Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
Vom Netzwerk:
war 1759 bei den Gensdarmes eingetreten, also in dasselbe Regiment, in dem sein Vater während des Ersten Schlesischen Krieges gestanden, und hatte die Schlachten bei Liegnitz und Torgau mitgemacht. Er fand aber, worüber er sich in späteren Jahren oftmals äußerte, wenig Gefallen am Dienst und nahm bereits 1765 den Abschied, um, auf Wunsch des damals noch in Liebenberg weilenden Vaters, die Bewirtschaftung der rheinischen Güter zu übernehmen.
    Einige Jahre später vermählte er sich, wie sein Großvater, der Oberjägermeister Samuel von Hertefeld, mit einer Wylich (Hermine Luise), aus welcher Ehe ihm eine Tochter geboren wurde: Alexandrine , spätere Gräfin Danckelmann.
    Das war 1774. Bald darauf erfolgte seine Ernennung zum Landrat des Cleveschen Kreises, welche Stellung er, bei Ausbruch der Französischen Revolution, noch innehatte.
    Ziemlich um ebendiese Zeit beginnen auch die dieser biographischen Skizze zugrunde liegenden Briefe.
    Die große Zahl derselben eröffnet ein schwarzgerändertes Schreiben vom Weihnachtstage 1790, worin seitens des Schreibers Friedrich Leopold von H. der Frau Justizminister von Danckelmann, geborene von Bredow, das Ableben des alten Ludwig Casimir von Hertefeld in einer allerrespektvollsten Anzeige gemeldet wird. Zugleich aber begegnen wir in einer Nachschrift der Versicherung: »Monsieur votre fils trouvera ici une réception comme le peut attendre le fils de parents, que nous aimons et honorons«, und sind, in Erinnerung an diese Nachschrift, nicht weiter überrascht, einige Monate später von der Verlobung des jungen Danckelmann mit der eben erst siebzehnjährigen Alexandrine von Hertefeld zu hören. Abermals ein Jahr später erfolgt dann die Trauung des jungen Paares, und zwar in der Liebenberger Kirche, Mark Brandenburg, wohin sich die Hertefelds vom Rhein, die Danckelmanns von Schlesien aus zu kurzem Aufenthalte begeben hatten.
    Es scheint fast, daß schon bei dieser Familienbegegnung ein Übersiedlungsplan ins Märkische gefaßt wurde, aber seine Ausführung unterblieb, und erst als zwei Jahre später das ganze linke Rheinufer unter französische Herrschaft gekommen war, legte der sehr antifranzösische Friedrich Leopold von Hertefeld sein Landratsamt nieder und schrieb unterm 5. November 94: »Wenn die politischen Verhältnisse sich nicht sehr bald ändern, so werd ich, unmittelbar nach der Wiederherstellung meiner Frau , den Rhein aufgeben und mich in Liebenberg wenigstens versuchsweise niederlassen.« Das »unmittelbar nach Wiederherstellung meiner Frau« bezog sich auf ein um ebendiese Zeit eingetretenes, freudiges und kaum noch erhofftes Ereignis: ein Sohn war dem Hause geboren worden (gerade zwanzig Jahre später als die schon verheiratete Tochter), und wirklich, wenige Monate nach der als Bedingung gestellten »Wiederherstellung« erfolgte, Juni 1795, der angekündigte Versuch einer Übersiedlung.
    Es ist mehr als wahrscheinlich, daß aus diesem »Versuche« schon damals ein dauernder Aufenthalt geworden wäre, wenn nicht der unerwartete Tod der Frau von Hertefeld alle darauf gerichteten Pläne wieder gekreuzt hätte. Frau von H. starb an einer rasch in Schwindsucht übergehenden Lungenaffektion im Frühjahre 1797 und wurde, wenige Tage später, von ihrer Berliner Stadtwohnung aus, nach Liebenberg übergeführt, um in der dortigen Gruft unter der Kirche beigesetzt zu werden. Ihr Tod erschütterte den Gatten tief, und er schrieb unterm 8. April an seine Tochter Alexandrine: »Deine lieben Zeilen haben mich bereits hier in Liebenberg getroffen, in dessen Abgeschiedenheit ich heimischer bin als in der großen Stadt. Anfangs kehrte mir freilich der Schmerz verdoppelt zurück, als ich die Zimmer wiedersah, die die Teure vor ihrem Heimgange bewohnte, bald aber wurd ich meines Schmerzes Herr, und zwar gerade dadurch, daß ich mich, abweichend von dem, was andere wohl in gleicher Lage zu tun pflegen, mit allem umgab, was der teuren Toten einst lieb und wert gewesen. Ich krame täglich in ihrem Schreib- und Nähtisch, in ihren Wäsch- und Kleiderschränken umher, stell alle Nippsachen an ihren rechten Platz und sehe vergilbte Blätter und Briefe durch, die mir alte glückliche Zeiten ins Gedächtnis rufen. Und warum all dies nicht ? Warum es vermeiden? Umgekehrt, es ist mir, als ob mir ein unendlicher Trost daraus erflösse… Meine Ruhe wiederzufinden ist mir freilich noch nicht geglückt, aber es ist der Verlust, der mich daran hindert, nicht das Gewissen. Ich habe mir

Weitere Kostenlose Bücher