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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Protest überreichen müssen. Sodann verlautet, daß auch der Magistrat dem französischen Gouverneur im Namen der Bürgerschaft erklärt habe, »da die Residenz kein Kriegsplatz wäre, so könnte auch kein Artilleriefeuer in den Straßen der Stadt geduldet werden. Der erste Kanonenschuß, der einen Bürger oder sein Eigentum beschädige, würde das Signal zur Sturmglocke sein und könne von dem Augenblick an der Magistrat für die Folgen nicht einstehen.« –
    Übrigens hab ich den Schreck bewundert, den die tollkühnen Kosaken den jungen, unerfahrenen französischen Soldaten einjagten, obgleich jene wenig gefährlich sind. Ein junger Graf Schwerin, der unvorsichtig genug gewesen ist, gestern vor dem Tore zu reiten, ist in das Scharmützel hineingeraten und von einer Kugel schwer verwundet nach Hause gebracht worden. Ein paar Bürgersleute sind auch blessiert.
     
    Lb., 22., morgens
    Ich wollte, wir wären in Ruhe, deren wir so sehr bedürfen. Um Dir einen Begriff von dem Umfange der Aushebungen zu machen, so sag ich Dir nur, daß mir der Kutscher und drei Hofknechte samt einem Taglöhnersohn genommen sind. Wenn das aus einer Wirtschaft geschieht, so kannst Du Dir denken, wie’s im Ganzen geht.
     
    B., d. 4. März 13
    Heut ist uns endlich das Heil widerfahren, daß die Franzosen des morgens vier Uhr die Stadt verlassen haben. Seit meinem vorigen Briefe machten sie zu belachende Anstalten, um die Stadt zu verteidigen, in der Tat aber sah man, daß sie von Furcht erfüllt waren. Nur zwei Tore: das Brandenburger und das Oranienburger Tor, waren offen gelassen, die anderen hatte man inwendig bis zu zehn Fuß hoch mit Erde beschüttet, damit sie nicht geschwind frei gemacht werden könnten. Am Potsdamer und Brandenburger Tor waren die nächsten Häuser mit vierzig und fünfzig Mann belegt; Graf Reuß hatte deren sogar 100 und den General Grenier dazu. Dieser (Grenier) hatte nicht, wie gewöhnlich, zum Abmarsch trommeln lassen, und die mündliche Bestellung mußte wohl schlecht besorgt worden sein, kurzum, einige achtzig französische Soldaten, die einquartiert gewesen waren und erst durch den Lärm vom Abmarsch ihrer Landsleute erfuhren, wurden noch in der Stadt überrascht und gefangengenommen. Um elf Uhr waren gewiß 2000 Kosaken und ein Regiment Dragoner in der Stadt. Wollte nur Gott, daß alles dies uns endlich zu einem festen und ruhigen Zustand hinüberführte. Der Kommandant von Spandau, ein Holländer, Graf Hogendorp, hat es wie der Glogauer gemacht und alles Vieh von den benachbarten Ortschaften eintreiben, heut auch die Gewehrmanufaktur auf dem Plan und die Vorstadt von Spandau abbrennen lassen. Der Mensch verdient dafür einer harten Strafe zu begegnen, denn das elende Nest Spandau kann sich, wenn es ordentlich angegriffen wird, nicht halten, und doch tut er einen so großen Schaden. – Einige französische Legationssekretäre, die die Kosaken hinter Potsdam aufgefangen haben, sind von diesen über Oranienburg und Liebenwalde weiter rückwärts transportiert worden. Überhaupt sind die Kosaken wahre Spürhunde und wahrlich nicht solche verächtlichen Feinde, wie die französischen Bulletins sie beschreiben. Sie haben hier keinen Augenblick gezaudert, mit der Infanterie sich herumzuschießen, und wenn sie gar eine Aussicht auf Beute haben, so sind sie tollkühn.
    Die armen Sachsen beklag ich von Herzen; sie sind das Opfer der französischen Gesinnung ihres Ministeriums und werden jetzt feindlich behandelt werden, wozu die Proklamation ihres fliehenden Königs nur noch mehr beitragen wird. Wahrscheinlich sind russische Abteilungen schon bis gegen Dresden vorgerückt, und gestern wurde versichert daß sie in Luckau 100 000 Taler Kontribution eingefordert hätten. – Auch gegen die Bayern äußern sich die Russen sehr feindlich. – In Amsterdam haben, wie ich höre, sehr beunruhigende Szenen stattgefunden. Auch hier würd es nicht an Volksgewalttätigkeiten gefehlt haben, wenn die 4000 Mann starke Bürgerwache nicht sorgfältig ihren Dienst beobachtet hätte. Nur in einzelnen Handlungen, und namentlich bei der Kosakade vom 19. Februar, trat die feindselige Volksstimmung unverhohlen hervor. – Von Geheimrat Fockes Söhnen ist der älteste (der schon Assessor war) und der dritte mit in den Krieg, Überhaupt aber sind von hier 6000 Freiwillige teils nach Breslau, teils nach Kolberg abgegangen, von denen gewiß zwei Drittel durch Beiträge ausgerüstet worden sind. Bei dem guten Willen, den jeder

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