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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Kontakten. Kennen
Sie
den Statthalter?«
    »Nein«, erwiderte ich traurig. Ich ließ eine Pause eintreten. »Ich kenne nur den Kaiser.«
     
    Wir verstanden uns hervorragend. Inzwischen waren wir die besten Freunde. Tranken zusammen, blickten auf das glitzernde Wasser des Golfs von Korinth, überlegten, ob wir uns einen Teller knusprig gebratenen Weißfisch gönnen sollten, fragten uns beide, wie viel der andere wusste.
    »Sie müssen mehrere Tage auf der anderen Seite des Golfs verbracht haben«, sagte ich. »Nachdem Statianus sich weigerte, mit Ihnen zurückzukommen, was haben Sie dann gemacht?«
    »Ich war in einem einheimischen Dorf«, antwortete Polystratus. »Hatte noch etwas in eigener Sache zu erledigen. Einkäufe zu machen. Ein Nebenerwerb, wissen Sie?«
    »In den großen Krügen?«
    »Gesalzener Thunfisch. Wollen Sie probieren? Ich habe einen offen gelassen, falls jemand um eine Probe bittet. Ich würde lieber hier verkaufen und nach Möglichkeit die Transportkosten sparen.«
    Ich stimmte zu. Das war eine einfache Möglichkeit, seine Geschichte zu überprüfen. Er lieh sich einen Löffel von den Männern am Nebentisch, die zwar verblüfft schauten, ihn aber hergaben, als dächten sie, Polystratus sei jemand Wichtiges. Wie Phineus hatte er dieses Auftreten. Er erwartete, dass er seinen Willen bekam.
    Ich blieb, wo ich war. Pfeifend ging Polystratus zu seinem Karren, wo er an einer der bauchigen Amphoren herumhantierte. Er brachte mir einen Löffel voll Fisch, nicht zu salzig. Ich bezweifelte, dass er den Transport gut überstehen würde, aber ich hatte schon Schlimmeres gekostet.
    »Nicht schlecht.« Ich sprach ihn auf die Gefäße an. In Griechenland bekommt man hauptsächlich die hohen, schmalen zu sehen. »Diese dicken, bauchigen Amphoren habe ich das letzte Mal in Baetica gesehen, wo sie für Olivenöl benutzt werden. Ich wusste nicht, dass diese Form für andere Gebrauchsgüter jemals so weit nach Osten gekommen ist.«
    Polystratus nickte sofort. »Wiederverwendet. Der Geizhals, bei dem ich einkaufe, stellt nicht mal neue Krüge zur Verfügung … Kein Interesse? Ich werde es weiter versuchen. Jemand mag das Zeug vielleicht. Sonst muss ich die ganze Ladung mitschleppen, wenn wir weiterziehen …«
    »Sie planen, die Tour fortzusetzen?«
    »Ach, hat man Ihnen das nicht erzählt?« Polystratus gefiel es, mir voraus zu sein. »Aquillius kann unsere Kunden nicht auf ewig festhalten. Wir haben ihm mit einer gerichtlichen Verfügung gedroht, und er hat sie freigelassen. Wir verlegen sie nach Athen, lassen sie die Pnyx beschnuppern, den Spartanermädchen am Erechtheion schöne Augen machen – haben Sie’s mit Karyatiden? –, zum Parthenon hinaufkraxeln, um Pallas Athene ihren Respekt zu erweisen, und dann von Piräus über das weindunkle Meer segeln.«
    Ich verbarg meine Enttäuschung. Mir fiel auf, dass er »wir« gesagt hatte. Hieß das, er stand im Kontakt mit Phineus, obwohl der auf der Flucht war?
    »Waren Sie, abgesehen von Delphi, nur in dem Salzfisch-Dorf?«
    »Warum hacken Sie so darauf herum, Falco?« Polystratus warf mir die Gaunerversion eines erstaunten Blickes zu. »Hier und da. Dies und das. Was soll das Ganze? Sie wären überrascht, wie lange es dauert, einen lausigen griechischen Fischeinleger zu überreden, Ihnen ein paar Amphoren zu verkaufen. Einen Tag, um ihn aus seiner Hütte aufzuscheuchen und wach zu kriegen. Einen weiteren Tag Streitereien um den Preis. Einen Tag, an dem man ihn zum Trinken einlädt, um zu feiern, dass er einen übers Ohr gehauen hat …« Ohne offensichtliche Herausforderung fragte er: »Was haben
Sie
da drüben gemacht, Falco?«
    »Dasselbe wie Sie. Versucht Tullius Statianus in die Zivilisation zurückzulocken.«
    »Nicht mehr Glück gehabt als ich?«
    »Nein. Nachdem er sich mit Ihnen getroffen hatte, ist er verschwunden. Direkt nach Lebadaia.« Wieder tat Polystratus so, als hätte er nie von dem Ort gehört. »Trophonios«, gab ich ihm das Stichwort. »Statianus wusste, dass es dort ein weiteres Orakel gibt.«
    »Oh, das ist eines dieser böotischen Heiligtümer! … Phineus bringt Ausflügler dort hin. Wir bieten Trophonios auf unserer Orakel-Odyssee an – mal ein bisschen was anderes –, aber die hat nicht viel Zulauf.«
    »Das kann ich verstehen.« Wenn Phineus und Polystratus wussten, dass Trophonios »ein bisschen anders« war, dann wussten sie vermutlich auch alles über das Ritual. Vielleicht wussten sie ebenfalls, wie das Orakel tatsächlich

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