zumal aber ist es Wusterhausen und der Duberow-Wald oder ›die Duberow‹, wie die Leute, der Kürze halber, den Wald zu nennen pflegen. Ich habe solchen Reiherbeizen öfter beigewohnt. Ist dergleichen angesaget, so begibt sich der König auf eine Höhe, die einen weiten Umblick gestattet. Seine Majestät reiten gemeiniglich und werden auch von vielen anderen zu Pferde begleitet. Indem werden zwei Wurstwagen angespannt, und es sitzen auf jedem derselben sechzehn bis zwanzig Personen. Auf der Waldhöhe ist ein Herd errichtet, auf dem ein gewaltiges Feuer brennt. Dieser ganze Herd ist ringsherum umgraben, so daß man sich dabei niedersetzen und, wer frieret, zur Genüge wärmen kann. Auch ist der Platz, an dem sich Herd und Feuer befinden, mit Maien umstecket. Unten in der Ebene halten die Falkoniers mit ihren Falken und sind an unterschiedene Posten verteilt. Wenn sich nun ein Reiher reget und in der Luft daherspazieret kommt, so lässet man einen, zwei, auch drei und vier Falken steigen. Sobald der Reiher des Falken, oder ihrer mehr, gewahr wird, fänget er entsetzlich an zu schreien und schwingst sich so hoch, als er nur immer kann. Aber der Falke machet dennoch, daß er weit über dem Reiher in der Luft zu stehen kommt. Alsdann schießet er wie ein Pfeil herab, gibet dem Reiher den Stoß, bringet ihn auf die Erde und hält denselben so lange, bis die Falkoniere kommen und ihn aufnehmen. Die Falkoniere aber bringen den Reiher dem Ober- oder Hofjägermeister, und dieser präsentierst ihn dem Könige, von dem er mit einem Ring gebeizet und sodann wieder in die freie Luft gelassen wird. Manchmal geschiehet es, daß der Reiher von zwei, drei und vier Falken in der Luft gestoßen und angefallen, dadurch aber die Lust desto größer wird. Ist der Tag glücklich, so werden fünf, sechs und noch mehr Reiher gefangen und gebeizet.«
    So war es in den Tagen Friedrich Wilhelms I. An die Stelle dieser »Reiherbeizen« ist jetzt ein ebenfalls dem Mittelalter entstammendes Reiherschießen getreten, das weniger eine Jagd als eine Zielübung ist und im Bereiche moderner Erscheinungen am besten mit

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