Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
Vom Netzwerk:
aufzunehmen. Dies Wunder von Karnak hat eine Länge von 102 Metern und eine Breite von 51. Hundertundfunfzig Säulen trugen einst die Decke, die sich, im Mittelgange,
23 Meter
über den Fußboden erhob. Zwölf Säulen, zu beiden Seiten des Mitteleinganges, haben einen Umfang von zehn Metern (Durchmesser ungefähr elf Fuß). Mit einer einzigen Ausnahme stehen alle Säulen wie vor dreiunddreißig Jahrhunderten kerzengerade da.
    19. Januar . An diesem Tage besuchte der Prinz die Westseite von Theben (an der linken Seite des Nil), die »Nekropolis« und die beiden Steinriesen, sitzende Königsbilder, eines davon das Bildnis Amenhoteps oder Amenophis’ III., desselben, der den Amontempel in Luxor errichtete. Dies Bildnis, von dem sich während eines Erdbebens im Jahre 27 vor Christo Kopf und Oberteile loslösten, ist die berühmte Memnonssäule.
    Am Abend des 19. (der Abschied von Theben , um weiter flußaufwärts zu gehen, stand für den nächsten Tag bevor) wurde durch Konsul Tudrus und seinen Sohn ein Feuerwerk abgebrannt. Aber dabei blieb es nicht. Noch eine andere Aufmerksamkeit stand bevor. Brugsch schreibt: »Eben war alles dunkel geworden, als ich bemerkte, daß vom Dorf her Männer herankamen und auf unser Boot zuschritten. Auf meinen Anruf ›Wer da‹ erhielt ich Antwort ›Still‹. Es waren Tudrus und sein Sohn samt einem Knecht, die, so schien es, eine tief in Leinen gehüllte vierte Person führten und mühsam mit aufs Schiff schleppten. Dann legten sie, nach vorgängiger Verständigung, diese vierte Person auf einen zur Seite stehenden Diwan nieder. Als Tudrus samt Sohn und Knecht wieder fort waren, trat ich an die vierte Person heran und entfernte beim matten Schein der Schiffslaterne die Nadeln, die die kleineren Hüllen um Kopf und Hals zusammenhielten. Ein kleines, rundes, liebliches Mädchengesicht von weißestem Teint und mit schwarzem Augenpaar, den Hals mit einem weißen Collier geschmückt, lächelte mich spukhaft an. Ihr Alter zu bestimmen war mir unmöglich. Annähernd schätzte ich es mit Kennerblick auf 24 + 2700 Jahre. Es war eine thebanische Priesterin des Amon aus vornehmem Geschlecht. Der wohleinbalsamierte Leib lag in einem buntbemalten Karton. Tudrus hatte das Mädchen von irgendeinem fellachischen Schatzgräber in der Nähe der Memnonien erstanden und sich die Freude vorbehalten, dem Prinzen in nächtlicher Stunde die junge Thebanerin als Geschenk zu übergeben. Von ihrem spätern Schicksal in Dreilinden berichte ich am Schluß.«
    20. Januar . Von Theben bis Belessieh.
    21. Januar . Besonders stiller Tag. Als man an einsamster Stelle war, wurde man durch eine Bootbegegnung überrascht. Flußabwärts schwamm eine Dahabieh heran, auf der sich zwei junge württembergische Offiziere befanden. Ein Zufall wollte es, daß der Prinz vier Wochen später, auf dem Wege von Jaffa nach Jerusalem, abermals eine Begegnung mit Württembergern hatte, und zwar mit ›württembergischen Templern‹. Wir kamen nachmittags bis Ombos, das schon im Altertum wegen seiner vielen Krokodile berühmt war. Aber kein Krokodil war auf den Sandbänken zu sehen. ›Wo sind sie?‹ fragte der Prinz. ›Sie sind nur im Sommer da‹, erwiderte ein Alter, ›jetzt würden sie sich erkälten.‹«
    22. Januar . Von Ombos nach dem Dorfe Edfu und von diesem aus, an der Insel Elephantine vorüber, bis zur Stadt Assuan , im Altertum Syene (daher Syenit). Hier beginnt die Granitregion Ägyptens; der Nil bildet Fälle. Dicht hinter Assuan ist der erste Katarakt.
    22. zum 23. Januar . In der Nacht vom 22. zum 23. traf von Kairo telegraphisch die Meldung von dem am 21. Januar erfolgten Tode des alten Prinzen Karl ein. Prinz Friedrich Karl war sofort zur Rückkehr nach Berlin entschlossen, bis ein zweites Telegramm ihn bestimmte, davon Abstand zu nehmen und die Reise nach dem ursprünglichen Programm fortzusetzen. Dies zweite Telegramm rührte von Kaiser Wilhelm her und sprach aus, »daß er zur Beisetzung doch zu spät kommen würde«.
    23. Januar . Der Prinz bleibt am 23. noch in Assuan und Umgebung. Ein Ausflug nach der Katarakteninsel Philä wird unternommen. Besichtigung des Tempels. Nach der Rückkehr von diesem Ausflug erfolgt die Rückreise nach Kairo.
    23. bis 30. Januar . Rückreise von Assuan und dem ersten Katarakt bis nach Bedresheïn , eine halbe Tagereise südlich von Kairo. »Am 30. abends wurde Bedresheïn erreicht; die Schiffe legten vor Klein-Memphis an. Im Hintergrunde, nach Westen zu, leuchteten die

Weitere Kostenlose Bücher