Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)
geschickten Baumeister, Kriegs- und Domainenrat Stolzen, ähnliche Urbarmachungen in Ostpreußen und Litauen.
In gleicher Weise schöpferisch verfuhr er auf seinem eigenen Grund und Boden. Er gab Liebenberg seine gegenwärtige Gestalt: Herrenhaus, Kirche, Dorf, alles datiert aus seiner Zeit. Insonderheit gilt dies von dem ebenso durch seine Größe wie durch seinen Stil ausgezeichneten Park. Ich komme später darauf zurück.
Samuel von Hertefeld starb am 16. Januar 1730 zu Liebenberg und wurde den 22. desselben Monats in dem daselbst befindlichen Gewölbe beigesetzt. Ich entnehme diese Daten, im Gegensatz zu davon abweichenden Angaben, dem Liebenberger Kirchenbuche, das zugleich auch seine gesamten Besitz- und Ehrentitel gibt. Er war danach: Ritter des Schwarzen Adlerordens, Oberjägermeister, Geheimer Oberfinanz-, Kriegs- und Domainenrat, clevischer Jägermeister, Drost zu Cranenburg, Waldgraf zu Nergena, Erbherr auf Hertefeld, Weeze, Kolk, Liebenberg, Häsen, Guten-Germendorf, Clevische Häuser, Bergsdorf, Grüneberg, Boetzlaer, Appeldorn und Wenn und Jurisdiktionsherr zu Hoennepel und Nieder-Moermter.
Wie von Jobst Gerhard, so befindet sich auch von ihm ein gutes Bildnis im Liebenberger Herrenhause.
Kammerherr Ludwig Casimir von Hertefeld bis 1790
Aus seiner Ehe mit der Anna Marie Isabella von Wylich zu Boetzlaer waren dem Oberjägermeister Samuel von Hertefeld drei Söhne geboren worden: Friedrich Wilhelm, Ludwig Casimir und Friedrich Samuel. Unter sie wurde das große Erbe verteilt.
Friedrich Wilhelm (der älteste) erhielt Hertefeld und Kolk.
Friedrich Samuel (der jüngste) erhielt Häsen und Guten-Germendorf.
Ludwig Casimir (der mittlere) erhielt Boetzlaer und Liebenberg .
Nur der Letztgenannte, weil er, neben anderem, auch die Liebenberger Erbschaft antrat, ist für uns von Belang, trotzdem er nur etwa ein Viertel seines Lebens (er bracht es bis auf achtzig Jahre) auf dieser märkischen Besitzung zubrachte.
Ludwig Casimir wurde 1709 geboren und trat
1728 in
das Regiment Gensdarmes, war also noch zwei Jahre lang ein Regimentskamerad Hans Hermanns von Katte. 1743, nachdem er vorher den Ersten Schlesischen Krieg mitgemacht hatte, schied er aus dem Dienst. Abermals sieben Jahre später, 1750, wurd er Kammerherr bei der verwitweten Königin Sophie Dorothee, Mutter Friedrichs des Großen, und blieb in dieser Stellung bis zu deren Tode 1757.
In diesem letztgenannten Jahre zog er sich aus der Stadt auf seine Besitzungen zurück, zunächst nach Liebenberg , auf dem er alle Verbesserungen fortsetzte, die sein Vater, ein Menschenalter vorher, begonnen hatte. Seine Neigungen, wie die Neigungen beinah aller dem Friderizianischen Hofe nahestehender Personen, lagen vorwiegend nach der literarischen Seite hin, und die Bücherschätze, die sich, trotz mancher durch Krieg und Wetter erfahrenen Unbill, bis diese Stunde noch im Liebenberger Schloß erhalten haben, sind, aller Wahrscheinlichkeit nach, auf die Ludwig Casimirsche Zeit zurückzuführen. Er war es, der, um diese Schätze zu bergen, eigens ein Bibliothekgebäude aufführen ließ, das freilich, weil zu niedrig und feucht gelegen, seinem Zwecke nur unvollkommen entsprach.
1777, nach einem etwa zwanzigjährigen Aufenthalte in Liebenberg, übersiedelte Ludwig Casimir wieder an den Rhein, und zwar nach Boetzlaer, das inzwischen durch den Tod seiner Mutter, der gebornen von Wylich, an die Hertefelds gekommen war. Hier erlebte er noch die Anfänge der Französischen Revolution und starb hochbetagt am 24. Dezember 1790.
Der größere Teil des beim Tode seines Vaters, des Oberjägermeisters Samuel von Hertefeld, in drei Teile gegangenen Besitzes hatte sich, als Ludwig Casimir starb, wieder in Händen dieses letzteren vereinigt.
Ebendieser war seit 1738 an eine jüngere Tochter des Refugiés Jakob von Beschefer vermählt, wodurch er ein Schwager des Großkanzlers von Cocceji geworden war.
Aus dieser seiner Ehe mit Luise Susanne von Beschefer lebte, beim Tode Ludwig Casimirs, außer einer durch ihre Schönheit und ihre Schicksale berühmt gewordenen Schwester nur noch Friedrich Leopold von Hertefeld, Landrat des Clevischen Kreises, bei dem wir ausführlicher zu verweilen haben werden.
3. Kapitel
Liebenberg unter Friedrich Leopold von Hertefeld. 1790 bis 1816
Friedrich Leopold von Hertefeld, geboren 1741, stand bereits in seinem fünfzigsten Lebensjahre, als er den Familienbesitz, mit alleiniger Ausnahme von Häsen und Guten-Germendorf, ererbte.
Er
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