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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Neuerungen nichts Besseres finden, als das Alte war, im Gegenteil, alles arbeitet einem reinen Despotismus in die Hand. Anstatt den König dem Volke zu nähern, entfernt man ihn von ihm; einige Faiseurs wollen alles machen und machen auch alles. Was nebenher der Menschenschinder im großen Babel mit all seinen königlichen Sklaven aushecken wird, wird bald zutage kommen. Uns und allen Völkern kann es nur nachteilig sein. Alles läuft darauf hinaus, auch Chef der Kirche sein zu wollen und das abendländische Kaisertum mit voller Despotie wiederherzustellen. Zum Schlusse fehlt nur noch, daß auch Kaiser Alexander das orientalische Reich wieder aufrichtet; dann sitzen wir und Österreich in der Mitte, geprellt von dem einen, gestoßen vom andern.
     
    Königs Geburtstag. Theatersachen
    Berlin, 5. August 1809
    Vorgestern war hier zu Königs Geburtstag ein prächtiges Konzert im Saale des Komödienhauses, und zwar zugunsten des Friedrichs-Instituts, des Mittags großes Diner bei Prinz Ferdinand, abends Ball von 300 Personen bei Minister von der Goltz. Die Stadt war ziemlich erleuchtet, meistens im Innern der Häuser. Das Konzert habe ich gehört. Unsere besten Stimmen sangen einen Akt aus einer von Righini komponierten Oper. Die Singakademie sang die Chöre sehr schön; eins, welches ein paar Crescendo-Passagen hatte, war ordentlich rührend. Schade war es, daß viel Regen fiel. Den Abend vorher sah ich Iffland den »Amerikaner« spielen; er war glänzend und hat uns alle bei herzlichem Lachen erhalten.
     
    Berlin, 8. August 1809
    Der Tod der Madame Schick macht alle Theater- und Musikliebhaber traurig; mir erschien sie als Sängerin nicht so vorzüglich, aber ihr Ruf von guten Sitten machte sie mir schätzbar.
     
    Berlin, 31. Dezember 1809
    Interessieren wird Dich vielleicht, daß die Bethmann, die das Publikum durch einen dummen Auftritt wegen ihrer Tochter sehr beleidigt hatte (deshalb übrigens auch in Hausarrest war), nun durch eine öffentliche Abbitte wieder zu Gnaden aufgenommen ist. Von dem elenden Vorfall wurde so viel gesprochen als wie vom letzten Friedensschlusse, denn es gehört zum Geiste der Zeit, daß die Komödianten nicht nur auf dem Theater, sondern auch im Publikum etwas vorstellen.
     
    Der Brand der Petrikirche
    Berlin, den 25. September 1809
    In der Nacht vom 20. d. hatten wir hier die fürchterliche Szene des Brandes der Petrikirche. Ich glaubte, der nächstgelegene Stadtteil würde abbrennen, denn der Sturmwind trieb das Feuer bis weit über meine Wohnung hinaus. In der Stralauer Straße fingen zwei Häuser und der Waisenhausturm Feuer; jene wurden gerettet, aber der Waisenturm brannte ab, nicht ohne Gefahr für das ganze umliegende Viertel. An der Petrikirche selbst war nichts zu tun, als sie brennen zu lassen; der Turm fiel zum Glück in sich zusammen, vierzehn Häuser aber, die nächsten unter dem Winde nach der Grünstraße zu, sind teils ganz abgebrannt, teils sehr beschädigt. Was das Feuer sehr vermehrte, war das , daß die auf dem Kirchensöller mietsweis aufgestellten Buchniederlagen von Haude und Spener und von Pauli gleich von den Flammen ergriffen und die Blätter brennend umhergetrieben wurden. Ohne die guten Anstalten zum Löschen, die Menge der Spritzen, besonders der Prahmspritzen, und ohne die herbeiströmenden Menschen würde gewiß ein Viertel der Stadt abgebrannt sein. Du kannst Dir eine Vorstellung von den Flammen machen, wenn ich Dir sage, daß es um zwei Uhr in der Nacht so hell vom Feuer wurde, daß ich bequem kleinen Druck lesen konnte. Die Urheber des Feuers sind gestern eingezogen worden. Es ist zunächst eine Schusterfrau, die einen bloßen Tischladen zum Verkaufe hat, den sie dann des Abends, für eine Erkenntlichkeit an den Küster, in die Kirchenhalle setzte. Da es kaltes Wetter war, hatte sie einen Feuertopf, um die Beine zu wärmen, gebraucht und diesen Feuertopf, ohne die Kohlen auszuschütten, am Abend samt ihrem Tisch und Stuhl in die Halle gesetzt. Und daraus ist der Brand entstanden. Vermutlich wird diese Kirche zunächst in Schutt und Trümmer bleiben; denn wo soll das Geld herkommen? Über dreißig kleine Krämer, die ihre Buden an der Kirche hatten, haben alles verloren.
     
    Rückkehr der königlichen Familie
    Liebenberg, 14. Dezember 1809
    Gestern hörte ich von Berlin her, daß die Schlächter in egalen Uniformen den König einholen wollen und daß ihn die Gärtnertöchter anreden und ihm mit einem Gedichte Langeweile machen werden.
     
    Berlin, den

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