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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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kennenlernen. Was ist das für ein Schwätzer! Er fängt jede seiner Erzählungen immer mit Lachen an.
     
    Berlin, den 8. Febr. 13
    Die Russen müssen entweder nicht stark genug sein, um rasch vorwärts zu gehen, oder sie sind, vielleicht im Hinblick auf Polen, um ihre Rückzugslinie besorgt. Sonst hätten sie längst und ohne große Hindernisse bis hierher kommen können. Es existiert an widerstandsfähigen Truppen nichts als das Greniersche Corps, und dieses ist auf dem Papiere stärker als auf dem Felde. Hätten die Russen Nachricht davon gehabt, so würden ein paar Pulk Kosaken ausgereicht haben, eine Menge hohe und niedere Offiziere wegzufangen. Obgleich alles, was die Franzosen tun, sehr geheimgehalten wird, so geben doch allerhand Maßregeln zu erkennen, daß sie diese Stadt zu verlassen sich bereit machen. Ein Jammer ist es, die Kranken aus Stettin und Küstrin hier ankommen zu sehen. Viele werden schon tot aus dem Wagen genommen, und in den Lazaretten sterben sie massenhaft. Ob es wahr ist, was Soldaten hier ihren Wirten erzählen, »daß bei Sprengung des Kremls und der Mauer von Smolensk die an diesen Orten befindlichen Lazarette mit in die Luft gesprengt wurden«, laß ich dahingestellt sein. Es wäre das der zweite Teil zur Expedition von Jaffa. Unsere Ärzte sind einstimmig der Meinung, daß alle diejenigen, die selbst noch mit einem Anscheine von Gesundheit hier ankommen, im Frühjahr erkranken und sterben werden. – Wenn Königsberger Zeitungen nach Breslau kommen sollten, so suche sie zu lesen; es sind darin allerlei Kuriosa. Besonders die Erklärung des General Yorck. Das wird eine zweite Schilliade, nur von weiterem Umfange. Im Tatsächlichen mag Yorck recht haben, aber in den Formen fehlte er doch gewaltig. – Baron von Stein, dem die Ziviladministration in Ostpreußen übertragen ist, wohnt bei Nicolovius und verfährt, seiner Gewohnheit gemäß, ganz rasch. – Lies doch auch den »Moniteur«, der jetzt alle Unfälle der Franzosen auf General Yorck schiebt, obgleich er hundert Meilen von dem Orte war, wo die letzten Szenen des Trauerspiels vorfielen.
    Die Erhebung Preußens
    B., 12. Februar 1813
    Seit meinem Letzten erschien hier die Aufforderung zu Errichtung der Freiwilligen. Ein Schwindel ist sofort in die Köpfe aller jungen Leute gefahren. Alles stellt sich, alles will mit. Ich weiß nicht, was ich von der Sache denken soll. Mir gefällt sie nicht. Solange man nicht ausspricht, gegen wen es gemeint ist, bleibt es etwas Mißliches, und alle diese jungen Leute, wenn es nicht gegen den geht, dem sie gern eins anhaben möchten, werden Sottisen begehen. – Von Breslau wird geschrieben, daß General Scharnhorst wieder in Dienst getreten sei. Was das bedeutet, löst sich von selbst. Du wirst am besten wissen, was hiervon wahr oder nicht. Überhaupt arbeitet jetzt alles unter der Hand, welchem Unwesen ich nicht Beifall geben kann. – Die Franzosen trauen uns in keinerlei Art, können auch nicht, denn Bürger und Bauern geben ihnen ihren Widerwillen deutlich genug zu verstehen, was ich beiläufig nicht klug gehandelt finde. Denn gerade wir, wir haben am meisten zu fürchten, wenn der Allgewaltige mit einer neuen Heeresmacht heranzieht. –
    Im Münsterschen und Bergischen hat die enorme Konskription Unruhen veranlaßt. Ebenso ist in Bayern Uneinigkeit zwischen Vater und Sohn wegen neugeforderter Truppenaushebungen. Allerwärts scheint Zunder zu glimmen. – Unter so vielen düstern Aussichten erscheint manchmal ein lustiger Einfall, ein gutes französisches Wortspiel. Der Gewaltige schilt seinen Gärtner zu St. Cloud darüber, daß die Treibhäuser in schlechtem Zustande seien. Der entschuldigt sich, »parce qu’on l’a laisse manquer de tout«. Das Ende seiner Entschuldigung aber ist: »Voilà pourquoi les lauriers sont flétris et les grenadiers gelés.«
     
    B., den 21. Februar 1813
    Die Geschichte von der Uneinigkeit der hiesigen Bürger mit dem französischen Militär – veranlaßt durch einige aufgegriffene Krümper, die nach Kolberg gehen sollten und bei dieser Gelegenheit ein französisches Wachkommando insultierten – hätte schlimmer werden können, wenn nicht die Polizei und Bürgergarde das Rechte getan und die Rädelsführer arretiert hätten.
    Die königliche Familie, die noch hier ist, hat es sehr übelgenommen, daß man französischerseits gewillt gewesen ist, das Schloß zu einer Art von Defensionsburg zu machen. Der Minister von der Goltz hat dem Gouverneur einen derben

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