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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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folgen sollen. Letzteres kann ich mit der Nachricht nicht reimen, daß die Garden bereits durch Glogau gezogen sind. – Stelle Dir vor, daß ein Brief, den ich im März an Schwager Wylich schrieb und in dem ich ihm beiläufig sagte, »daß wir durch die Truppendurchzüge litten«, in Wesel geöffnet, an das Pariser Polizeiamt gesandt und von diesem eine Weisung an Wylich gegeben worden ist, »in seinen Korrespondenzen keine Politik zu berühren«, also daß nun auch das Unschuldigste nicht mehr geschrieben werden darf.
     
    L., 26. Mai 1812
    Unser König ist vermutlich zur Dresdner Konferenz nicht eingeladen worden, sonst wäre er gewiß dahin gereist, da seinerseits nichts versäumt wird, um die durch Berlin reisenden vornehmen Oberen der französischen Armee zu bewillkommnen. Der König von Neapel hat sich, wie ich von Berlinern gestern erfuhr, sehr freigiebig gezeigt, sowohl gegen die königlichen Equipagen als auch gegen die Madame Overmann, bei der er inkognito abgetreten war. Unter anderem hat er auch ein englisches Racepferd, welches der junge Schickler hatte, für 500 Friedrichsdor gekauft. – Da nun alle Matadores zur Armee abgegangen sind, so kann der Zeitpunkt nicht entfernt sein, wo sich die Frage Krieg oder Frieden entscheidet. Die Russen haben keine geringen Gegenanstalten gemacht und haben, um nur eines zu nennen, fünfzehn Meilen von ihrer Grenze alle Lebensmittel, Fourage, Vieh, selbst Arbeitsgeräte hinter ihre Linien bringen lassen. Dieses sagen französische Offiziers, die hier durchkamen, um Rekruten zu holen. Die ganze alliierte Armee lebt aus Magazinen; der Bauer in Polen hat nichts, ja er ist froh, wenn der Soldat ihm ein Stück Brot abgibt. Auf der Frankfurter Route ist es ebenso gegangen wie auf manchen Gütern in Schlesien; Saathafer und Gerste sind genommen worden, wo es an Futter fehlte, und hätte die schnelle Witterungsänderung nicht Gras hervorgebracht, so hätte unser Vieh in den kahlen Wäldern und Wiesen verhungern müssen.
     
    L., den 6. Juni 1812
    Ich freue mich um Deinetwillen, daß der vornehme Schwarm aus Glogau fort ist, denn hoffentlich wird nun einige Erholungszeit eintreten. Der gelbsüchtige höfliche Mann, von dem Du schreibst, gehörte zu den Lieblingen des Kaisers. Ob er es noch ist, steht dahin. Er hätte übrigens nicht nötig gehabt, die Gelbsucht eigens mit auf die Reise zu nehmen, denn nach den Nachrichten, die wir hier haben, herrscht sie in tödlichem Grade bei den Truppen. Er konnte sie also dort, wo er hinwollte, schon vorfinden. Was Du von unserem alten Feldmarschall schreibst, hat mich nicht überrascht; da man uns schmeicheln will, mußt er auch gut empfangen werden. Mit dem sächsischen Hofe soll man nicht so ganz zuvorkommend umgegangen sein, sondern alles etwas de haut en bas behandelt haben. – Die Armeecorps hatten schon vor der Dresdener Zusammenkunft Befehl, weiter vorzurücken, und waren großenteils über die Weichsel gegangen; ich befürchte daher, daß nun auch Ostpreußen in Mitleidenschaft gezogen wird. Einige von der Armee zum Rekrutenholen abgeschickte französische Offiziere machten kein günstiges Gemälde von der Lage der Truppen, sie litten Mangel am Notwendigsten, und Krankheiten äußerten sich über Erwartung. Wie es unserem Yorckschen Corps geht, wissen wir aus einigen Soldatenbriefen; sie klagen über Mangel und melden, daß Wasser ihr Hauptgetränk sei. Dem Gerüchte, daß mit Rußland eine Übereinkunft getroffen sei und der Krieg nicht statthaben werde, kann ich keinen Glauben schenken; vielmehr will ich wetten, daß in vierzehn Tagen Tätlichkeiten vorgefallen sein werden. Wir sehen voller Ungewißheit in die Zukunft, und obgleich Ängstlichkeit nicht in mir liegt, so bin ich doch überzeugt, daß wir, es möge glücklich oder unglücklich ablaufen, immer als der leidende Teil aus diesem Kriege hervorgehen werden. Alliierter oder Feind, wir werden aufgezehrt.
     
    L., 12.Juni
    Aus Glogau höre ich, daß Marschall Bessières nur eine Nacht bei Danckelmanns im Quartier gewesen ist. Er benahm sich etwas steif, sonst höflich.
    Bei Danzig und in unserm Westpreußen wird schon grün fouragiert für die Kavallerie. Einige französische und badische Offiziere, die zum Rekrutenholen von der Armee zurückkamen, haben ohne Rückhalt erzählt, daß Mangel und Krankheiten die Menschen und Hunger die Pferde aufriebe. Alles ist unzufrieden bis zum Schimpfen. – In Stettin hat sich vor circa vierzehn Tagen eine ähnliche Geschichte wie

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