Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)
Molkerei gerichtete Kolonie, der er den Namen Neuholland gab.
Er gab dadurch, und das war das wichtige, das erste Beispiel von Urbarmachung wertloser Bruchgegenden, ein Beispiel, das später am Rhin, an der Oder und Warthe befolgt und eine Quelle nationalen Wohlstandes geworden ist.
Er wurde (wie sein berühmterer Neffe, mit dem er nicht zu verwechseln ist) in Anerkennung seiner Verdienste zum Oberjägermeister ernannt.
Im Herrenhause zu Liebenberg , das er wenigstens zeitweilig bewohnt zu haben scheint, befindet sich ein gutes Bildnis von ihm, in betreff dessen dahingestellt sein mag, ob es schon bei seinen Lebzeiten oder erst gegen Ausgang des 17. Jahrhunderts gemalt wurde. Mir erscheint das letztere wahrscheinlicher. – Einem zweiten Bilde Jobst Gerhards begegnen wir auf einem großen figurenreichen Tableau, das sich im Oranienburger Waisenhause (wohin es, zu nicht zu bestimmender Zeit, aus dem Oranienburger Schlosse geschenkt wurde) vorfindet. Ich habe dies Tableau in dem Kapitel Oranienburg (Band III meiner »Wanderungen«) ausführlicher beschrieben. Es enthält, außer den Portraits von Kurfürst und Kurfürstin, die Bildnisse des Geheimrats Otto von Schwerin, des Obermarschalls Christoph Otto von Rochow, des Obersten von La Cave und des Oberjägermeisters von Hertefeld. Eine dieser vier Figuren führt eine halb spontonartige Waffe, woraufhin der , der diese Waffe trägt, von den Bildererklärern ohne weiteres als Oberst La Cave festgesetzt worden ist; aber gerade dieser Waffenträger ist sehr wahrscheinlich Jobst Gerhard von Hertefeld. Der angebliche. Sponton ist nämlich nichts weiter als ein Jagdspieß, der sich auch auf seinem Liebenberger Portrait vorfindet.
Jobst Gerhard starb 1659.
Oberjägermeister Samuel von Hertefeld bis 1730
Samuel von Hertefeld, unter allen seines Namens und Geschlechts der berühmteste, war ein Neffe Jobst Gerhards und folgte seinem Oheim erst 1678 im Besitze von Liebenberg. Auch um diese Zeit war er noch minderjährig.
Samuel von Hertefeld wurde 1667 geboren. Er trat mit fünfzehn Jahren in die Dienste des Kurprinzen Friedrich, der nachmals als der erste König von Preußen den Thron bestieg. Der junge Hertefeld war einer seiner Jagdpagen und bildete als solcher eine solche Fertigkeit in dem damals noch ganz ungewöhnlichen Schießen im Lauf und im Fluge aus, daß er bei den älteren Jägern in den Verdacht der Zauberei kam. Erst als er die feierliche Versicherung gegeben, daß alles natürlich zugehe, traute man ihm und ließ sich von ihm förmlich in der Fertigkeit des Im-Fluge-Schießens unterrichten. Als Ziele dabei dienten rollende Kegelkugeln.
Samuel von Hertefeld folgte dem Kurfürsten übrigens nicht nur auf seinen Jagden, sondern auch auf den Kriegszügen desselben gegen Frankreich und wohnte namentlich der bekannten Belagerung von Bonn bei. Im Jahre 1697 wurd er clevescher Jägermeister, 1704 aber, wie vor ihm sein Oheim Jobst Gerhard, Oberjägermeister in den brandenburg-preußischen Landen überhaupt.
Um ebendiese Zeit, oder doch nicht viel später, war es auch, daß er die durch ebendiesen Oheim begonnene Kolonisation von Neuholland beendete.
Dies, wie schon angedeutet, überaus ersprießliche Werk entging nicht der Aufmerksamkeit König Friedrich Wilhelms I., der, die Bedeutung derartiger Arbeiten erkennend, bald nach seinem Regierungsantritt den Oberjägermeister mit der Entwässerung und Urbarmachung des großen Havelländischen Luches beauftragte. Die sinnreiche Methode, durch welche Samuel von Hertefeld das Gefäll des anscheinend immer waagerecht und geradezu bewegungslos dastehenden Wassers entdeckte, verdient einer besonderen Erwähnung. Bei hohem Wasserstand und an windstillen Tagen befuhr er in einem kleinen Kahn das überschwemmte Luch und streute Papierschnitzel aus. Die Richtung, in welcher die Papierschnitzel mit der Strömung fortschwammen, gab ihm die Richtung des richtigen Gefälles an, und mit Hilfe dieses ebenso einfachen wie sinnreichen Verfahrens entdeckte er den höchsten Punkt, die Wasserscheide der in Frage kommenden Gewässer. Wobei sich’s einem unwillkürlich aufdrängt, welche Summen jetzt wohl für die Auffindung dieses Punktes liquidiert werden würden! Auf dem Boden, der durch Abzugsgräben innerhalb des Luchlandes gewonnen worden war, erstand das einträgliche Amt Königshorst , das so wichtig für die ganze Viehwirtschaft der Mark geworden ist.
Späterhin leitete der Oberjägermeister, unterstützt durch den
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