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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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den Emir zweimal und wünschte ihm ein langes und glückliches Alter. »Vielleicht ein Wiedersehen in Deutschland.« Abd-el-Kader dankte gerührt. »Mein nächstes Reiseziel wird ein anderes sein, denn ich fühle, daß meine Tage gezählt sind. Möge der Segen Gottes allezeit auf Eurer Königlichen Hoheit ruhen.«
    VII. Von Damaskus nach Palmyra.
    Zurück nach Beirut
    9. März . Während des Aufenthalts in Damaskus hatte sich der Prinz schlüssig gemacht, trotz aller Unbill des Wetters die nach Palmyra geplante Reise wirklich anzutreten. Vizekonsul Kaufmann Lütticke zu Damaskus, der Palmyra von einem früheren Besuche her schon kannte, stellte sich dem Prinzen zur Verfügung und übernahm die Führung. Am 9. früh brach man auf. »Wir waren 150 Menschen (darunter 60 Tscherkessen und kurdische Reiter) und 200 Tiere. Den ersten Gruß brachten uns sechzehn in rasendem Galopp über die Ebene daherjagende Beduinen, ihren Scheich an der Spitze. Ein braun und weiß gestreifter Burnus umhüllt den Körper, aus der Vermummung des Kopfes schaut ein dunkelbraunes Gesicht mit martialischem Schnurrbart; die nackten Beine stecken in unbehilflichen Stiefeln, und eine dreizehn bis vierzehn Fuß lange Lanze wird in den Händen geschwungen. Ihre Rosse, durchweg Stuten, sind von kleinem Bau.« Man kam bis zu dem Lehmdorfe Qutaife, wo man lagerte.
    10. März . Fortsetzung der Reise. »Wir kampierten in der Wüste hart neben einer Ruine, die den Namen Chan-el-ahmar führte. Als die Nacht über die Wüste hereingebrochen war, veranstaltete Mr. Alexandre eine Soirée dansante. Unter der Beleuchtung von zwei mit brennenden Holzscheiten angefüllten Fackelständern, deren Flammen die Ruine mit einem roten Schimmer überzogen, traten alle nichteuropäischen Mitglieder der Expedition, von den Tscherkessen bis zu den Libanesen, zum Tanze an, um ihre Nationaltänze und Gesänge zum besten zu geben. So tanzten und sangen die Urahnen der heutigen Völker auf der Westseite des großen asiatischen Erdteils bereits vor Tausenden von Jahren, und wenn nun jetzt die flammenden Hölzer zu erlöschen drohten und die Sänger und Tänzer nach Licht riefen, gossen ihre Kameraden ganze Flaschen voll Petroleum in die glimmenden Kohlen hinein. Zuletzt erschien ein syrischer Diener Mr. Alexandres, ein wahrer Virtuose, und entlockte der syrischen Doppelflöte die wundervollsten Weisen.«
    11. März . Weitermarsch. Nachtquartier in dem Jagd- und Wüstendorfe Qariatên. Der Scheich von Qariatên erscheint, um den Prinzen im Lager zu begrüßen.
    12. März . Weitermarsch. Der Wüstenwind nimmt den Charakter eines Orkans an, und als man sich im »großen Zelt« zur Mittagstafel setzen will, bricht alles unter dem Sturm zusammen. Das Nachtquartier an der Quelle der »Steinböcke« war von gleichem Charakter. Schreckliche Stunden.
    13. März . Weitermarsch. Unerträgliche Staubwolken. Kein Zeltaufschlagen möglich, ebensowenig Herrichtung einer ordentlichen Mahlzeit. Spätnachmittag kam Palmyra in Sicht. Der Prinz versammelte seine Begleiter um sich und sagte, während er nach dem Trümmerfelde hinüberwies: »Es ist ein Jugendtraum, der mir im Alter in Erfüllung geht. Als ich noch ein kleiner Knabe war, empfing ich einmal ein Bilderbuch zum Geschenk, das unter anderen Darstellungen auch die der Ruinen von Palmyra enthielt. Die Abbildung und der poetische Name fesselten meine Aufmerksamkeit dermaßen, daß mich eine wahre Sehnsucht plagte, dereinst mit eigenen Augen die Wunder von Palmyra zu sehen. Mein ganzes Leben hindurch habe ich das Bild nicht aus dem Gedächtnis verloren und stets den Wunsch gehegt, den Jugendtraum wahr zu machen. So nahe dem Ziel, bin ich hocherfreut, die Wirklichkeit mit dem Ideale meiner Kindheit vergleichen zu können.«
    Gegen sieben war man da, und die Reiter stiegen von ihren Pferden, um bei der »Quelle an der Mühle« zu rasten. Leider war es eine stinkende Schwefelquelle und der Aufenthalt in ihrer Nähe nicht bloß unerfreulich, sondern auch ängstlich, weil man nicht wußte, woher Trinkwasser genommen werden solle. Zum Glück zeigte sich’s bald, daß Vizekonsul Lütticke mit seiner Versicherung, »das Wasser verliere durch Kaltwerden und Stehen sehr bald seinen Schwefelgeruch und sei dann vortrefflich«, recht behielt, und ehe die Nacht einbrach, bot der »Platz um die Mühle« das Bild eines bunten und heiteren Lagerlebens. Gegen zehn hatten wir ein treffliches Souper, und um elf suchten wir unsere Zelte und unsere Betten

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