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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Zeitgeschmack entsprechenden Neubau zu ersetzen. Dies geschah mit einem Kostenaufwande von 23 460 Talern. Es war ein ansehnliches Hauptgebäude mit zwei Seitenflügeln, über dessen damalige Gesamterscheinung wir in den Guts- und Pfarrakten eine vom alten Pfarrer Lösecke herrührende, etwa der Mitte des vorigen Jahrhunderts angehörige Beschreibung haben, deren Inhalt sich im wesentlichen mit dem Bilde deckt, das uns das Schloß bis diesen Augenblick gewährt. »Das Corps de logis, die Hauptfront nach Osten, ist mit vortrefflichen Souterrains versehen und hat zwei Etagen, jede mit einem herrlichen Saal und vielen schönen Zimmern. Oben auf dem Dache befindet sich ein geräumiger Altan, auf dem man bequem spazierengehen und des herrlichsten Ausblicks genießen kann. Jenseits der Havel sieht man, hundert Ruten vom Schlosse entfernt, eine halbmondförmige Schanze, von wo aus, zur Quitzowzeit, die markgräflichen Leute Burg Plaue beschossen haben. Diese Schanze hat eine Länge von 17 Ruten und ist senkrecht 13 bis 14 Fuß hoch. Am Ende des mittäglichen Schloßflügels ist eine schöne Kapelle, darin, wenn es die Herrschaft verlangt, der Gottesdienst gehalten werden kann. Vor dem Schlosse fließt die Havel. Sonst ist noch aus alter Zeit her ein breiter und tiefer Graben um das Schloß her gezogen, so daß man nur über Zugbrücken in dasselbe gelangen kann. Auch der Turm   ist noch da, worin Hans von Quitzow 1407 den Herzog Johann von Mecklenburg ein Jahr lang gefangenhielt.«
    Friedrich von Görne baute dem Verkehr die Brücke, sich selbst ein Schloß, nebenher aber lief, wie schon in kurzem hervorgehoben, das eifrige Bestreben, der seit dem Dreißigjährigen Kriege verarmten Bevölkerung von Plaue wieder aufzuhelfen. Er begann mit einer Wollenmanufaktur, und als diese nicht ausreichend prosperierte, ließ er ihr eine Porzellanmanufaktur folgen. Es verlohnt sich, bei der Geschichte derselben, der ersten in Preußen, einen Augenblick zu verweilen.
    Es war in Halle, zu nicht näher zu bestimmender Zeit daß Friedrich von Görne die Bekanntschaft eines gewissen Kempe machte, von dem es hieß, daß er in der Böttcherschen Porzellanmanufaktur zu Meißen gearbeitet und die Geheimnisse derselben kennengelernt habe. Mit diesem Kempe setzte sich von Görne nun in Verbindung und bestimmte denselben, an einem in der Nähe sich vorfindenden rötlichen, feuerfesten Ton seine Kunst zu versuchen. Kempe ging auf den Antrag ein, und nachdem 1713 der Kunstmaler David Bennewitz (ein anschlägiger Kopf, später Direktor der Fabrik) und im Jahre 1715 ein auf diesem Gebiet ausgezeichneter Techniker Johann Mehlhorn hinzugetreten waren, gelang es, ein weißes Porzellan herzustellen – anfangs hatte man sich mit einem rotbraunen begnügen müssen –, das durch seine Trefflichkeit die gehegten Erwartungen noch übertraf. Man fabrizierte Tafelaufsätze, Krüge, Tee- und Schokoladenservices, Butterbüchsen, Konfekt- und Kochgeschirre, kurzum alles, was man gewohnt war, aus Ostindien oder Holland zu beziehen. Jeder Arbeiter wurde durch Eid verpflichtet, »von dem, was er in der Manufaktur gesehen oder erlernt habe, niemandem, es sei, wer es wolle, das geringste sagen oder weisen oder seine Kunst auswärts üben und brauchen zu wollen«. Alle Zimmer des Planer Schlosses waren alsbald mit allerlei kostbarem Gerät ausgestattet und namentlich Vorhof und Garten mit mächtigen Vasen und Blumentöpfen geziert. Auch der Absatz unterlag keinen Schwierigkeiten. Schon in der Nachbarschaft fanden sich Käufer die Menge, denn Reiche und Vornehme suchten dem Herrn von Görne, der zu den tonangebenden Männern zählte, in der Ausstattung ihrer Häuser nachzuahmen. Aber auch das Ausland kaufte sehr beträchtlich, und außer einer zu Berlin befindlichen Hauptniederlage wurden Niederlagen in Breslau, Magdeburg, Braunschweig, Hamburg, Kassel, Danzig und Königsberg errichtet. Für Holland und England bestimmte Ware wurde bis Hamburg frachtfrei geliefert. Auf Einkäufe von 100 Taler gab es, was ganz modern klingt, bei Barzahlungen 10 Taler, auf 1000 Taler jährliche Abnahme aber, außer 10 Prozent, noch 50 Taler Prämie in den Kauf. Überallhin drang der Ruf der Plauer Manufaktur, und als Peter der Große seine zweite Reise durch Europa machte, kam er in Begleitung Friedrich Wilhelms I., der ihm in Brandenburg seine »große Garde« gezeigt hatte, nach Plaue, blieb daselbst auf dem Schloß über Nacht und bestellte, nach Besichtigung der Fabrik, ein

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