Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)
70. »Er hatte neun volle Monate mit dreizehn Gefährten auf einer Eisscholle und sieben Wochen auf offenen Booten zugebracht dabei in steter Gesellschaft eines wahnsinnig gewordenen Gelehrten, Dr. Buchholz, den er wie ein Kind überwachen mußte. Nach maßlosen Leiden erreichte man Grönland und schließlich die Heimat.«
26. März . Stürmische Fahrt. Um drei Uhr Ankunft in Rhodus. Zweistündiger Besuch in der Stadt. Um sechs Uhr wieder in See. Das Wetter bessert sich.
27. März . Um neun Uhr früh zwischen Naxos und Paros; um sieben Uhr abends im Hafen von Piräus.
28. März . Alles früh auf Deck. Umblick. Um 8½ mit der Eisenbahn nach Athen . Erste Fahrt durch die Stadt. Um zwölf im Hôtel de la Grande Bretagne. König Georg I. und sein Bruder, der Kronprinz von Dänemark, begrüßen den Prinzen. Der Prinz zum Frühstück im Schloß. Nach dem Frühstück: Schliemann-Museum, Mykenä-Museum, Tanagra-Museum. Spazierfahrt in der Umgegend von Athen. Um 7½ der Prinz und seine Begleiter zum Diner im Schloß. Großfürst Konstantin. Dieser sprach mit Brugsch über die Zukunft des Orients und die Aufgaben Rußlands als des einzigen Vermittlers zwischen dem fernsten Osten und den europäischen Völkern. Vor allem hob der Großfürst hervor, daß Rußland die Aufgabe habe, »die Horden Chinas von Europa fernzuhalten«.
29. März . Fahrt nach Eleusis. Um zwei Uhr wieder im Hôtel de la Grande Bretagne. 4½ Uhr Abschied von Athen. 5½ wieder an Bord der »Nymphe«. Der französische Admiral erscheint an Bord, um den Prinzen zu begrüßen. Um sechs Fortsetzung der Reise.
30. März . Fahrt. Sturm.
31. März . Etwas besseres Wetter.
1. April . Auf hoher See.
2. April . Um vier Uhr früh der Ätna in Sicht.
3. April . Um sechs Uhr früh Neapel in Sicht. Um acht vor Anker. Botschafter von Keudell und die Generale von Cranach und von Alvensleben begrüßen den Prinzen. Besuch der Stadt (Aquarium); Besuch der nächsten Umgebung. Pompeji.
4. April . Vesuv. Sorrent. Amalfi. Rückkehr nach Neapel.
5. April . Fortsetzung der Reise. Nachmittags in Nähe von Ostia-Rom.
6. April . In der Frühe zwischen Elba und dem Festland. Um Mittag im Hafen von Livorno.
IX. Von Livorno bis Dreilinden
7. April . Von Livorno nach Pisa. Von Pisa (durch die Tunnel ) nach Genua. Ankunft drei Uhr nachmittags
8. zum 9. April . Von Mailand bis Ala.
9. April . Über den Brenner.
10. April . Abfahrt von München.
11. April . Ankunft in Großbeeren. Von da nach Dreilinden.
Kurze Zeit danach war Diner in Dreilinden , zu dem in erster Reihe die Teilnehmer an der Orientreise geladen waren. Als man sich von der Tafel erhoben hatte, führte der Prinz seine Gäste in den neu angebauten, geschmackvollen Billardsaal. Ein reich bemaltes altägyptisches Totenbild lag auf dem grünen Tisch. Es war die Mumie der Amonssängerin, die Tudrus, der thebanische Konsularagent, in nächtlicher Stunde (vgl. S. 380) von Luxor aus auf das Deck der Dahabieh geschmuggelt hatte. Die bunte Kartonhülle wurde geöffnet, die Mumienbinden gelöst, und der braune, wohlerhaltene Körper einer Jungfrau, die in der Blüte ihres Daseins das Zeitliche verlassen hatte, enthüllte sich vor den Blicken der Anwesenden. Kein Amulett, kein Schmuckgegenstand, keine Papyrusrolle fand sich an dem Leibe der heiligen Tempelmagd vor. Die Enttäuschung war eine allgemeine. Die Jungfrau hatte schließlich die weite Reise nach Dreilinden zurückgelegt, um, nach dem Befehl des Prinzen, ihre letzte Ruhestätte in der Ägyptischen Abteilung der Königlichen Museen in Berlin zu finden.
Wer sie dort sehen will, frage nach Nr. 8284.
9. Kapitel
Des Prinzen Friedrich Karl letzte Tage. Tod. Begräbnis. Charakter
Als der Prinz von seiner Orientreise zurück war, trat er sein Erbe an. Dies bestand im wesentlichen aus: dem Palais am Wilhelmsplatz, einem bedeutenden Barvermögen und der in Westpreußen gelegenen Herrschaft Flatow und Krojanke, wodurch die bis dahin ziemlich bescheidene Geldlage des Prinzen in eine vergleichsweise glänzende verwandelt wurde. Trotzdem aber sollten die Verstimmungen, an denen sein Leben so reich gewesen war, nicht enden. Ja, man darf sagen, daß er sich von Stund an nur noch bedrückter fühlte. Zum Teil war es körperlich. Er litt – was ihm auch ein beinah ängstliches Maßhalten bei Tische vorschrieb – an Blutandrang nach dem Kopf, das aber, worunter er schwerer litt, war ein mehr und mehr zutage tretender Mangel an Freiheit auf Gebieten,
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