Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)
war ihm gleichbedeutend mit Tod der Kunst. So entstanden jene Arbeiten, die unser Stolz und unsere Freude sind. Die Ausführung dessen, woran seine Seele zumeist gehangen hatte, des Friedrichs-Monuments, blieb ihm freilich versagt, als Beweis aber, wie bescheiden und patriotisch zugleich er seine Tätigkeit auffaßte, stehe hier zum Schluß, was er selber bei Gelegenheit seines Zieten-Standbildes schrieb: »Ein zwar weniger kostbares, aber deshalb nicht minder beachtenswertes Zieten-Denkmal als das meinige ist die Lebensbeschreibung des alten Helden, die Frau von Blumenthal herausgegeben hat. Sie gibt in diesem Buche das ausgeführte Bild eines frommen und tapfern Soldaten, schildert den Geist seiner Zeit und flößt, bei angenehmer Unterhaltung, die Liebe ein zu König und Vaterland.«
So schrieb der Alte, und so war er .
Gröben und Siethen
Ob klein, ob groß –
Allüberall dasselbe Los,
Und was Leben hält und hat,
Hat allerorten seine Statt.
Eines der wichtigsten Défilés aus dem Wittenbergischen ins Märkische war von alter Zeit her das Nuthe-Tal, und von alter Zeit her existierten auch feste Punkte, dieses Défilé zu verteidigen beziehungsweise zu schließen. Unter diesen festen Punkten war das am Mittellaufe des Flüßchens gelegene Schloß Beuthen von besondrer Wichtigkeit, dasselbe Schloß Beuthen, das die Quitzow-Anhänger gegen den Nürnberger Burggrafen hielten und an dessen Unterwerfung sich der Sieg der Hohenzollerschen Sache knüpfte.
Von diesem seinerzeit vielgenannten Schloß aus nehmen wir heute, dem Flußlaufe folgend, unseren Ausgang und erreichen schon nach halbstündigem Marsch eine mäßige Hügelhöhe, von der aus wir zwei Seeflächen und zwei Dörfer überblicken: Gröben und Siethen. Ein märkisches Idyll. Aber auch ein Stück märkische Geschichte.
Beide Dörfer entstanden sehr wahrscheinlich zu gleicher, wendischer Zeit, im übrigen jedoch erfreut sich Gröben des Vorzugs, um einige Jahre früher als Siethen, und zwar bereits im Jahre 1352, in einer »im Lager vor Gröben« ausgestellten Urkunde Markgraf Ludwigs des Römers genannt zu werden. Es gehörte damals der über den ganzen Teltow hin ausgebreiteten und begüterten Familie Gröben, die, nach der Sitte der Zeit, von diesem ihrem ältesten Besitz her ihren Namen »von Gröben« angenommen hatte. Nach 1352 aber in die Kämpfe des Deutschen Ordens mit verwickelt, entäußerte sich die Gröben-Familie (von der zwanzig Mitglieder in der Deutsch-Ritter-Schlacht bei Tannenberg gefallen sein sollen) ihres märkischen Besitzes und innerhalb dieses Besitzes auch ihres Stammhauses Gröben. Ihre Güter lagen von dem genannten Zeitpunkt an östlich der Weichsel, und aus der märkischen Familie dieses Namens war eine preußische geworden, die bei dem Orden zu Lehn ging.
I
Gröben und Siethen unter den alten Schlabrendorfs
von 1416 bis 1786
Um 1416 gab es in Gröben und Siethen keine Gröbens mehr; an ihre Stelle waren die lausitzischen Schlabrendorfs getreten, die sich nach dem bei Luckau gelegenen Dorfe »Schlabrendorf« nannten, gerade so, wie sich die Gröbens in voraufgegangener Zeit nach dem im Teltow gelegenen Dorfe Gröben ihren Namen gegeben hatten.
Aus den ersten zwei Jahrhunderten der Anwesenheit der Schlabrendorfs in Gröben und Siethen wissen wir wenig von ihnen. Es scheint nicht daß sie sich hervortaten, einen ausgenommen, Johann von Schlabrendorf, der in die geistliche Laufbahn eintrat und in dem Jahrzehnte, das dem Auftreten Luthers unmittelbar voranging, zum Bischof von Havelberg aufrückte. Wegen seiner Vorliebe für die Prämonstratenser behielt er die Tracht derselben bis an sein Lebensende bei. »Es wird ihm nachgerühmt«, so schreibt Lentz in seiner »Stifts-Historie von Havelberg«, »daß er ein rechter Geistlicher gewesen, der fleißig in der Bibel gelesen und seine horas canonicas selber abgewartet, auch mit seinen Canonicis einen Vers um den andern dabei gebetet habe. Daneben hab er auch auf seiner Burg zu Wittstock als ein rechter Herr und Fürst zu leben und einen convenablen Hofstaat mit einem zahlreichen Gefolge von Rittern und Edelknaben zu halten gewußt. Ebenso Koppeln und Meuten und einen wohlbesetzten Marstall. Ingleichen auch hab er der Armen nicht vergessen und sie mit Bier und Brot allezeit reichlich versorgt.«
So Lentz in seiner »Stifts-Historie«. Daß dieser Bischof aber speziell dem Hause zu Gröben entsprossen gewesen, dafür spricht mit großer Wahrscheinlichkeit
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