Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)
Grundstein zu der Eldenburger Pfarre. Die Pfarre selbst aber (mehrere kleine Gemeinden umfassend) empfing den Namen der » Pfarre zu Seedorf «, weil sie, nach Art einer Flußinsel, zwischen Löcknitz und Elde gelegen ist. Da steht sie bis diesen Tag als einziges Überbleibsel von dem Wirken und Walten eines alten Rittergeschlechts und erzählt, »daß die Sünde der Leute Verderben«, aber bekundet zugleich auch das andere, versöhnungsreiche Wort: »Lasset uns Gutes tun, solang es noch Zeit ist, allermeist aber an des Glaubens Genossen.«
15. Kapitel
Die Johannisnacht in der Kirche zu Seedorf
Rühstädt ist die Ruhstätte der Familie ( war es wenigstens), aber ihre »nächtliche Heerschau« haben die Quitzowschen Toten in der Kirche zu Seedorf . Da ruht Kuno Hartwig III. aus der Eldenburger Linie, Sohn oder Enkel Philipps, gestorben als ein Komtur des Johanniterordens, und in der Johannisnacht steigt er, in dem schwarzen Johannitermantel mit dem achtgespitzten Kreuz, aus seinem Grabe. Dann kommen alle Quitzows zusammen, » viele blanke Kerle «, wie sich das Volk erzählt, und haben ihren »Tag« und ihre Familienandacht. Und Kuno Hartwig, als Patron und Ordensherr, waltet seines Amtes und empfängt alle die, die herzukommen, in der von einem hellen Schein erfüllten Kirche. Der mit der Stumpfhand ist auch dabei, aber muß sich von den übrigen getrennt halten und seitab und unterhalb des Turmes bei der Totenbahre stehen, als einer, der der Kirchenbuße verfallen.
Um ein Uhr dann erlischt der helle Schein wieder, und mit ihm sind alle verschwunden.
Plaue a. H.
1. Kapitel
Plaue von 1414 bis 1620
(Kurfürstliche Zeit und Zeit der Saldern und Arnims)
1414, den 26. Februar, fiel die Quitzowburg Plaue ihren Belagerern, dem Burggrafen Friedrich und dem Erzbischof von Magdeburg, in die Hände, nachdem schon am Tage vorher Johann von Quitzow bei seinem Fluchtversuche gefangengenommen und in der Kirche zu Plaue in den Stock gesetzt worden war. Tags darauf einigten sich die Sieger über einen Befehlshaber, einen Schloßhauptmann, für das von ihnen gemeinschaftlich eroberte Schloß. Ihre Wahl bestellte dazu den Ritter Günzel von Bartensleben für die Dauer eines Jahres. Er mußte vor den Fürsten endlich geloben, »das Schloß getreulich bewahren und beschirmen zu wollen, zu beider Lande Nutz und Frommen«. Hierdurch wurde von dem früheren Plane, die Burg von Grund aus zu brechen, Abstand genommen. Aber schließlich erfolgte dies »Niederlegen« doch, nachdem ein von beiden siegreichen Parteien (Mark und Magdeburg) bei Gelegenheit neuer Eifersüchteleien angerufenes Schiedsgericht dahin entschieden hatte, daß die »Zubehörungen« von Plaue, will sagen alle Dörfer, Äcker, Forsten etc. zwischen der Mark und Magdeburg geteilt , die Befestigungswerke der Burg aber unverzüglich zerstört werden sollten. Was denn auch, so gut es sich tun ließ , ausgeführt wurde.
Der Ort Plaue blieb bei der Mark.
Von diesem Zeitpunkt an gab es keine Plauer Schloßhauptmannschaft mehr, weil das »Schloß«, das einer solchen als Voraussetzung diente, nicht mehr vorhanden war. An Stelle der Schloß hauptmannschaft trat nunmehr eine Amts hauptmannschaft mit dem Rechte der Zollerhebung. 1459 war es Georg von Waldenfels , dem, durch Kurfürst Friedrich Eisenzahn, ein Privilegium verliehen wurde, kraft dessen er den Brücken- sowie Land- und Wasserzoll erheben durfte, mit dem Zusatze, »daß zwischen Brandenburg und Rathenow keine andere Brücke außer der Planer über die Havel führen, auch keine Fähre gehalten werden solle«.
Der Ertrag dieses Zolles war ein bedeutender, und die Plauer Brücke blieb, bis in unsere Tage hinein, eine von Pächtern viel begehrte Zollstätte. Der letzte dieser Pächter, wie hier vorgreifend erzählt werden mag, hieß Gerimsky , ein Original. Neben seinem Zollhause stand ein Schuppen und in diesem Schuppen ein immer gesatteltes Pferd. Weh dem Handwerksburschen, der, im vermeintlichen Schutz eines Platzregens oder mit Hilfe der Dämmerung, ohne Zoll über die Brücke zu kommen hoffte. Gerimsky warf sich auf seinen Klepper, jagte nach und ruhte nicht eher, bis er den Feind gestellt und im Unvermögensfalle gepfändet hatte. Dabei gab es nichts, was von ihm verschont worden wäre. Bei seinem Tode hinterließ er eine Truhe voll aufgestapelter Handwerksburschenmützen.
Plaue war kurfürstliches Amt und blieb es bis 1560, um welche Zeit es, wohl infolge beständiger
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